Es ist Donnerstag, der 08. Februar 2024, und Borussia ist noch im DFB-Pokal vertreten. Mit dem Wissen, das wir 24 Stunden vorher hatten, hätten wir uns gewünscht, einen solchen Satz schreiben zu dürfen. Dass der Abend in Saarbrücken so laufen würde, wie er letzten Endes lief, war zu dieser Zeit nicht absehbar. Aber auch so muss man als Anhänger von Borussia Mönchengladbach sagen: Dass die Mannschaft noch mindestens ein Pokalspiel vor der Brust hat, ist angesichts der Umstände eine sehr gute Nachricht. Denn die Fans und Funktionäre des 1.FC Saarbrücken schienen mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Während auf dem Platz immer noch engagierte Helfer mit Laubbläsern versuchten, dem Rasen zumindest einen Anschein von Bespielbarkeit zu geben, ließ der Stadionsprecher die Fans die Aufstellung des Möchtegern-Gastgebers skandieren. Womöglich wollte man mit einem trotzigen "Alles wie immer" noch die Entscheidung des Schiedsrichters zugunsten eines Anpfiffs beeinflussen. Am Ende aber ließ Florian Badstübner sich nicht beeindrucken und tat, was die Vernunft gebot: Das Spiel wurde abgesagt.

"Die werden doch nicht..." dachte sich so mancher Borussenfan in der langen Zeit zwischen "ob angepfiffen wird, ist unklar" und der finalen Entscheidung. Dass auf diesem Platz kein reguläres Fußballspiel möglich sein würde, war augenfällig. Es waren keine Pfützen auf dem Rasen, es war vielmehr etwas Rasen zwischen den Pfützen. "Auf einem Teil des Platzes rollt der Ball erstaunlich normal" diagnostizierten wohlmeinende Beobachter, mit anderen Worten: Überall sonst bleibt er liegen. Unter anderem in einem Strafraum gab es auch um 20:40 Uhr noch einen Teich, den vermutlich kein Wasservogel als nicht tief genug abgelehnt hätte. Wir haben gelernt: Beim Umbau des größten Stadions im Saarland, in dem perspektivisch zumindest Zweitligafußball gespielt werden muss, hielt man eine Drainage für verzichtbar. It never rains in Southern Quierschied. Wann das Pokal-Viertelfinale nun nachgeholt wird, ob das Spiel in absehbarer Zeit überhaupt im Ludwigspark stattfinden kann, das ist am Morgen nach der Spielabsage noch Kaffeesatzleserei

Einiges Erstaunen, um es vorsichtig zu formulieren, rief die Aufstellung hervor, mit der Gerardo Seoane die mögliche Schlammschlacht von Saarbrücken anzugehen gedachte. "Elf Reitze müsst Ihr sein" hatte es in Fankreisen noch halb scherzhaft geheißen, als es um die richtige Herangehensweise gegen einen leidenschaftlich kämpfenden Gegner ging. Doch der eine Reitz, der zur Verfügung steht, hätte auf der Bank Platz nehmen müssen, stattdessen hätte Florian Neuhaus gespielt, ein Spieler der, bei allem Respekt und ja, Grätsche, ist klar, bisher eher nicht als Kampfschwein in Erscheinung getreten ist. Den Beweis, dass man auch einen Mudfight mit blütenweißer Hose beenden kann, konnte Borussias Nummer Zehn letzten Endes nicht antreten, man wundert sich aber schon, was Seoane zu dieser Entscheidung bewogen haben mochte. 

 Wäre gespielt worden, wäre Borussia vermutlich im Nachteil gewesen. Kein Wunder, dass die Saarbrücker alles daran setzten, den Anpfiff möglich zu machen, während Nils Schmadtke für seinen Verein schon recht frühzeitig erkennen ließ, dass man lieber wieder nach Hause fahren würde. Borussia hätte auf dem unmöglichen Geläuf deutlich mehr zu verlieren gehabt. Millionärsbeine brechen genauso leicht wie die von Drittligakickern und die Verletzungsgefahr wäre wohl tatsächlich erheblich gewesen. Darüber hinaus sollten wir aber festhalten: Dass der Mannschaft von Gerardo Seoane im Grunde niemand zutraut, einen solchen Kampf anzunehmen und erfolgreich zu gestalten, dass fast niemand erwartet, dass die Spieler von Borussia Mönchengladbach in einer solchen Situation an ihre Grenzen oder darüber hinaus gegangen wären, ist keine schöne Diagnose. 

Schade ist die Absage des Spiels aus Gladbacher Sicht allenfalls für die Fans, die Borussia ins Saarland begleitet haben. Und natürlich für Seitenwahl-Fotograf Volkhard Patten, der aus der Not eine Tugend und einige schöne Regenfotos gemacht hat. Wir anderen erwarten nun gespannt die Auslosung des Halbfinales am Samstag, die das Nachholspiel in oder gegen Saarbrücken, wann auch immer es stattfinden wird, unter etwas andere Vorzeichen setzen wird.