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Borussia hat heute Abend die Chance ein glorreiches Jahr noch zu krönen. Beim Einzug ins DFB-Pokal-Viertelfinale winkt nicht nur ein fröhliches Weihnachtsfest sondern auch eine garantierte Einnahme von 1,1 Millionen Euro, dazu kommen noch Zuschauereinnahmen und gegebenenfalls Fernsehgeld. Diese verlockende Aussicht wird allerdings dadurch getrübt, dass mit Schalke 04 der im Moment wohl schwerstmögliche Gegner in den Borussia-Park kommt. Fünf Pflichtspiele hintereinander haben die Schalker gewonnen, sie sind in bestechender Form. Die Formkurve der Gladbacher dagegen zeigte zuletzt merklich nach unten.



Borussias Leistungen in Augsburg und gegen Mainz sind auf SEITENWAHL hinreichend beschrieben und analysiert worden. Die Mannschaft wird sich gehörig steigern müssen, wenn sie Schalke auf Augenhöhe begegnen will. Immerhin können Marc-André ter Stegen und Marco Reus aller Voraussicht nach mitwirken. Ihre Verletzungen vom Sonntag sind nicht so schwer, dass sie ein Mitwirken im Pokal verhindern würden. So kann Lucien Favre die elf Spieler aufbieten, die er derzeit - wohl zurecht - für die stärksten hält. Auch der gegen Mainz sehr unglücklich agierende Havard Nordtveit dürfte dabei sein. Sein möglicher Ersatz Thorben Marx konnte sich beim Spiel in Augsburg nicht für einen weiteren Startelfeinsatz aufdrängen.

Es steht zu hoffen, dass sich die Borussen im Wissen, dass es das letzte Spiel vor dem Urlaub ist, noch einmal zu einer Top-Leistung aufraffen können. Alle Mannschaftsteile werden gefragt sein. Angesichts der Schalker Offensivstärke muss vor allem in der Defensivarbeit die Konzentration über 90 oder gar 120 Minuten hoch gehalten werden.
 
Die Gelsenkirchener traten zuletzt regelmäßig mit drei waschechten Stürmern an. Zwar bekleidet in der Formation Raul, Pukki, Huntelaar der Spanier offiziell eine Funktion als Bindeglied zwischen Mittelfeld und Sturm, aber schon seine drei Treffer beim 5:0 gegen Bremen zeigen, dass Raul fröhlich mitstürmt. In der Bundesliga hat er auch beim 1:0 gegen Borussia getroffen. Die Gladbacher Verteidiger dürften also wissen, was auf sie zukommt.

Im Schalker Mittelfeld wird von drei Spielern mit Gladbacher Vergangenheit vermutlich keiner spielen. Peer Kluge fällt längerfristig aus, Alexander Baumjohann kommt auch bei seinem Heimatverein selten über die Rolle als Einwechselspielers hinaus. Zwar spielt der begabte Techniker eine größere Rolle als bei seinem Gastspiel bei den Bayern, es sieht aber so aus, als bliebe er auf ewig der Unvollendete, ein potenzieller Top-Spieler der seine Fähigkeiten nicht oft genug abruft. Der dritte Ex-Gladbacher, Lewis Holtby, der in der Jugend bei Borussia aktiv war, wird aller Voraussicht nach verletzungsbedingt nicht spielen können. Seine Rolle übernimmt der frühere Aachener Marco Höger, der dem Vernehmen nach in der vergangenen Saison zwischenzeitlich auch das Interesse Borussias geweckt hatte.

Dass Schalke derzeit beeindruckenden Offensivfußball spielt, widerlegt all die, die in Trainer Huub Stevens immer noch einen Mauertaktiker sehen. Die "Die-Null-Muss-Stehen-Philosophie" scheint der Vergangenheit anzugehören, wenngleich ein Blick auf die Ergebnisse der jüngeren Vergangenheit zeigt: hinten steht bei Schalke zunehmende eben doch eine Null oder zumindest eine Eins.

