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FC AugsburgNach den Medienberichten der vergangenen Woche könnte man recht schnell den Eindruck gewinnen, die laufende Spielzeit der Bundesliga sei für die Borussia bereits mehr oder weniger gelaufen. Nachdem zunächst der vierte Tabellenplatz und damit die Teilnahme an der Qualifikation zur Champions-League als nahezu gesichert betrachtet werden konnte, durfte man im Anschluss an das samstägliche „Topspiel“, welches –  entgegen so manch anderer Paarung in dieser Saison, erst recht entgegen der phrasenhaften Wortbegleitung einer vermeintlichen Reporter-Koryphäe –  diesen Namen letztlich verdiente, ungewollt einer überschwänglichen Meisterfeier im Dortmunder Signal-Iduna Park beiwohnen.

 

Auch wenn die ein oder andere glücklichere Entscheidung des Schiedsrichtergespanns den Ausgang der Partie durchaus hätte beeinflussen können, konnte man sich letztlich nicht des Eindrucks erwehren, dass die Fohlen nicht das Allerletzte investiert hatten, um im Kampf um die direkte Champions League-Qualifikation den FC Schalke noch stärker unter Druck zu setzen. Der Ball lag somit bei den Knappen, Platz drei wohl endgültig zu sichern – doch erreichte man im Sonntagsspiel nur ein äußert glückliches Unentschieden, ausgerechnet bei Borussias kommenden Gegner aus Augsburg. So ganz vorbei ist es für den VfL also noch nicht, auch wenn das Umfeld des Vereins nunmehr stärker mit Spekulationen und Wasserstandsmeldungen um Zu- und Abgänge für die kommende Saison beschäftigt zu sein scheint als mit den noch ausstehenden, sportlichen Aufgaben.
Das bevorstehende, letzte Heimspiel gegen den FC Augsburg bedeutet für Borussia somit nicht nur die Chance, sich mit einer weiteren, gelungenen Vorstellung von den Fans zu verabschieden, sondern auch die kleine Chance im Kampf um den dritten Tabellenplatz am Leben zu erhalten. Nicht zuletzt kann aber durch ein beherztes Auftreten eine phänomenale Saison gekrönt werden, in der die Mannschaft vor allem daheim zahlreiche überzeugende Begegnungen ablieferte. Zugleich ist es eine Abschiedsvorstellung für drei Spieler, die in den vergangenen zwölf Monaten einen großen Teil zum Erfolg der Borussia in dieser Spielzeit beigetragen haben.

 

Es ist bereits viel über das Wann und Wie der Wechsel von Marco Reus, Roman Neustädter und nun auch Dante geschrieben worden. Auch SEITENWAHL hat sich zu dieser Frage positioniert und dabei vor allem den wenig romantischen Charakter des „Geschäfts Profifußball“ mehrfach hervorgehoben. Nichts desto trotz kann selbst das nicht ganz unberechtigte Kopfschütteln vieler Anhänger, speziell in den Fällen Dante und Neustädter, nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Spieler auch in der Rückrunde auf dem Platz professionell zeigten und, wenn überhaupt, nur selten den Eindruck erweckten, im Kopf bereits mit der Saison und der Borussia abgeschlossen zu haben. Ob dies wiederum auch dem enttäuschten Fan für das Spenden eines herzlichen Applauses ausreicht, steht dabei auf einem anderen Blatt. An den obligatorischen und vielgeschätzten Blumensträußen gibt es wohl ohnehin kein Vorbeikommen.

 

Der Gegner ist bei aller Konzentration auf Abschiede und Zukunftsplanungen dabei keinesfalls zu unterschätzen. Die Mannschaft von Borussias ehemaligem Trainer Jos Luhukay hat sich im Verlauf der Saison regelrecht in die Bundesliga reingebissen und auch ohne eine für Neulinge eigentlich unabdingbare Anfangseuphorie mittlerweile genug Punkte gesammelt, um ein noch im Winter kaum für möglich gehaltenes Ziel, den direkten Klassenerhalt, erreichen zu können. Als Schlüssel zum Erfolg gelten vor allem der Realismus und die Ruhe, mit der Luhukay und Manager Andres Rettig der von Beginn an schwierigen sportlichen Situation begegneten. Anders als die höher ambitionierte Konkurrenz aus Hamburg, Köln oder Berlin war man sich stets seiner Limitiertheit bewusst und richtete sich frühzeitig auf einen langen Abstiegskampf ein. Nach scheinbar zu vielen, nicht selten unglücklichen Punkteteilungen und nur drei Siegen in der Hinrunde konnte sich die Mannschaft stabilisieren und in der Rückserie vor allem in Duellen mit der direkten Konkurrenz punkten.

