Zwei Männer spielen eine Hauptrolle vor dem heutigen Pokalspiel gegen Schalke 04. Zwei Männer, die nicht mitspielen können. Dass das Lospech Borussia in der zweiten Runde ein Spiel in der Gelsenkirchener Seelenlos-Arena beschert hat, drei Tage nach dem Bundesliga-Duell beider Teams, ist allein schon eine außergewöhnliche Konstellation. Die Causa Geis/Hahn verleiht dem Ganzen zusätzlich eine unerwünschte und ungesunde Brisanz. Für die Boulevardpresse ist das natürlich ein Fest. „Das Knochenbrecher-Rückspiel“ titelt Springers heißes Blatt gewohnt moderat, und man wundert sich, dass die Kollegen dort zur Zeit bei aller Arbeit am männerbündlerischen Weißwaschen ihrer Buddies aus dem inneren Zirkel des deutschen Fußballestablishments noch Zeit haben, sich so einen Dünnpfiff auszudenken.

Halten wir es mit André Hahn selbst, der für sich beschlossen hat, nicht weiter nachzukarten und sich aufs Fitwerden zu konzentrieren. Wenn Hahn nicht auf Rache sinnt, warum sollten wir, die wir am Sonntag aufrecht aus dem Stadion oder für ein Siegesbierchen zum Kühlschrank stiefeln konnten, nachtragender sein?

Die Sperre für Johannes Geis schwächt Schalke auf einer entscheinden Position. Man wäre gewillt, deswegen zu frohlocken, hätte Borussia nicht mit einem mindestens ebenso schwerwiegenden Ausfall zu tun. Raffael, am Sonntag noch Matchwinner mit einem Tor und einer Vorlage, läuft die Nase. Er tut richtig daran, eine Pause einzulegen. Bundesliga ist wichtiger als Pokal, am Samstag in Berlin wird Borussias bisher bester Torschütze gebraucht. Auch auf anderen Positionen dürfte André Schubert die Mannschaft verändern. Irgendwann muss man rotieren, will man nicht die Forum und die Gesundheit der wichtigsten Spieler gefährden. Die Partie in Gelsenkirchen ist dazu wohl die beste Gelegenheit. Nichts ändern wird Schubert in Ermangelung von Alternativen bei den Außenverteidigern. Auch die Kollegen innen dürften die gleichen bleiben, wie am Samstag. Alvaro Dominguez wäre dann für Berlin wieder eine Option. Im defensiven Mittelfeld wirkte Mo Dahoud am Samstag nicht ganz auf der Höhe, dass an seiner Stelle Havard Nordtveit spielt, ist wahrscheinlich. Auf Kapitän Granit Xhaka dagegen wird Schubert nicht verzichten, angesichts des Ausfalls der zweiten Führungsfigur Raffael ist der Schweizer noch wichtiger, als ohnehin. Vorne ergibt sich aus dem Ausfall des Brasilianers die Notwendigkeit zur Veränderung. Thorgan Hazard könnte Raffael 1:1 ersetzen, möglich wäre auch, dem frustrierten Josip Drmic die Möglichkeit zu geben, sich zu zeigen und zu beweisen, dass er inzwischen zumindest ansatzweise gelernt hat, was man in Mönchengladbach von Offensivspielern erwartet. Hazard wäre auch eine Option für eine der Außenpositionen, sollte Schubert beispielsweise Ibrahima Traoré eine Pause gönnen wollen. Dass Schubert in der gestrigen Pressekonferenz neben Drmic und Hazard auch Branimir Hrgota erwähnte, war überraschend insofern, dass er überhaupt noch erwähnt wird. Der Schwede ist – man möge mir den allzu naheliegenden Scherz verzeihen – inzwischen doch ziemlich in Vergessenheit geraten.

Eine Prognose, wie André Breitenreiter sein Team aufstellen wird, ist ungleich schwerer zu treffen – die Möglichkeiten zum Rotieren sind wegen des größeren Kaders und der etwas geringeren Anzahl an verletzten Spielern größer. Der gesperrte Geis könnte von Roman „Haareschön“ Neustädter oder Leon Goretzka ersetzt werden. Vorne wäre Huntelaar wieder einsatzbereit, um den in der Liga glücklosen di Santo abzulösen. Allerdings war der Niederländer bei seinem Joker-Einsatz im Borussia-Park so gut wie überhaupt nicht zu sehen. Auch Eric-Maxime „Haareauchschön“ Choupo-Moting wäre eine Alternative – oder gar beide gemeinsam.

Mögliche Aufstellungen

Schalke: Fährmann, Caicara, Höwedes, Matip, Aogo – Neustädter, Goretzka – Sané, Meyer – di Santo, Choupo-Moting

Borussia: Sommer- Korb, Christensen, Jantschke, Wendt – Nordtveit, Xhaka – Hazard, Johnson – Stindl, Drmic

SEITENWAHL-Prognose

Christian Spoo: Wie steckt Borussia das Fehlen von Raffael weg, wie schlägt sich sein Ersatz, heiße der nun Drmic oder Hazard? Das wird mitentscheidend dafür sein, ob das Team in Gelsenkirchen eine Chance hat. Favorit ist Borussia keinesfalls. Eine kräftezehrende Verlängerung möge dem Team erspart bleiben. 2:1 für Schalke nach 90 Minuten.

Michael Heinen: Im Borussia-Park gibt es gegen Schalke traditionell Heimsiege zu feiern. Leider findet die Pokalpartie aber in der Schalker Trethalle statt, wo es deutlich schwerer wird. Es wird ein umkämpfter Fight, der bis ins Elfmeterschießen gehen wird. Leider hat Borussia mit Elfmetern aber nur selten Glück und verliert mit 3:5.