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Nach fünf Spielen innerhalb von zwei Wochen befinden wir uns nunmehr in der Länderspielpause. Diese wollen wir dazu nutzen, um einen genaueren Blick auf die Konkurrenz in der Europa-League zu werfen. Wir beginnen mit dem Verein, mit dem Borussia mutmaßlich um Platz 1 in der Gruppe streiten wird. Am 18. September startet Borussia um 19 Uhr gleich gegen diesen stärksten Gruppengegner in die Europa-League, während es am 27.11. um 21.05 Uhr zum Rückspiel in Spanien kommt.

Kleiner Verein mit überschaubarer Fangemeinde

Villarreal ist mit 49.045 Einwohnern ein kleines Städtchen, das sich 60 km nördlich von Valencia befindet. Das Derby gegen den dortigen FC gehört daher stets zu den Saison-Highlights. Ins gefürchtete Stadion El Madrigal passen lediglich 22.000 Zuschauer, wobei es bei internationalen Auftritten nur selten ausverkauft ist. Gegen den FK Astana mögen die 11.564 Zuschauer nicht überraschen. Aber auch beim letzten Champions-League-Auftritt vor zwei Jahren blieben einige Plätze gegen durchgehend hochkarätige Gegner leer.

Die Fans machten zuletzt im April 2014 von sich reden durch einen rassistisch motivierten Bananenwurf auf Dani Alves, den dieser geschickt zu nutzen verstand. Seine Reaktion, eine der Bananen demonstrativ zu verspeisen, erlangte in den sozialen Medien große Bekanntheit. Der Verein reagierte hingegen mit einer Sperrung des Stadionblocks, aus dem die Bananenwürfe kamen, für das Play-Off-Spiel gegen Astana.

Internationale Erfolgsstory

Gegen die Kasachen reichte es aber auch mit reduziertem Fassungsvermögen und trotz Schonung diverser Stammspieler locker zu einem 4:0-Heimsieg, nachdem auswärts bereits mit 3:0 gewonnen wurde. Mit der endgültigen Rückkehr nach Europa schließt sich der Kreis für die Spanier, die erst 1998 erstmals in die Primera Division aufgestiegen sind und sich seitdem beachtlich in Spanien und Europa etablierten. Aufgrund der durchgängig gelben Trikots "yellow submarine" getauft, sorgten sie in den ersten 10 Jahren des neuen Jahrhunderts für internationales Aufsehen.

2003 gelang zum ersten Mal der Einzug in den UEFA-Cup. In den kommenden 9 Jahren wurde 8 Mal europäisch gespielt, davon dreimal sogar in der Champions League. 2006 war der Einzug ins Champions-League-Halbfinale der größte Erfolg der bisherigen Vereinsgeschichte, der ein wenig gedämpft wurde durch das Ausscheiden ausgerechnet gegen den Lokalrivalen FC Valencia. 2004 und 2011 gelangte Villarreal auch in UEFA-Cup bzw. Europa-League in die Runde der letzten 4. Vor drei Jahren wurde dabei im Achtelfinale u. a. Bayer Leverkusen mit zwei Siegen souverän ausgeschaltet.

Umbruch nach dem überraschenden Abstieg

Nur einmal scheiterte der Verein bereits in einer Gruppenphase, als er 2011/12 in der CL-Todesgruppe gegen Bayern München, Manchester City und den SSC Neapel ebenso chancen- wie punktlos blieb. Diese triste Bilanz war ein Vorbote für den weiteren Saisonverlauf, an dessen Ende völlig überraschend der Abstieg stand.

Es folgte ein personeller Umbruch, der aber gut kompensiert werden konnte, so dass der direkte Wiederaufstieg gelang. Im Vorjahr wurde als Aufsteiger direkt wieder Platz 6 angesteuert, der nunmehr die Rückkehr auf Europas Bühne ermöglicht. Die 59 Punkte bedeuteten zudem satte 10 Punkte mehr als der FC Valencia auf Rang 8 erwarb, aber auch 28 Punkte weniger als die spanischen Top 3-Teams jeweils holen konnten.

In die neue Saison startete die Mannschaft mit einem 2:0 beim UD Levante. Selbst die Partie gegen den FC Barcelona am 2. Spieltag konnte lange Zeit ausgeglichen gestaltet werden. Erst in der 82. Minute fiel das unglückliche 0:1, das aber dennoch die Heimstärke der Castellonen unterstreicht.

