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Zwei schwere Auswärtsspiele standen für Borussia Mönchengladbach auf dem Spielplan, sechs Punkte und 6:1 Tore sind das stolze Ergebnis. Nach dem Sieg bei Bayern kehren die Borussen nun mit einem luxuriösen Resultat aus Hoffenheim zurück. Der Endstand von 1:4 gibt die Spielstärke der Gladbacher wieder; um die Brillanz aufzunehmen muss man sich schon die hinreissend herausgespielten Tore ansehen.

Und das, obwohl die Abwehr ohne Martin Stranzl mehr Möglichkeiten als sonst zuließ. Auffallend mehr Gefahr durch Kopfballchancen war da zu sehen, was den Wert des österreichischen Verteidigers für sein Team unterstreicht. Und vor dem 1:0 hatte Schiedsrichter Kinhöfer dem Hoffenheimer Schipplock ein einwandfreies Tor gestrichen. Die tatsächliche Führung des Gegners weckte die Borussen dann aber auf, und wie.

Nur wenige Minuten später gab es die saubere Kombination über Wendt, die zum Elfmeter führte und danach drehten die Borussen richtig auf. Mühelos spielten sie sich von hinten heraus durch das Hoffenheimer Pressing, bis diese sich nach dem 1:3 wie angeschlagene Boxer weiter nach hinten stellten. Kruse, wieder mit ansprechender Form und Schnelligkeit, Raffael, Herrmann und Wendt rissen die Hoffenheimer nach Belieben auseinander und noch vor der Pause hätte der ebenfalls gute Johnson das 1:4 machen müssen.

Alle Kombinationen zu den Toren waren eine Augenweide und an allen war Kruse beteiligt. Der vielleicht schönste Angriff führte zum 1:4 durch Herrmann, nachdem die Hoffenheimer wieder Mut gefasst und mehr Spieler nach vorn postiert hatten. Von Gegnern foulverdächtig bedrängt spielt Xhaka den Ball nach außen zu Kruse, der ihn mit dem Kopf zu Johnson zurücklegt. Der Amerikaner schickt Kruse direkt die Außenlinie lang, in der Mitte startet Herrmann wie ein Pfeil von der Sehne und 3 Ballkontakte und 6 Sekunden nach Johnsons Pass aus der eigenen Hälfte ist der Ball im Hoffenheimer Tor. Schneller und tödlicher geht es nicht. Innerhalb von 35 Minuten hatten die Borussen ihre Gegner deklassiert.

Nach einem solchen Spiel gibt es natürlich Lob für viele zu verteilen, und das wollen wir uns auch gönnen. Da wäre zuerst Patrick Herrmann, der mit einem Doppelpack auf nunmehr 10 Saisontore kommt. Zudem gab er die sehenswerte Einleitung vor dem 1:3, als er wie ein Quirl durchs Mittelfeld fegte und Kruse den Ball bildschön mit dem Außenspann in den Lauf legt. Kruse wiederum verkörperte alleine das, was die Mannschaft in diesem Spiel so stark machte, die blitschnelle Geistesgegenwart, mit der jede Situation fixer erfasst wurde als beim Gegner und jeder neue Angriff schneller eingeleitet wurde. Geistig und körperlich immer einen Schritt voraus war er für die Hoffenheimer Abwehr nie zu fassen.

Wendt demonstrierte, wie wirkungsvoll er in der Offensive sein kann, wenn er in die Position kommt, seine Hereingaben scharf und flach vors Tor zu spielen. Eine führte zum Elfmeter, eine zum 1:2 durch Herrmann. Granit Xhaka spielte souverän von hinten durch die Hoffenheimer Pressingversuche, solange das nötig war und ließ sich auch von Nickeligkeiten, die Kinhöfer laufen ließ, nicht provozieren.

Zur Belohnung gönnte er sich gelegentlich einige lange Bälle, die man so in der Bundesliga nur noch selten sieht. Kurz vor der Pause legte er dabei Kruse den Ball aus der eigenen Hälfte heraus im gegnerischen Strafraum fast auf den Fuß. Auch wenn das mehr nach einem Lustpaß bei komfortablem Spielstand aussah, können solche Pässe auf die schnellen Außen auch in anderen Situationen einmal ihre Wirkung zeigen.