 

Eine umsichtige Transferpolitik im Winter, durch die mit der Ausleihe von Koo, Ostrzolek und Moravek fußballerische Qualität hinzugewonnen werden konnte, sowie die Rückkehr der über weite Strecken der Hinrunde verletzen Jentzsch, Bellinghausen und der Ex-Borussen Ndjeng und Rafael, verbesserten auch die taktischen Möglichkeiten des FCA erheblich. So erreicht das Spiel der Schwaben zwar nicht das Tempo und die Technik des ebenfalls zu früh abgeschriebenen und nunmehr bereits geretteten SC Freiburg, dennoch zeigt auch die Elf von Jos Luhukay mitunter mehr als nur den ohnehin vorhandenen Willen und Kampf, mit dem man eine lustlose Gladbacher Mannschaft noch in der Hinrunde mit 1:0 besiegt hatte. Gegen Schalke 04 wurden die neu entdeckten Offensiv-Qualitäten dabei genauso deutlich wie der Mangel an Konzentration in so mancher Abschluss- wie Verteidigungssituation.

 

Borussia wird, um die Außenseiterchance gegenüber Schalke zu wahren, vor allem nachweisen müssen, dass noch genug Spannung im Team vorhanden ist, um es auch mit einem  vermutlich unangenehmen Gegner wie dem FC Augsburg aufzunehmen. Zuletzt drängte sich mit Ausnahme der Partie gegen den 1. FC Köln – die per se keine Zusatzmotivation benötigt – die Vermutung auf, dass die Luft in der Truppe seit dem verpassten Einzug ins Finale des DFB-Pokals ein wenig raus ist. Es bleibt abzuwarten, inwieweit die verbleibende, eher vage Zielsetzung für die Fohlen ausreicht, um noch einmal die letzten Reserven für das Saisonfinale zu mobilisieren.

 

Personell kann man nahezu aus dem Vollen schöpfen, einzig Martin Stranzl wird mit seiner Gelbsperre fehlen. Tony Jantschke wird somit nach seinem Ausflug auf die Sechser-Position voraussichtlich wieder auf die rechte Abwehrseite rücken, während der wiedergenesene Neustädter in die Mittelfeldzentrale zurückkehrt. Denkbar wäre zudem das Startelfdebüt für den immer besser integrierten Alexander Ring, der Patrick Herrmann oder gar Juan Arango ersetzen könnte. Während Hermann noch nach der Form von vor seiner Schulterverletzung fahndet, wurde der „Hurricane der Karibik“ am Samstag erstmalig ausgewechselt und wird damit am Ende der Saison nicht als einziger Feldspieler der Bundesliga in jedem Spiel 90 Minuten auf dem Platz gestanden haben. Die Hoffnung auf Tore liegt wie zuletzt auf den Schultern der wiedererstarkten Mike Hanke und Marco Reus, die in Dortmund noch mehrfach unglücklich bzw. unberechtigt scheiterten.

 

Aufstellungen:

 

Borussia Mönchengladbach: Ter Stegen - Jantschke, Brouwers, Dante, Daems - Nordtveit, Neustädter - Hermann (Ring), Arango - Hanke, Reus
FC Augsburg: Jentzsch - Verhaegh, Sankoh, S. Langkamp, Ostrzolek (Davids) - Callsen-Bracker, Baier – Ndjeng, Koo, Bellinghausen - Oehrl

Schiedsrichter: Michael Weiner.
Assistenten: Norbert Grudzinski, Volker Wezel.
Vierter Offizieller: Thomas Metzen.

 

SEITENWAHL-Meinung:

 

Christian Grünewald: Erzielt Borussia wie so häufig kein frühes Tor, wird man sich auch gegen den FCA schwertun. Am Ende sorgt ein knappes 1:0 dennoch für einen versöhnlichen Heim-Abschluss.

Christian Heimanns: Die letzte Heimdarbietung nach einer so schönen Saison braucht einen Sieg, sagen wir, ein 2:1.

Christian Spoo: Borussia muss gewinnen und ist Favorit. Also endet das Spiel bestenfalls 0:0.

Christoph Clausen: Gladbacher Tore sind zwar am Samstag nicht so zahlreich wie Christians bei Seitenwahl, aber auch ein knappes 2:1 ist ein gebührendes Ergebnis für das letzte Heimspiel einer großen Saison.

Thomas Häcki: Wer Augsburg für Kanonenfutter hält, hat die Rückrunde nur durch eine grün-weiß-schwarze Brille gesehen. Der Klassenerhalt kommt nicht von ungefähr, denn auch den Gladbachern trotzt man bei 1:1 einen Punkt ab. Das ist genug für Platz 4 aber leider zu wenig für die direkte CL-Qualifikation.

Michael Heinen: Es wird das erwartet schwere Spiel gegen einen selbstbewussten Gegner, der ums Überleben fightet. Nur wenn Borussia diesen Fight mitgeht, wird sie durch ihre qualitativen Vorteile zum Sieg kommen. Dieser gelingt am Ende mühsam mit 1:0.