Gepflegter Kombinationsfußball mit loyalen Akteuren

Trainer Marcelino Garcia Toral setzt i.d.R. auf ein 4-4-2-System, das aber bei Bedarf zu einem 4-2-3-1 variiert werden kann. Seine Mannschaft spielt einen gepflegten Kombinationsfußball, wie man ihn von spanischen Teams gewohnt ist. Aus einer kompakten Abwehr kommend greift Villarreal mit hohem Tempo, teils überfallartig an und kreiert so regelmäßig eine Vielzahl an Chancen. Dies gelingt oftmals selbst gegen hochkarätige Gegner. So wurden in den 6 Spielen gegen die spanischen Top3-Teams im Vorjahr 8 Treffer markiert und auch beim jüngsten Aufeinandertreffen mit Barcelona scheiterte man einige Male nur mit viel Pech am Pfosten.

Kapitän Bruno Soriano Llido ist das Urgestein des Vereins. Der defensive Mittelfeldspieler, der dort zumeist neben Manu Trigueros und/oder Tomas Pina Isla agiert, stammt aus der eigenen Jugend und stieg 2006 ins Profiteam auf. Mittlerweile kommt er auf 194 Einsätze in der Primera Division, wobei der 30jährige seinem Verein auch in der Segunda Division treu blieb. Seine 36 Europacup- und sogar 4 Länderspiele für die spanische Nationalelf zeugen von großer internationaler Erfahrung.

Ebenfalls seit 2006 dabei, durchlebte auch der im offensiven Mittelfeld beheimatete Cani das düstere Zweitliga-Kapitel des Vereins. Insgesamt kommt der 33jährige sogar bereits auf 311 Spiele in der Primera Division, sowie auf 43 internationale Einsätze in Champions- und Europa-League.

Erst seit dem Wiederaufstieg dabei ist hingegen Torhüter Sergio Asenjo Andrés. Der 25jährige war einst vielfacher Jugendnationalspieler und versuchte 2009 bei Atletico Madrid sein Glück. Dort verlor er seinen Stammplatz zwar bald an David de Gea, darf sich aber immerhin als Europa-League-Sieger 2010 und 2012 bezeichnen. 2011 wurde er kurzzeitig nach Malaga verliehen und 2013 dann nach Villarreal, wo man ihn aufgrund zuletzt hervorragender Leistungen nunmehr per Kaufoption fest verpflichtet hat.

Junge Verteidigung und alte Bekannte

In der Abwehr herrscht ein gesunder Wettbewerb. So muss sich der etablierte Jaume Costa auf der linken Seite der Viererkette gegen den 60fachen slowenischen Nationalspieler Bojan Jokic behaupten. Führungskraft in der Innenverteidigung ist Matteo Musaccio, der mit 24 Jahren bereits 2facher argentinischer Nationalspieler ist und auf 100 Spiele in der Primera Division und 19 im Europapokal verweisen kann. Trotz einer Offerte von rund 17 Mio. Pfund zerschlug sich in diesem Monat ein anvisierter Wechsel zu den Tottenham Hotspur, weil Teile der Transferrechte noch bei Ex-Verein River Plate liegen und somit keine Einigung zu erzielen war. So geht der Gaucho also vorerst nicht.

Neben Musaccio stehen der von Valencia ausgeliehene 24jährige Victor Ruiz sowie der 23jährige Brasilianer Gabriel Paulista für die Innenverteidigung zur Verfügung, die somit in jedem Fall sehr jung und absolut hochkarätig besetzt wird. Das gilt auch für die rechte Seite der Viererkette, sofern diese Mario Gaspar bekleidet. Der 23jährige stammt aus der eigenen Jugend, stieg 2011 zum Stammspieler auf und absolvierte inzwischen 82 Spiele in der Primera Division sowie 18 internationale Auftritte. Herausgefordert wird er in dieser Saison von einem alten Bekannter aus der Bundesliga. Antonio Rukavina konnte sich 2008 in Dortmund nicht durchsetzen, kam aber immerhin auf 19 Erstliga-Einsätze. Anfang 2009 wechselte er zu 1860 München, wo er es in Liga 2 auf 112 Einsätze brachte und Real Valladolid auf sich aufmerksam machte. Dort wurde er zum Stammspieler in der Primera Division, stieg zuletzt aber ab und wechselte daher jetzt nach Villarreal. Der 30jährige hat 29 Länderspiele für sein Heimatland Serbien auf dem Buckel und stand 2010 im WM-Kader, blieb in Südafrika aber ohne Einsatz.

