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Auch zwei Tage später waren die Köpfe nicht ausgeschüttelt. Ungläubiges Staunen allerorten darüber, dass man ein Spiel verloren hatte, in dem man über weite Strecken der ersten Halbzeit so turmhoch überlegen gewesen war, wie man es sonst nur von Testspielen gegen bemühte, aber überforderte Viertligisten kennt. Wenn man für diese Phase das Wort Klassenunterschied bemüht, dann ist der erste Teil des Wortes als Plural zu verstehen. Einzig gröbste Fahrlässigkeit bei der Chancenverwertung verhinderte einen Vorsprung mit zwei oder drei Toren, der gegen diesen Gegner sicher einen ungefährdeten Sieg bedeutet hätte.

 

Es bleibt rätselhaft, warum die Gladbacher in der zweiten Hälfte derart einbrachen, so dass sich die Kontrahenten auf niedrigstem Niveau trafen. Am Ende reichte der Fortuna, die an diesem Tag ihren Namen wahrlich zu Recht trug, ein einziger inspirierter Moment für den Einzug in die nächste Runde. Am Ende passte sich auch Schiedsrichter Kircher dem Niveau an, das die Partie erreicht hatte. Als van den Bergh Nordtveit im Strafraum umsenste, ohne den Ball auch nur zu touchieren, fühlte man sich an einen Ausspruch von Berti Voigts erinnert: „so klar Elfmeter, das war schon fast Zwölfmeter.“

 

Wer des Schüttelns müde ist, zuckt die Achseln. Das Pokalaus ist ärgerlich, weil es so völlig überflüssig war. Ein Drama ist es nicht. Inzwischen darf man zumindest wieder hoffen, dass die Europa League noch Festtage bereit hält. Kerngeschäft bleibt ohnehin die Bundesliga. Dort wartet am Samstag mit dem SC Freiburg im Aufwind. Nach einem durchwachsenen Start in die Liga schlugen die Breisgauer hintereinander Wolfsburg und Nürnberg. Dass man gegen Borussia Dortmund nach starker erster Hälft am Ende doch mit 0:2 unterlag, hatte auch eine Menge mit dem völlig indisponierten Schiedsrichter zu tun. Marco Fritz verweigerte Freiburg nicht nur einen klaren Handelfmeter, auch beiden Dortmunder Toren gingen hochstrittige Szenen voraus. Im Pokal taten die Freiburger, was die Borussen versäumten, und münzten einen Klassenunterschied früh in Zählbares um.

 

Unter Trainer Christian Streich haben sich die Breisgauer zu einer Mannschaft entwickelt, die aus einer meistens stabilen Defensive ansehnlich nach vorne zu spielen weiß. Dass sich das tabellarisch nicht noch mehr auszahlt, hat mit dem Hang zum Auslassen guter Torchancen zu tun. Das wiederum hat eine gewisse Tradition in Freiburg, jenem Ort, an dem vor vielen Jahren schon der Begriff von den „Strafraummelancholikern“ geprägt wurde. Aktuell ist für Glücksgefühle ist vor des Gegners Tor vor allem Max Kruse zuständig, der gewissermaßen der Marco Reus des FC St. Pauli ist. Zumindest stürzte sein Abschied am Ende der letzten Saison viele Paulianer in ähnliche Tristesse und wurde immer wieder als zentrale Erklärung für den tabellarischen Absturz des Kiezclubs in dieser Saison angeführt. In Freiburg war der flinke Offensivallrounder bislang an fast der Hälfte der Tore seines Teams direkt beteiligt.

 

Bei der Zuordnung von Personen zu Positionen liebt Christian Streich speziell in der Offensive die Vielfalt. Jendrisek spielt mal schwerpunktmäßig auf dem linken, mal eher auf dem rechten Flügel; Kruse mal als Sturmspitze, mal hängend; Schmid kann nach Ansicht des Freiburger Trainers sowieso beinahe überall spielen. Seriös lässt sich für die Freiburger Offensivabteilung nur ein „4 aus 6“ vorhersagen: Kruse, Jendrisek, Schmid, Caligiuri, Guedé, Freis – vier davon werden in der Startelf stehen und zwei auf der Bank sitzen.

 

Was die Defensive betrifft, so widersprachen sich zuletzt die Medienberichte darüber, inwieweit Ginter und Sorg in Gladbach wieder einsatzbereit sein werden. Vor allem der Ausfall Ginters würde den SC schmerzen. Der Innenverteidiger hat sich in einer Weise etabliert, die ihm die Fritz-Walter-Medaille in Gold einbrachte, einer Auszeichnung für hoffnungsvolle Talente, die zuvor an Spieler wie Marc-André ter Stegen, Julian Draxler, Mario Götze oder Manuel Neuer gegangen war. Sollten Ginter und Rechtsverteidiger Sorg am Samstag ausfallen, könnte neben Diagne wieder Krmas in die Innenverteidigung rücken. Außen wäre außer dem wohl gesetzten Mensur Mujdza auch der polyvalente Schmid eine Option. Der Norweger Hedenstadt lieferte im Pokal zwar eine ordentliche Leistung ab, bei seinem bislang einzigen Bundesligaspiel für die Freiburger, dem 0:2 gegen Leverkusen, wirkte er aber überfordert.

 

Aufstellungen:

 

Borussia M’gladbach: ter Stegen – Jantschke, Stranzl, Dominguez, Daems – Marx, Nordtveit – Rupp, Arango – Herrmann, Hanke.
SC Freiburg: Baumann – Mujdza, Krmas, Diagne, Schmid – Schuster, Makiadi – Jendrisek, Caligiuri – Freis, Kruse.

Schiedsrichter: Wolfgang Stark.
Assistenten: Jan Hendrik Salver, Mike Pickel.
Vierter Offizieller: Christian Leicher.

SEITENWAHL-Meinung:

Christoph Clausen: Ein intensives Spiel wogt lange und hin und her. Weil beide Teams ihre Chancen besser nutzen als manches Mal in der jüngeren Vergangenheit, trennt man sich am Ende leistungsgerecht mit 2:2.

Michael Heinen: Freiburg ist ein undankbarer Gegner, der aber daheim geschlagen werden muss. Dies gelingt mit viel Mühe und mit 2:1.

Christian Spoo: Borussia tut sich gegen Freiburg schwer. Trotz abermals guter Ansätze reicht es nur zu einem 1:1.

Christian Grünewald: Das hochgradig unnötige Aus im Pokal kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Mannschaft weiter Fortschritte zu machen scheint - man siegt gegen Freiburg knapp mit 1:0.

Christian Heimanns: Wenn viele Chancen nicht zum Sieg reichen, dann eben anders: Spielerisch bedenklich kommt Borussia zu einem 1:0 Sieg gegen Freiburg.