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Am zweiten Spieltag der Europa-League muss Borussia am 2. Oktober in die Schweiz reisen. Am 11. Dezember könnte es dann im letzten Gruppenspiel sogar zum großen Showdown im Borussia-Park kommen zwischen zwei Vereinen, die so einiges verbindet.

Favre bringt den Erfolg zurück

Genau wie Borussia ist der FC Zürich auf seine große Tradition stolz, die sich primär auf Erfolgen in den 1960er und 1970er Jahren begründet. Damals erzielte er nicht nur den Großteil der insgesamt 12 Meisterschaften und 8 Pokalsiege. Auch international gehörte er zeitweilig zum Establishment. 1964 und 1977 gelangten die Schweizer bis ins Halbfinale des Landesmeister-Cups.

Diese Erfolge fanden 1981 mit dem Gewinn des (vorläufig) letzten Meistertitels ein jähes Ende. Auch wenn Berti Vogts damals keine düstere Prognose abgab, musste bis zum Jahr 2000 auf den nächsten Titel in Form des Pokalsiegs gewartet werden. Erst unter Lucien Favre, der von 2003 bis 2007 das Training leitete, kam aber der ganz große Aufschwung zurück. Dem Pokalsieg 2005 ließ der akribische Coach in den beiden Folgejahren jeweils den Meistertitel folgen. Mit dabei selbstverständlich sein Ziehsohn Raffael, der seinem Chef 2008, ein halbes Jahr nach dessen Weggang, nach Berlin folgte.

Die Zeit nach Favre

Aber auch ohne Favre blieb Zürich der Erfolg erhalten und es folgten 2009 die Meisterschaft und der Einzug in die Champions-League-Gruppenphase. Der 1:0-Sieg beim AC Milan sowie das 1:1 im Rückspiel waren international die größten Erfolge der jüngeren Vereinsgeschichte, selbst wenn man letztlich gegen Real Madrid und Olympique Marseille chancenlos blieb. Dies waren die Eidgenossen 2011/12 bereits in den CL-Play-Offs, wo sie mit zwei Niederlagen an Bayern München scheiterten und auch in der Gruppenphase der Europa-League einen enttäuschenden Platz 4 hinnehmen mussten. Sporting Lissabon war in beiden Spielen zu stark (je 0:2). Gegen Lazio gab es wenigstens noch ein 1:1 daheim sowie ein knappes 0:1 in Rom. Da half auch nicht mehr die positive Bilanz gegen den rumänischen Vertreter FC Vaslui (2:0, 2:2). Nachdem 2012 selbst die Europa-Qualifikation verpasst wurde, gab es dort 2013 ein frühes Aus gegen den tschechischen Vertreter Slovan Liberec durch zwei 1:2-Niederlagen.

In diesem Jahr gelang nun mal wieder der Einzug in die Gruppenphase, indem der slowakische Konkurrent Spartak Trnava bereits auswärts 3:1 besiegt wurde. Das 1:1 im Rückspiel spielte da keine große Rolle mehr, zumal der Ausgleich erst in der Nachspielzeit kassiert wurde.

Keine Chance gegen (west-)deutsche Teams

Die internationale Bilanz gegen (west-)deutsche Mannschaften ist für den FC Zürich ernüchternd. In 9 Europacup-Spielen setzte es 8 Niederlagen und nur 1 Remis. Neben dem bereits erwähnten Play-Off-Aus gegen die Bayern gab es 2007 eine 0:5-Heimschlappe gegen Bayer Leverkusen und im selben Jahr noch das Aus gegen den HSV, auch wenn hier immerhin das einzige Remis  (0:0 auswärts) erzielt wurde. Auch in den 1970ern scheiterten die Züricher zweimal an deutschen Gegnern. Sowohl Eintracht Frankfurt 1977/78 als auch der 1. FC Kaiserslautern 1979/80 ließen ihnen in beiden Spielen keine Chance. Einzig mit DDR-Vertreter Dynamo Dresden konnte damals mitgehalten werden. 1981/82 schied man gegen die Sachsen nur knapp aus, nachdem es 1977 dank der Auswärtstorregel zum Weiterkommen ins Halbfinale des Landesmeister-Cups langte. Dort war dann gegen den FC Liverpool Endstation, der wiederum im darauffolgenden Finale Borussias Träume vom großen Triumph zerstörte.

Letzigrund mit Zuschauerschwund

Seine Heimspiele trägt der FC Zürich im "Letzigrund" aus, der 25.000 Zuschauer fasst. Dies ist aber eigentlich immer ausreichend. Selbst im Stadtderby gegen die Grasshopper waren zuletzt nur 13.683 Fans anwesend, so dass auch gegen Borussia nicht mit einem ausverkauften Haus zu rechnen ist.

In den vergangenen Jahren wurden die Zürcher in der Schweizer Super League nacheinander 6., 4. und 5. Nach 7 Spielen dieser Saison scheint es besser zu laufen, denn mit 16 Punkten rangiert die Elf direkt hinter dem FC Basel auf Rang 2. Beim großen Titelfavoriten setzte es mit 1:4 die bislang einzige Saisonniederlage. Nachdem es danach in Luzern ebenfalls nur zu einem Punkt langte, gerieten die Zürcher beim FC St. Gallen mit einem überzeugenden 2:0-Auswärtssieg wieder in die Erfolgsspur.