Viel Erfahrung im Sturm

Erfolgreicher bei der jüngsten Weltmeisterschaft war ein Spieler, der vielen Fans von dort ein Begriff sein dürfte: Giovani Dos Santos war der tragische Held im ersten Spiel seiner Mexikaner gegen Kamerun, als ihm gleich zwei reguläre Treffer in Halbzeit 1 aberkannt wurden. Im Achtelfinale gelang ihm die 1:0-Führung gegen die Niederlande, die erst in den Schlussminuten noch vom "Flying Dutchman" Arjen Robben gedreht wurde. Mit 25 Jahren kommt die hängende Spitze bereits auf 80 Länderspiele, in denen er 15 Treffer markierte. Seine Anfänge machte er beim FC Barcelona, wo er es 2007/08 immerhin auf 4 Tore in 28 Spielen brachte. 2008 wechselte er nach Tottenham und wurde von dort gleich 3x verliehen. 2013 landete er schließlich in Villarreal, und erzielte vorige Saison 11 Tore in 32 Spielen. Inzwischen blickt er auf 106 Einsätze in der Primera Division und 15 Auftritte im Europapokal.

Der technisch starke dos Santos harmoniert hervorragend mit dem ebenso spielstarken wie schnellen Nigerianer Ikechukwu Uche, der im Vorjahr bester Torschütze des Vereins war. 14 Tore schoss der 1,71 Meter kleine Angreifer in der Liga. Trotz seiner 30 Länderspiele verpasste er aufgrund von Verletzungen und Formkrisen den Sprung in den WM-Kader 2010 und 2014. 169 Spiele in der Primera Division und 6 in der Europa-League sprechen aber auch bei ihm für eine Menge an Erfahrung. 

Talente in der Hinterhand

Offensive Konkurrenz erhält Uche durch Neuzugang Denis Cheryshev, einem aus der Jugend von Real Madrid stammenden Russen, dem dort im linken offensiven Mittelfeld der Durchbruch versagt blieb. 2013 wurde der 23jährige an den FC Sevilla verliehen, wo er aber auch nur 4 Mal in der Primera Division eingesetzt wurde, so dass er nunmehr bei Villarreal sein Glück versucht. In den ersten beiden Saisonspielen konnte er sich einen Platz in der Startelf ergattern und erzielte im ersten Spiel sogleich sein erstes Tor für den neuen Klub. Trotz seiner bislang bescheidenen Ligabilanz hat er bereits 2 Länderspiele für Russland absolviert.

Als Joker zu beachten ist der talentierte argentinische U20-Nationalspieler Luciano Vietto, der zu dieser Saison für rund 5 Mio. Euro nach Spanien gelotst wurde und in seiner Heimat als großes Talent gilt. Der 20jährige Edel-Techniker, der aufgrund seiner Schnelligkeit und seines Trickreichtums die unvermeidlichen Vergleiche mit Lionel Messi ertragen muss, wurde in den bisherigen Saisonspielen zumeist eingewechselt. Beim Startelfdebüt gegen Astana erzielte er sogleich seine ersten beiden Treffer. Auch der 21jährige Javier Espinosa bekam im Zuge des Rotationsverfahrens gegen die Kasachen seine Chance. Er kam zu Saisonbeginn ablösefrei aus der Jugendabteilung des FC Barcelona, wo er zuletzt zu den stärksten Akteuren von Barcas B-Team zählte. Er ist im zentralen oder rechten offensiven Mittelfeld beheimatet und könnte mittelfristig den alternden Cani ablösen.

Favorit auf Augenhöhe

Die Elf der Spanier verfügt zwar nicht über die absoluten Topstars, die in Spanien nun mal den Großvereinen vorbehalten sind. Dafür findet sich ein gesunder Mix aus erfahrenen, etablierten sowie jungen, talentierten Akteuren. Borussia sollte den Anspruch an sich haben, den Spaniern auf Augenhöhe zu begegnen. Nicht zuletzt wegen der größeren internationalen Erfahrung gebührt Villarreal aber dennoch die Favoritenrolle auf den Gruppensieg.