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Kleiner Hoffnungsschimmer in München. Die SpVgg Unterhaching hat mit dem 1:0 Erfolg über Preußen Münster die allerletzte Chance auf den Klassenerhalt gewahrt. Reichen wird es für den Verbleib in der dritten Liga vermutlich aber dennoch nicht. Zu dürftig waren die Leistungen des Ex-Bundesligisten über die gesamte Saison. Was das mit der Borussia zu tun hat? Eigentlich nichts. Genau genommen gibt es sogar keinen Ex-Bundesligisten, mit dem die Rheinländer weniger zu tun hätten. Kein einziges Aufeinandertreffen ist in der Statistik verzeichnet. Als die Bayern als bunter Farbtupfer die Bundesliga bereicherten, befand sich die Fohlen in ihrer größten Krise eine Liga tiefer. Zwei Jahre später wurde der Wiederaufstieg dann wiederum vom Abstieg der Hachinger begleitet. Spiegelverkehrter Verlauf in der Entwicklung zweier Vereine? Da passt der drohende Sturz in die Viertklassigkeit fast ins Bild, denn die Borussia feierte am Samstag den Einzug in die Champions League und damit den größten Erfolg in der Liga seit Jahrzehnten.

 Man darf es sich gerne auf der Zunge zergehen lassen: Champions League (gesprochen etwa Schämpijens-Lieg). Während in Unterhaching nächstes Jahr der FV Illertissen und der TSV Buchbach zu Gast sind, richten sich die Blicke am Niederrhein nach Madrid, London oder Turin. Die Borussia im Konzert mit den ganz Großen der Fußballbühne. Worüber vor vier Jahren noch gewitzelt wurde, ist seit Samstag Gewissheit. Champions League! Da freut sich der Borusse und der Experte wundert sich. Wie hat es dieser kleine Provinzklub, der vor vier Jahren schon fast abgestiegen war, geschafft, dermaßen erfolgreich zu sein? Und schadet es nicht dem deutschen Fußball, wenn diese Frischlinge von Europas Elite wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden und somit die Wertung verderben? Die eigentlich nur deshalb in der Champions League spielen, weil die Großen unerklärliche Schwächen zeigten! Dem sei folgendes entgegnet: Wer

  • im Verlauf von 33 Ligaspielen 5! Niederlagen kassierte,
  • 18! Punkte Vorsprung auf Platz 5 hat,
  • den FC Bayern in seinem Wohnzimmer besiegte, und zwar bevor dieser inoffiziell den Spielbetrieb einstellte,
  • zu Hause lediglich eine Niederlage kassierte,
  • gegen alle Mannschaften der oberen Tabellenhälfte mindestens einen Sieg vorzuweisen hat (Augsburg ausgenommen, da dieses Spiel bekanntlich noch aussteht),
  • hierbei bis zum Frühjahr einer Dreifachbelastung standhalten musste und
  • bereits vor dem letzten Spieltag als bestes Rückrundenteam feststeht,

der hat es schlichtweg verdient, dort zu stehen, wo die Borussen sind. Wer sonst? Gladbach marschierte, während Klopp lamentierte. Augsburg spielte merklich am Limit. Und wer die Auftritte der Schalker in den letzten Wochen verfolgt hat, stellt sich die Frage nach der Berufsauffassung einiger Spieler dort. Natürlich gehörte auch Glück dazu, Leverkusen, die ebenfalls eine hervorragende Saison gespielt haben, am Ende auf Distanz zu halten. Glück, welches man in der Vergangenheit nicht immer hatte. In dieser Spielzeit trafen eben viele gute Dinge zusammen. Soll man sich diesen Erfolg nun kleinreden lassen? Nein, zunächst hat es die geschundene Borussenseele verdient, sich zurückzulehnen und zu genießen.

Viel Zeit wird sie dazu aber nicht haben, zumindest nicht im professionell geführten Management des Vereins. Denn der Erfolg des Wochenendes ist mitnichten das Ende der Story. Vielmehr steht der härteste Teil der Arbeit jetzt erst bevor. Ein Blick auf den letzten Spieltag macht dies deutlich. Die Borussia gewann bei einem Team, das jahrelang selber Dauergast in der Königsklasse war und am Ende fast an seiner finanziellen Schieflage zerbrach. Noch zu Jahresbeginn befand sich Bremen in akuter Abstiegsnot. Dort befinden sich mit Stuttgart und Hamburg immer noch zwei Mannschaften, die sich vor nicht allzu langer Zeit selbst noch zu Höherem berufen sahen. Nun wäre ein Klassenerhalt mehr dem Glück als der eigenen Leistung zu verdanken. In Dortmund und Gelsenkirchen schmerzen die ausbleibenden Gelder ebenfalls erheblich. Besonders bei den Schwarz-Gelben dürften die Erinnerungen noch frisch sein, als man für den Ligaerhalt auf die Nachsichtigkeit des DfB und einiger Investoren hoffen musste. Über die finanzielle Bedeutung der Champions-League bei den Knappen kann man hingegen nur mutmaßen. Einzig Wolfsburg und Leverkusen, mit multinationalen Konzernen im Rücken, und die Bayern können sich das Verpassen der Champions League wirtschaftlich leisten. Für alle anderen ist es wichtig, die richtige Balance zwischen Wunschdenken und Machbarkeit zu finden und vor allem zu behalten. Das gelang in Bremen über Jahre erfolgreich, bis man sich schließlich in kürzester Zeit um den Lohn mehrerer Jahre brachte – mit dem gleichen Management übrigens!

Max Eberl ist ein Mann, dem dies zugetraut wird. Doch auch für ihn ist die aktuelle Situation weitestgehend Neuland, auch wenn sie ihn sicherlich nicht erst seit gestern beschäftigt. Bislang hat er es sehr erfolgreich verstanden, die Borussia national zu platzieren. Nun rückt Mönchengladbach international in den Fokus, deutlich mehr, als dies über die EuroLeague geschehen ist. Natürlich wird man nun das Interesse von Spielern erwecken, die vorher dankend abgewinkt hätten. Die Möglichkeiten des Qualitätsgewinns sind enorm, die Kosten werden es ebenso sein. Auf der anderen Seite wird auch das vorhandene Spielermaterial zu Begehrlichkeiten führen. Vereinfacht ausgedrückt: Der Preis steigt. Gut zu sehen ist dies derzeit am Fall Kruse. Das ist unproblematisch, solange der Erfolg dies finanziert. Es ist problematisch, wenn sich das Tun ganz auf den Erfolg ausrichtet und dieser plötzlich ausbleibt. Das Ergebnis kann man dieses Jahr im Abstiegskampf betrachten. Auf die richtige und langfristige Balance kommt es jetzt an. Man wird also an der Weisweiler-Allee gut beraten sein, weiterhin an der Politik der kleinen Schritte festzuhalten. Und auch das Umfeld ist gut beraten, sich vorerst zu bescheiden. Das bedeutet nicht, auf die Feier zu verzichten. Man darf, ja man muss sogar die Champions League genießen. Erwarten sollte man sie jedoch nicht. Noch nicht. Es ist besser für den langfristigen Erfolg, nicht zu viel auf einmal zu wollen. Lieber spielt man in zwei Jahren gegen Gornik Zabrze und etabliert sich weiter in Deutschlands oberem Drittel, als plötzlich im Abstiegsendspiel gegen Freiburg zu zittern. Bis dahin heißt es: Bienvenida Barca, welkom PSV.