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Freitag Abend ist Fußball. Bundesliga. Borussia spielt in Frankfurt.

Hallo?

Interessiert sich jemand für Fußball? Oder geht es in diesen Tagen nur um die Seifenopern am Rande des Geschehens? Schaut jemand hin, wenn die sportliche Überraschungsmannschaft der Saison um die direkte Qualifikation zur Champions-League spielt? Oder ist es interessanter, den Verantwortlichen einer Fußball-Aktiengesellschaft beim Weinen zuzusehen? Oder das Kasperletheater bei einem von Mäzenen gerade so am Leben erhaltenen Abstiegskandidaten zu verfolgen? Aber zum Hochmut besteht kein Anlass. Es ist noch nicht so lange her, dass auch Borussia die soapinteressierte Öffentlichkeit mit Theater und dem Auftritt höchst unseriöser Möchtegern-Funktionäre unterhalten hat. Freuen wir uns also angesichts der Trauerspiele von Dortmund und Hamburg darüber, dass wir uns in diesen Tagen auf Fußball konzentrieren können.

Eins muss man Ballsportverein 09 Dortmund lassen: auch in einer Saison, die sportlich zum Vergessen ist, versteht man sich auf PR. Der vermeintliche Paukenschlag des angeblich unerwarteten Abgangs von Jürgen Klopp beherrschte und beherrscht die Schlagzeilen. Fast ein Wunder, dass die ARD an jenem tränengetränkten Mittwoch der Versuchung widerstand, der Tagesschau einen „Brennpunkt“ aus Dortmund folgen zu lassen. Auch, wenn es vermutlich nicht ganz der Wahrheit entspricht: Baden wir uns im guten Gefühl, der Verein gewesen zu sein, der der schlechtrasierten Werbeikone am vergangenen Wochenende endgültig die Lust am Pöhlerdasein genommen hat. Und hoffen wir darauf, dass der tolle Auftritt Borussias gegen Dortmund nicht der letzte dieser Art in dieser Saison war. Gerne darf schon am Freitag Abend der nächste folgen. Wenngleich auch und gerade jetzt das Favresche Mantra von der „schwääären“ Aufgabe angebracht ist.

Immerhin ist Eintracht Frankfurt die einzige Bundesligamannschaft, die Borussia in dieser Saison bisher eine Heimniederlage beigebracht hat. Andererseits konnte Borussia ebenfalls in dieser Spielzeit schon in Frankfurt gewinnen. Das aber war im Pokal und da gelten bekanntlich!

Bei Eintracht Frankfurt lief es in den vergangenen Wochen alles andere als rund. Das letzte Erfolgserlebnis war ein Heimsieg gegen Paderborn, danach unterlagen die Hessen bei den abstiegsgefährdeten Stuttgartern und verspielten zuhause gegen nicht minder bedrohte Hannoveraner eine 2:0-Führung. Die 0:3-Niederlage bei Bayern München dagegen kann als „erwartet“ abgehakt werden. Schließlich gewinnt fast niemand beim deutschen Dauermeister.

Die Voraussetzungen vor dem Heimspiel gegen Borussia könnten für Frankfurt besser sein. Trainer Thomas Schaaf muss auf viele Stammspieler verzichten. Für Torjäger Alex Meier ist die Saison verletzungsbedingt schon zu Ende, mit Carlos Zambrano fehlt der Abwehrchef. Marco Russ ist weiterhin verletzt, dazu kommt die Gelbsperre für Alexander Stendera, der in der Hinrunde gemeinsam mit Meier für den Frankfurter Sieg im Borussia-Park sorgte. Womöglich fällt auch noch Stephan Aigner aus, der unter Muskelproblemen leidet. Für diesen Fall könnte U19-Flügelspieler Lucas Waldschmidt zu seinem ersten Bundesligaeinsatz kommen, zumindest im Kader wird der Nachwuchsmann wohl auftauchen. Trotz der Ausfälle wird Frankfurt am Freitagabend keine Rumpftruppe aufbieten, der Kader der Hessen ist groß genug, die Ausfälle ohne allzu großen Qualitätsverlust zu kompensieren.

