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Einen Zwei-Tore Rückstand auswärts zu drehen, ist trotz der jüngsten Erfahrungen der Nationalmannschaft nach wie vor eine Besonderheit. Für Borussia grenzt es gar an ein Wunder, nimmt man die vergangenen eineinhalb Jahrzehnte Auswärtserfahrungen als Maßstab. Und dann gelingt dieser Coup auch noch beim erklärten Vorbild aus Hannover, wo man mit Ausnahme der vorletzten Saison, als Marco Reus sprichwörtlich im Alleingang für den Sieg sorgte, immer besonders schlecht ausgesehen hatte.

Ist das Team also schon wieder so weit, an die Sicherheit und Spielfreude der ersten 18 Monate unter Lucien Favre anzuknüpfen? Hier sollte man vorsichtig sein: Nicht nur, dass man zweifellos viel Glück und einen überragenden Juan Arango für das Auswärtswunder benötigte, es brauchte auch einen schlaffen, unkonzentrierten Gegner inklusive einer indiskutablen Torhüterleistung, um diesen Überraschungssieg in gerade einmal neun Minuten einzutüten. Ansonsten zeigte sich Borussia wieder einmal zu naiv bei den Gegentoren und über weite Strecken des Spiels zu harmlos in der Offensive,  um von einem durchweg überzeugenden Auftritt zu sprechen. Doch da letztlich Einstellung und Ergebnis stimmten, darf dies dem geneigten Anhänger auch einfach mal herzlich egal sein.

Sehr wohl aber sollte der Erfolg Kraft und Auftrieb für die bevorstehende Pokalpartie gegen den Nachbarn aus Düsseldorf geben. Da scheint es gerade recht zu kommen, dass sich der Aufsteiger derzeit in der Bundesliga außerordentlich schwer tut und zuletzt zuhause zweimal heftig unter die Räder geriet. Beste Vorzeichen für den lockeren Einzug in die nächste Runde?

Der Saisonstart der Fortuna verlief noch mehr als vielversprechend. Vielfach als Abstiegskandidat Nummer 1 genannt, gelang es dem Aufsteiger trotz des personellen Umbruchs (mit Rösler, Beister, Bröker, Lukimya und Ratajczak verließen gleich fünf Stammspieler den Verein), an den ersten fünf Spieltagen gegentorlos und bis zum sechsten ungeschlagen zu bleiben. Doch von da an ging es stetig bergab, es folgten zwölf Gegentore und drei Niederlagen in Folge. Negativer Höhepunkt war die Heimpleite gegen den VfL Wolfsburg am vergangenen Wochenende, als man relativ chancenlos mit 1:4 unterlag.


Fortuna Düsseldorf


Das Konzept von Trainer Norbert Meier beruht vor allem auf mannschaftlicher Kompaktheit. Im Mittelfeld agieren meist drei defensiv orientierte Spieler, auch der Australier Kruse verrichtet als einziger echter Flügelspieler viel Arbeit nach hinten, ebenso die hängende Spitze.

Probleme bekommt Fortuna besonders, wenn der Gegner temporeich und über die Außen kombiniert – es scheint in der Mannschaft insgesamt an Spritzigkeit zu fehlen, um sich schnell an neue Spielsituationen anzupassen. Während Borussia diese Schwächen beim 0:0 am zweiten Spieltag viel zu selten auszunutzen wusste, zeigten Bayern und Wolfsburg eindrucksvoll, wie der Düsseldorfer Abwehrriegel mehr als nur einmal zu knacken ist.

Vorne ist vor allem der wiedergenese Gladbach-Liebling Andrej Voronin zu beachten, der als einziger Offensivspieler der Fortuna seine Bundesligatauglichkeit bereits dauerhaft nachgewiesen hat. Dani Schahin tauchte nach seinem starken Bundesliga-Einstand zuletzt ab, Nando Rafael kam bisher vorwiegend als (erfolgloser) Joker zum Einsatz.

Dennoch ist die Mannschaft aus der Landeshauptstadt nicht zu unterschätzen. Heimspiel, Derby, Pokal, das alles live im freien Fernsehen – dafür lohnt es sich zu kämpfen. Die Fortuna, gespickt mit Kämpfertypen wie Lambertz, Levels und Langeneke, wird  sicherlich bis zur letzten Minute alles in die Waagschale werfen, um nach dem Relegationssieg wieder „einen Tag wie diesen“ genießen zu können.


