Warnung
  • JUser: :_load: Fehler beim Laden des Benutzers mit der ID: 82

Mit einer 3:1 Niederlage im Gepäck reist Borussia Mönchengladbach aus Hannover ab. Im Vergleich zu früheren Desastern, die meistens im Abstiegskampf in kritischen Momenten kamen, ist diese weit weniger schlimm. Mit Blick auf die europäischen Ambitionen der Borussen dafür ärgerlich, denn sie vergällt das ohnehin gesalzene Auftaktprogramm der Rückrunde noch weiter. Und sie ist auch ärgerlich, weil ein Spiel verloren wurde, ohne vom Gegner beherrscht zu werden.

Anfangs sah es sogar eher umgekehrt aus. Nach dem beiderseits abwartenden Anfang war klar, dass Hannover auch mit neuem Trainer zuhause nicht zu Sturmläufen ansetzt und die Borussen nahmen die Einladung an, 96 in der eigenen Hälfte zu besuchen. Zwanzig Minuten lang arbeiteten sich die Borussen mit dem gewohnten variablen Stil an das Tor von Zieler heran und kamen zu ersten Chancen. Die Hausherren kamen erst in Sichtweite von ter Stegen auf der anderen Seite, als die Gladbacher ihnen mit Fehlpässen behilflich waren.

Dann aber gerieten die Mönchengladbacher aus dem Takt, während sie mit ansahen, wie ter Stegen Hannoveraner Chancen entschärfte, die immer unter Mitarbeit der Gäste zu Stande kamen. Wie um für den mangelnden Dampf nach vorne zu entschädige gab es nunmehr vor allem in der ersten Hälfte eine Vorstellung des abwanderungswilligen Gladbacher Torwarts, die dazu angetan war, ihn für die besten Clubs der Welt zu qualifizieren. Nicht nur wegen starker Paraden sondern besonders mit nervenstarkem und präzise kalkuliertem Spiel an der Strafraumgrenze, mit der er die Steilpässe der Gastgeber abfing. Wer auch immer ter Stegen ersetzt, was nach Berichten in spanischen Zeitungen bald der Fall sein soll, tritt in große Fußstapfen.

In der zweiten Hälfte genügte diese Leistung nicht mehr, Hannover siegte mit drei eigenen Toren, die man größtenteils in die Kategorie Konter abheften kann. Die Borussen schienen zu jedem Zeitpunkt eher in der Lage, ordentlichen Fußball zu produzieren, aber nicht, ihre Fehler abzustellen, die viel mehr nach fehlender Konzentration oder Fahrlässigkeit aussehen, als nach mangelndem Können. Und damit waren sie bei Hannover an der richtigen Adresse. Die Niedersachsen konterten wie zu besten Slomka-Zeiten. Es wird ihnen schwer fallen, Mannschaften zu besiegen, die weniger Risiko eingehen, aber davon konnte bei der Borussia auch nicht die Rede sein.

Vielleicht liegt es auch an der mangelnden Erfahrung und an der Jugend der beiden defensiven Mittelfeldspieler Kramer und Xhaka, dass die Elf vom Niederrhein zwar guten Fußball produziert, aber nicht ein Spiel lesen kann. Sonst hätte man dieses Spiel nach den ersten größeren Fehlern ruhiger angehen lassen, den Spielrhythmus variabler gestaltet und sich selber wieder gefangen. Eine Andeutung der früheren Fohlen liegt über diesem Team, das zu unbekümmert den Weg nach vorne sucht und nicht gelegentlich mal abriegelt, um nach zehn Minuten wieder loszulegen. Ein weiteres Beispiel für fehlende Zielstrebigkeit ist die Szene, in der Kruse und Korb nach einem Ballverlust erst einmal die Spielszene  diskutieren und sich alternative Paßszenarien ausdenken, während der Konter in voller Geschwindigkeit läuft. Da muss man wohl auf die positiven Auswirkungen wachsender Erfahrung hoffen.

Jedenfalls, wenn man aus Erfahrungen lernt. Es war im Spiel nach vorne etwas merkwürdig mit anzusehen, dass die Borussen mit hohen Luuk de Jong Gedächtnisflanken spielten, im ersten Spiel nach dem Wechsel des Niederländers nach Newcastle. Da dieser Variante kein Plan zu Grunde gelegen haben kann, ist das wohl eher an Zeichen dafür, dass den Borussen in engen Spielen manchmal der Weg zum Ziel verloren geht. De Jong wird sich jedenfalls das Haupthaar gerauft haben, als schöne hohe Flanken ohne Abnehmer durch den Luftraum vor Zieler segelten.

Insgesamt könnte man durchaus auf den Gedanken kommen, dass wenn das Spiel noch mal mit gleicher Aufstellung aber anderer Einstellung angepfiffen wird, die Borussen mehr heraus holen sollten. Heisst, das Können und die Vorstellung vom Spiel sind in Ordnung und auch für Durchschnittsmannschaften auswärts tauglich. Mit einer personellen Ausnahme: Nicht, dass man grundsätzlich Zweifel an Tony Jantschkes Verteidigertauglichkeit haben müsste oder dass er gestern schlechter als andere gewesen wäre. Aber wo das erste Kopfballtor von Diouf noch wegen eines Fouls vorher abgepfiffen wird, kommt der für einen Innenverteidiger eher kleine Jantschke beim 2:0 von Diouf gar nicht in die Luft. Genauso wenig wie Wendt zuvor gegen Rudnevs, aber bei einem Außenverteidiger wird das in Kauf genommen.

Bisher gab es überraschend wenig Grund, Jantschkes Größe oder Kopfballstärke als Schwäche auszumachen. Im Gegenteil gab es mit Korb auf der rechten Außenposition und Jantschke innen die Siegesserie in der Hinrunde. Aber entweder werden in Zukunft Fehler abgestellt und ein bekannt guter Flankengeber wie Huszti nicht auf den kopfballstarken Diouf flanken gelassen, oder Dominguez ist wieder früher im Team, als es um Weihnachten herum aussah.