Wie nach dem Spiel in Bayern waren alle Borussen bemüht, ihre Leistung nicht zu sehr zu loben und auf den nächsten Gegner zu schauen. Das Pokalspiel am Mittwoch Abend um 19:00 beschert ihnen dabei mit Drittligist Bielefeld die einzige verbliebene Mannschaft außerhalb der Bundesliga als Gegner. Was ein Weiterkommen, wenn überhaupt, nur unwesentlich erleichtern dürfte.

Denn die Arminen führen die dritte Liga souverän an und dürfen von der Spielstärke her ohne weiteres wie ein Zweitligist eingeschätzt werden, dazu kommt für die Westfalen das Heimspiel in der Pokalatmosphäre. Die Gladbacher geben sich nicht zu Unrecht gewarnt, dafür sorgen alleine schon die Pokalpleiten von Werder Bremen und Hertha BSC  auf der Alm. Und Bielefeld ist wieder ein mal auf dem Weg, sich zurück in die höheren Ligen zu kämpfen.

Eine fünfjährige Zeit in der Bundesliga ging 2009 zu Ende, als die Arminen kurz vor Saisonende 6:0 gegen Dortmund verloren, während Borussia Mönchengladbach mit seiner gleichzeitigen 5:0 Niederlage gegen Leverkusen ein wichtiges Tor gutmachte. Bielefeld stieg ab, Trainer Frontzeck wechselte zur Borussia.  Unter endlosen Finanzquerelen stiegen die Arminen zwei mal in die dritte Liga ab, vor dieser Saison gab es einen Totalaustausch mit 12 Neuzugängen, die nicht weniger als 24 Abgänge kompensieren. Und es gab vor einem Jahr mit Norbert Meier einen neuen Trainer, nicht weniger als den fünften, der auch bei Borussia Mönchengladbach trainiert und auch gespielt hat.

In Mittelstürmer Fabian Klos hat Meier seinen wohl wichtigsten Spieler. 19 Tore hat der 1,93-Mann in dieser Saison auf dem Konto, der oft als einzige Spitze antritt. Mit Peer Kluge wird es in diesem Spiel kein Wiedersehen geben. Der frühere Borusse, der im Sommer ablösefrei nach Bielefeld kam, hat eine Hüft-OP hinter sich und absolviert seine Reha. Mit acht Saisoneinsätzen war der 34jährige Kluge für die Bielefelder allerdings nicht unersetzlich. Bei den Borussen wiederum wird Favre auf Stranzl verzichten müssen, der vor dem Spiel in Hoffenheim mit Kniebeschwerden ausfiel und möglicherweise noch einige Wochen ausfällt.

Aufstellungen

Borussia: Sommer - Wendt, Brouwers, Dominguez, Jantschke; Hazard, Xhaka, Kramer, Hahn; Raffael, Hrgota

Bielefeld: Schwolow - Dick, Burmeister, Salger, Schuppan; Junglas, Schütz, Hemlein; Müller, Mast; Klos

SEITENWAHL-Tipps

Christian Heimanns: Wenn der Kopf beim Pokal ist und nicht bei der möglichen Qualifikation für die Champions League, buchen die Borussen mit einem 2:0 Erfolg das Halbfinale. Aber nur dann.

Christoph Clausen: Der Tabellenführer der 3. Liga wäre schon auf gepflegtem Rasen kein einfacher Gegner. Auf ostwestfälischem Acker holpert das Gladbacher Kombinationsspiel und nur weil die Borussia auch körperlich dagegen hält, zieht sie ins Halbfinale ein. Nach einem harten Stück Arbeit steht am Ende ein 2:0.

Michael Heinen: Borussia ist in so guter Form, dass selbst der starke Drittliga-Spitzenreiter keine Hürde darstellt. Mit einem ungefährdeten 2:0 zieht Borussia ins Halbfinale ein, wo wieder einmal die Bayern warten werden.

Christian Spoo: Bielefeld verfügt über eine Eigenschaft, die Bayern und Hoffenheim nicht in die Waagschale werfen konnten: Leidenschaft. Damit tut sich Borussia nicht ganz leicht. Am Ende setzt sich aber Klasse durch und ein 2:0-Sieg lässt die Berlin-Träume weiter gedeihen.