Abgesehen von den Personalproblemen war Thomas Schaaf aber auch mit dem Auftreten seiner Mannschaft zuletzt unzufrieden. Mit einem 42-minütigen Monolog stimmte er seine Spieler zu Beginn der Trainingswoche auf die kommende Aufgabe ein. Der sonst so gelassene Trainer habe sich in Rage geredet, berichten Beobachter der Szene. Der Hintergrund ist klar: Trotz der zuletzt mangelhaften Darbietungen und Ergebnisse hat Eintracht Frankfurt noch alle Chancen, sich für einen internationalen Wettbewerb zu qualifizieren. Die Teams im Mittelfeld der Liga punkten alle nur unregelmäßig. Aller Voraussicht nach reicht wegen der Konstellation im DFB-Pokal auch Platz sieben für die Euro-League-Qualifikation. Frankfurt als Achter hat aktuell nur zwei Punkte Rückstand auf diesen möglichen Quali-Platz, alle Teams bis hinunter zu Hertha BSC Berlin (!) können sich noch Chancen auf Europa ausrechnen. Von daher ist – so die Schaafsche Marathon-Ansprache gefruchtet hat – am Freitagabend mit einer zumindest sehr engagierten Eintracht zu rechnen.

Borussias Personalsorgen sind deutlich geringer als die des Gegners. Dennoch kann man nicht oft genug betonen, wie sehr Martin Stranzl fehlt und dass sein Ausfall die Stabilität des Abwehrverbundes doch sichtbar beeinträchtigt. Da für den Kapitän das Frankfurt-Spiel definitiv zu früh kommt, sollte Lucien Favre keinen dringenden Bedarf haben, die Startelf gegenüber dem vergangenen Wochenende zu verändern. Stranzls Ersatz Roel Brouwers macht seine Sache ordentlich und einen kopfballstarken „Langen“ will Favre hinten drin haben, so dass die Variante mit Korb auf rechts und Jantschke und Dominguez innen eher nicht in Frage kommt. Oscar Wendt links hinten sollte ohnehin gesetzt sein, der Schwede befindet sich seit Wochen in bestechender Form.

Im defensiven Mittelfeld hat der Trainer die Wahl: Christoph Kramer steht nach abgelaufener Gelbsperre wieder zur Verfügung, sein Ersatz Havard Nordtveit hat seine Sache gegen Dortmund gut gemacht. Weiter vorne besteht wenig Anlass zur Rotation. Hazard für Johnson wäre gegen Frankfurt womöglich zu waghalsig, das Experiment mit André Hahn im Sturmzentrum schreit nicht nach dringender Wiederholung, solange es um so viel geht, wie im Moment.

Und tatsächlich geht es in den letzten sechs Spielen der Saison um sehr viel. In der momentanen Situation mit Platz drei als Wunschziel darf Borussia nicht einen einzigen Punkt verschenken. Dessen ist sich bei Borussia sicher jeder bewusst und man muss hoffen, dass diese Tatsache die Spieler auch weiter eher beflügelt als hemmt.

Frankfurt: Trapp – Chandler, Anderson, Madlung, Oczipka – Hasebe, Ignjovski – Aigner (Inui), Kittel – Valdez, Seferovic

Borussia: Sommer – Jantschke, Brouwers, Dominguez, Wendt – Xhaka, Kramer – Herrmann, Johnson – Raffael, Kruse

SEITENWAHL-Prognose

Christian Spoo: Als Favorit in ein Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt zu gehen, ist eine ungewohnte Situation. Viel spricht für einen Sieg, aber gerade wenn dem so war, hat uns Borussia zuletzt häufig eher negativ überrascht. Von daher bleibe ich skeptisch und tippe 1:1.

Michael Heinen: Ohne Meier, Zambrano und Stendera erscheint die Aufgabe in Frankfurt fast so leicht wie jene in Bielefeld. Solche Vergleiche hört der Monsieur allerdings nicht gern. Dank der Defensivschwächen der Eintracht wird er sich aber auch nicht grämen müssen, denn Borussia siegt souverän mit 3:1.

Christoph Clausen: Borussia gewöhnt sich und seine Fans ans Gewinnen. Das setzt sich in Frankfurt mit einem 2:0-Erfolg fort.

Christian Heimanns: Bei den wechselseitigen Auswärtssiegen der beiden Clubs ist Borussia nun wieder dran. Die Form der letzten Wochen sollte für einen 2:0 Sieg in Frankfurt reichen.

Thomas Häcki: Schwer wird's. Leverkusen geht als Favorit gegen Hannover in das Rennen, also müssen wir vorlegen. 2:1 für die Fohlen.