Eine frühe Führung durch Fabian Johnson, anschließend drei weitere hundertprozentige Torchancen. Schon zur Halbzeit hätte Borussia die Partie gegen Bayer Leverkusen klar für sich entscheiden müssen. In Minute 47 bekam sie noch eine weitere Gelegenheit dazu, verspielte den Überzahl-Angriff über Wendt und Hazard aber allzu fahrlässig. Was danach folgte gehört ins Übungsbuch der Fußball-Psychologie. Praktisch im Gegenzug erzielte der Gast aus dem Nichts den Ausgleich. Die bis dahin überlegen geführte Partie und der unterbewusst sicher scheinende Sieg geriet urplötzlich ins Wanken – und mit ihnen die junge Borussen-Defensive, die sich ab Minute 59 kaninchenartig in ihr Schicksal ergab und von den erbarmunglosen Leverkusenern noch 4 weitere Gegentreffer zugefügt bekam.

Dabei war die junge Doppel-6 bestehend aus Michael Cuisance und Denis Zakaria noch die Erfolgsgeschichte der 1. Halbzeit gewesen. Der Schweizer gewann dort fast jeden wichtigen Zweikampf. Cuisance setze mit Spielfreude und -witz immer wieder gelungene Offensivimpulse. Das Fehlen von Christoph Kramer schien sich fast schon als Glücksfall zu entpuppen. Wie wichtig dessen Erfahrung aber sein kann, offenbarte sich nach dem Seitenwechsel auf grausamste Weise. Nach dem psychologisch unglücklichen Ausgleich gab es in Borussias Defensive keinen Spieler, der die angeschlagenen Nebenleute aufrütteln und stützen konnte. Am ehesten wären hierfür Ginter und Vestergaard zuständig gewesen, die sich selbst als vermeintliche Führungsspieler sehen, diese Rolle aber in den entscheidenden Momenten nur unzureichend ausfüllen.

Es wäre daher auch nicht fair, die jungen Cuisance und Elvedi für ihre Ballverluste vor dem 1:3 und 1:4 an den Pranger zu stellen. Wenn der Ball in der Nähe des Mittelkreises oder sogar außen in der gegnerischen Hälfte verloren geht, dann darf nicht ein einzelner Pass ausreichen, die gesamte Abwehr auszuhebeln.

Innerhalb einer einzigen katastrophalen zweiten Halbzeit wurde die zuletzt aufgekommene Hochstimmung rund um den Borussia-Park wieder gewaltig abgekühlt. Die Hoffnung des Trainers, sich in dieser wichtigen Saisonphase im oberen Tabellendrittel festzusetzen, hat sich nicht erfüllt. Vielmehr wurde deutlich, dass die Mannschaft in Sachen Effektivität und Stabilität noch eine Menge Hausaufgaben zu erledigen hat, um sich wieder dauerhaft in solchen Sphären bewegen zu dürfen.

 Borussia: Sommer – Elvedi, Ginter, Vestergaard, Wendt – Hazard, Cuisance (66. Hofmann), Zakaria, Johnson (65. Traoré) – Stindl (84. Herrmann), Raffael

 Bayer: Leno – Retsos, Tah, S. Bender, Wendell – Volland (79. Pohjanpalo), L. Bender, Baumgartlinger, Bailey (84. Bellarabi) – Havertz, Alario (46. Brandt)

 Tore: 1:0 (7.) Johnson, 1:1 (48.) Bender, 1:2 (59.) Bailey, 1:3 (61.) Brandt, 1:4 (69.) Volland, 1:5 (81.) Pohjanpalo