Dazu trägt im defensiven Mittelfeld ein Spieler entscheidend bei, der unter Magath arge Probleme hatte. Jermaine Jones hat sich nach seiner Rückkehr von den Blackburn Rovers, zu denen er in der Rückserie der vergangenen Saison ausgeliehen war, auf der Sechserposition etabliert. Er darf - trotz aller Raul- und Huntelaar-Tore - als Schalker Spieler der Hinrunde gelten. Der frühere deutsche und heutige US-Nationalspieler überzeugt mit regelmäßigen Top-Leistungen.

Die Schalker Abwehr wollen manche Borussenfreunde als Schwachstelle des Teams ausgemacht haben. Näherer Betrachtung hält diese Behauptung aber nicht stand. Die Viererkette ist nicht schwächer besetzt, als die der Borussia. Allenfalls beim 1:1 Vergleich in der Innenverteidigung hat Gladbach die Nase vorn. Aber die jungen Papadopoulos und Matip sind keine schlechten Verteidiger, der Grieche ist zudem auch vorne gefährlich, wie sein mustergültiges Kopfballtor gegen Bremen einmal mehr unter Beweis stellte. Auf den Außenverteidigerpositionen ist Schalke hervorragend aufgestellt: Benedikt Höwedes und der Österreicher - und Stranzl-Freund - Christian Fuchs sind absolutes Bundesliga-Top-Niveau.

Im Tor hat sich der junge Lars Unnerstall allen Skeptikern zum Trotz einen Stammplatz erkämpft. Nach der Verletzung der etatmäßigen Nummer Eins Ralf Fährmann hatte Schalke den arbeitslosen Timo Hildebrandt verpflichtet. An Unnerstall aber kommt der Ex-Nationalkeeper nicht vorbei. Unnerstall spielt gegen Dortmund, Bremen und Gladbach. Hildebrandt hütet stattdessen das Tor der Schalker Regionalligamannschaft gegen Gegner wie Idar-Oberstein, Wiedenbrück und Elversberg.

Dritter in der Bundesliga mit Kontakt zur absoluten Spitze, in der Europa-League ungefährdet weiter, im DFB-Pokal zumindest bis heute dabei: eigentlich läuft bei Schalke alles super. Trotzdem schwelt im Hintergrund eine Trainerdiskussion. Huub Stevens' Vertrag gilt nur bis zum Ende der laufenden Saison und offenbar ist eine Fortsetzung der Zusammenarbeit allem Erfolg zum Trotz nicht geplant. Hartnäckig hält sich das Gerücht, Schalke sei sich mit dem in Berlin unter unwürdigen Umständen entlassenen Markus Babbel für die kommende Saison schon einig.
Huub Stevens wird heute Abend womöglich nicht im Borussia-Park sein. Der Trainer möchte wenn nötig seiner schwer kranken Mutter beistehen.

Aufstellungen

Borussia: ter Stegen - Jantschke, Stranzl, Dante, Daems - Nordtveit, Neustädter - Herrmann, Arango - Hanke, Reus
Schalke: Unnerstall - Höwedes, Papadopoulos, Matip, Fuchs - Jones - Höger, Jurado - Raul - Pukki, Huntelaar

SEITENWAHL-Prognose

Christoph Clausen: 1:1 nach neunzig und auch hundertzwanzig Minuten. Dann siegt Borussia im Elfmeterschießen.

Christian Heimanns: Borussia ist der Schwung ein wenig verloren gegangen, Schalke ist in Form. Spannend, packend, eng umkämpft - aber 1:2 für die Pottler.

Michael Heinen: Es wird ein enges Spiel, das nach 90 Minuten noch nicht entschieden sein wird. In der Verlängerung hat leider Schalke das bessere Ende für sich und gewinnt mit 1:0.

Christian Spoo: Borussia fehlen die Kräfte. Auch wenn alle Spieler wissen, worum es geht, kann die Mannschaft sich nicht mehr zu einer Top-Leistung aufraffen. Und die wäre gegen Schalke nötig. Der Titelverteidiger gewinnt mit 3:1.