Borussia


Borussia wird dies mit einer wohl nur geringfügig veränderten Mannschaft verhindern wollen. Einzig im Angriff sind Veränderungen denkbar, möglicherweise schickt Lucien Favre sogar ein komplett neues Sturmpaar auf den Platz. Hanke und Mlapa harmonierten in der Endphase der Partie in  Hannover gut und hatten nicht unerheblichen Anteil daran, das Spiel in der Schlussphase aus der eigenen Hälfte zu halten und weiter für Gefahr zu sorgen. Borussias Mehrfachbelastung und der nicht immer glückliche Auftritt des Duos Herrmann/De Camargo könnten somit den einen oder anderen Wechsel mit sich bringen.

Im Mittelfeld konnte Lukas Rupp gegen 96 erstmals seine Bundesligatauglichkeit nachweisen, trotz einiger erneuter Fehlpässe zeigte er sich enorm engagiert, lauffreudig und mit einigen guten Ideen. Daran gilt es anzuknüpfen, denn nach wie vor ist mehr Gefahr über die Flügel, besonders gegen eine zentral so kompakte Mannschaft wie Düsseldorf, dringend von Nöten. Auch wenn Thorben Marx am Sonntag mit gutem Umschaltspiel positiv überraschte, muss auch von der Doppelsechs noch mehr Offensivdrang ausgehen.

Wenig zu meckern gab es am stabilen Abwehrverbund des VfL – die erfahrenen Kräfte in der Viererkette ließen nahezu nichts anbrennen. Die Gegentreffer resultierten eher aus Unkonzentriertheiten der Vorderleute, zuerst nach eigenem Angriff, dann beim gegnerischen Freistoß. Gelingt es, diese Probleme noch abzustellen, ist man defensiv nicht mehr weit von der Sicherheit der vergangenen Saison entfernt.


In Düsseldorf werden die Fohlen aber vor allem offensiv gefordert sein. Es ist nicht erwarten, dass die Fortuna größeres Interesse daran zeigen wird,  das Spiel gegen den rheinischen Rivalen selbst zu machen. Nicht nur kämpfen, sondern auch Fußball spielen – das Weiterkommen wird auch davon abhängen, ob Borussia der nächste Schritt gelingt.


Aufstellungen:


Düsseldorf: Giefer - Levels, Langeneke, Juanan, J. van den Bergh - Bodzek, O. Fink - Kruse, Voronin, Lambertz - Rafael

Borussia: ter Stegen - Stranzl, Brouwers, Alvaro Dominguez, Daems - Nordtveit, Marx - Rupp, Arango - Herrmann (Hanke), Mlapa (De Camargo)

 

SEITENWAHL-Meinung:


Christian Grünewald: Borussia hat durch die Erfolgserlebnisse Selbstvertrauen getankt. So gelingen endlich auch wieder einige Dinge, die in den letzten Wochen kaum denkbar waren. Düsseldorf wird mit 2:0 geschlagen – es sei denn, die durchweg positiven Tipps der SEITENWAHL-Redaktion sorgen für das Gegenteil.


Christian Spoo: Himmelhochjauchzend sind alle Borussenfans nach zwei Siegen in Folge - und erwarten selbstverständlich jetzt den dritten. Das aber wird schwieriger als erwartet. Düsseldorf hält hinten lange dicht, Borussia benötigt 120 Minuten um den Nachbarn letzten Endes mit 2:1 niederzuringen.


Christian Heimanns: Wie weit darf man der kurzfristig erholten Borussia trauen? Die Kristallkugel umwölkt sich. Dann nehme ich eben den Formabstieg der Fortuna zu Hilfe und sage ein 2:1 für die Auswärtswunderspieler vom Sonntag voraus.


Christoph Clausen: Borussia wird gegen einen abwartenden Gegner wieder das Spiel machen müssen. Das liegt ihr seit längerem nur begrenzt. Gegen wacker kämpfende, aber offensiv harmlose Fortunen könnte dennoch ein 1:0-Sieg herausspringen.