Urs Meier pfeift auf schwierige Umstände

Verantwortlich für den neuen Erfolg ist Trainer Urs Meier, der nicht zu verwechseln ist mit dem Schiedsrichter und ZDF-Experten. Der Trainer Meier wurde 2012 Nachfolger von Rolf Fringer und macht seitdem einen hervorragenden Job. So gelang es ihm schon im Vorjahr, den Abgang von Torjäger Josip Drmic zu kompensieren. Zu Beginn dieser Spielzeit verließen mit Mittelfeldspieler Pedro Henrique (Stade Rennes) und Abwehrmann Loris Benito (Benfica Lissabon) zwei Stützen das Team - genau wie Borussia muss auch der FC Zürich immer wieder schlaue Antworten auf solcherlei Verluste finden.

Namhaftester Neuzugang ist Gilles Yapi Yapo, der 2006 bei der WM in Deutschland immerhin einen Kurzeinsatz für die ivorische Nationalmannschaft verzeichnete. Damals wechselte er dann auch in die Schweiz, wo er zunächst bei Young-Boys Bern und später beim FC Basel erfolgreich war. 2013 wechselte er - vermutlich wegen der sportlichen Perspektive - nach Dubai, wo er  das ganz große Glück aber nicht fand und nach einer Saison den Rückzug in die Schweiz antrat. Mit seinen inzwischen 32 Jahren kommt er auf 46 Länderspiele für die Elfenbeinküste, in denen er zweimal traf. Als ballsicherer 6er sollte er mit seinem Erfahrungsschatz eine spürbare Verstärkung darstellen können.

Ein Favre im Tor

Ein weiterer Neuzugang ist allein aufgrund seines Namens erwähnenswert. Ersatztorwart Anthony Favre, der vom FC Wil ausgeliehen wurde, ist allerdings weder verwandt noch verschwägert mit Borussias Erfolgscoach. Er soll David da Costa Druck machen, der wechselhafte Leistungen zeigt. Mit seinen 1,84 Metern teilt er das kleine Schicksal von Yann Sommer. Qualitativ steht er aber weit hinter seinem Landsmann zurück – insbesondere im Umgang mit dem Ball zeigt er desöfteren Probleme. Dabei hat da Costa in seiner Karriere schon einiges erlebt. Aus der Züricher Jugendabteilung stammend wurde er 2008 zunächst in die 2. Liga verkauft und zeitweise sogar arbeitslos. Erst seit der Rückkehr 2012 ist er nunmehr Stammkeeper und hat sich durch seine Verbundenheit zum Heimatverein in die Herzen der Fans gespielt.

Verletzungssorgen in der Offensive

Die größten Sturm-Hoffnungen liegen auf Amine Chermiti, der sich in Trnava für alle 3 Tore verantwortlich zeigte, ansonsten aber nur mäßig torgefährlich ist. Der 26jährige Tunesier war 2008 mit großen Hoffnungen für 2,2 Mio. Euro von Hertha BSC Berlin verpflichtet worden, wo er aber hinter dem erfolgreichen Sturmduo Voronin/Pantelic zurückstecken musste. So reichte es nur zu 10 Einwechselungen unter Lucien Favre, so dass er ein Jahr später bereits nach Saudi Arabien verliehen und 2010 schlussendlich an den FC Zürich verkauft wurde. Dort konnte sich der kleine, flinke Techniker auf Anhieb durchsetzen und erzielte in bislang 89 Ligaspielen 25 Tore. Für Tunesien machte er 27 Länderspiele, in denen er vierfach traf.

Sein Landsmann Yassine Chikhaoui ist der eigentliche Star des Teams. An guten Tagen kann der brillante Techniker im offensiven Mittelfeld ein Spiel im Alleingang entscheiden. Der ganz große Durchbruch im internationalen Fußball blieb dem inzwischen 27jährigen nur aufgrund ständig wiederkehrender Verletzungen verwehrt. 2007, als er zum FC Zürich wechselte, war er zeitweilig sogar beim FC Bayern München im Gespräch.

Es wäre ein Drama für den Verein, wenn sich der Tunesier auch noch zum ohnehin gut besuchten Lazarett gesellen würde. Gerade im Sturm ist der Verein nämlich durch zwei Kreuzbandrisse bereits schwer gebeutelt. Zum einen verletzte sich Mario Gavranovic während der WM, obwohl er dort nicht zum Einsatz gekommen war. Der Ex-Schalker und Mainzer wird somit für die Spiele gegen Gladbach nicht in Frage kommen. Eine kleine Chance auf das Rückspiel besteht hingegen für Armando Sadiku, dessen Kreuzband bereits im Mai gerissen war.

Außenseiter, aber kein Kanonenfutter

Bei allen bestehenden Problemen ist es umso bemerkenswerter, wie es Urs Meier gelingt seine Mannschaft auf Erfolgskurs zu halten. Unterschätzen darf man diese eingespielte, gut harmonierende Mannschaft daher ganz sicher nicht. Es wäre aber trotzdem eine herbe Enttäuschung, wenn sich Borussia nicht schlussendlich vor ihnen platzieren könnte. Trotz aller Parallelen zwischen beiden Vereinen weist die aktuelle Elf von Lucien Favre nämlich schon ein gehöriges Maß an größerer individueller Qualität auf, so dass im Idealfall der Showdown im Dezember vermieden und der Einzug in die Runde der letzten 32 Mannschaften vorzeitig klargemacht werden sollte.

FC Villarreal im Seitenwahl-Portrait