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Neun Spiele in Folge ungeschlagen, Platz sieben in der Tabelle, auf Tuchfühlung mit den Europapokalplätzen: Die Welt der Borussia müsste nach dem Derby-Erfolg gegen Fortuna Düsseldorf rosarot sein. Doch die Gesichter der Spieler sagten anderes aus. Roel Brouwers gab zu, dass man nicht so schön gespielt habe, wie man das könne. Oscar Wendt verglich die beiden Halbzeiten sogar mit Tag und Nacht. Das Gegentor habe die Mannschaft verunsichert. Danach habe man aufgehört Fußball zu spielen, ergänzte Mike Hanke. Glücklich war man an der Hennes-Weisweiler-Allee über die gewonnen Punkte. Doch Zufriedenheit sieht anders aus.

 

 

 

Dabei sah es zunächst gar nicht nach einem Zitterspiel aus. Selbstbewusst nahm die Borussia von Beginn an das Zepter in die Hand. Und die Fortuna war bereit, sie hierbei tatkräftig zu unterstützen. Mit einem feinen Pass hatte Juan Arango in der sechsten Minute Oscar Wendt auf die Reise geschickt. Seine Hereingabe grätschte Fortunas Juanan an Fabian Giefer vorbei ins eigene Tor. Die Landeshauptstädter knüpften nahtlos da an, wo sie gegen Augsburg aufgehört hatten. Doch damit war die Pannenserie noch nicht beendet. Noch keine Viertelstunde war gespielt, als Johannes van den Bergh völlig unnötig an der Seitenlinie den Ball gegen Luuk de Jong vertändelte. Der Niederländer nahm dieses Geschenk dankbar an, drang nahezu ungehindert in den Strafraum ein und bediente den freistehenden Herrmann zum 2:0. In der Folge beschränkte sich die Borussia darauf, die Partie zu kontrollieren und den Ball laufen zu lassen. Fortuna Düsseldorf fand in dieser Halbzeit nicht statt.

 

Dies änderte sich mit dem Beginn der zweiten Halbzeit. Die Düsseldorfer beschränkten sich nicht mehr auf die Rolle des staunenden Beobachters, die Hausherren schienen geistig noch in der Kabine zu sein. Zunächst fälschte Marx noch einen Fernschuss von Reisinger ab. Der anschließende Eckball sollte dann zum Ausgleich führen. Der Ball sprang Luuk den Jong an die Hand, Schiedsrichter Gagelmann entschied sofort auf Elfmeter. Auch wenn de Jong seinen Arm sicherlich nicht wegzaubern kann, war die Entscheidung des Referees absolut korrekt. Schahin ließ sich die Chance mit einem trockenen Flachschuss nicht entgehen. Ein Treffer mit Folgen, den in den folgenden Minuten verloren die Borussen zeitweise die Kontrolle über die Partie. Völlig unverständlich, denn der Gegner war sicherlich die schwächste Mannschaft, die in dieser Saison zu Gast bei der Borussia war. Zwar versuchte die Fortuna den Druck zu verstärken, wirklich gefährlich wurde sie aber nie. Und so blieb das Elfmetertor die einzige gefährliche Aktion an diesem Tage.

 

Doch auch die Borussia zeigte deutlich, woran ihr Spiel derzeit leidet. Mit zunehmender Spieldauer gewann man die Kontrolle zurück und kombinierte bis zum teilweise gefällig. Doch außer einer schön herausgespielten Chance, die Cigerci überhastet verstolperte, gelang es auch den Hausherren nicht, aus dem Spiel heraus Gefahr zu entwickeln. Unnötig zu erwähnen, dass auch diese Chance von Juan Arango eingeleitet wurde. Der Venezuelaner war an diesem Tag an allen gefährlichen Aktionen beteiligt. Umgekehrt gelang es den übrigen Borussen nicht, selber für die überraschenden Momente zu sorgen und die Dominanz auf dem Spielfeld in Chancen umzusetzen. Das macht die Fohlen ausrechenbar. Gelingt es dem Gegner, Juan Arango aus dem Spiel zu nehmen, drohen derzeit Partien, wie die gegen Hoffenheim, eher zur Regel, als zur Ausnahme zu werden.

 

Bei aller Kritik wurden am gestrigen Tag aber auch die Fortschritte in Borussias Entwicklung deutlich. Ein Gegentreffer führt nicht mehr zur Konzeptlosigkeit. Die Elf von Lucien Favre ist in der Lage, auch Rückschläge zu verkraften und die Ruhe zu behalten. Daneben wurde wie schon gegen Hoffenheim erneut eine Dominanz deutlich, die es zu Beginn der Saison noch nicht gab. Auch wenn die teilweise traumwandlerische Sicherheit der vergangenen Spielzeit noch nicht erreicht werden konnte, befindet sich die Borussia in einer Situation, in welcher man sich mehr mit dem Gegner, als mit sich selbst beschäftigen kann. Man kann die aktuelle Borussia auch als Team in der Entwicklung sehen. Nach dem Umbruch war es wichtig, Sicherheit und Verständnis zu entwickeln. Danach kam Effektivität hinzu. Mittlerweile dominiert man schwächere Teams wieder. Im nächsten Schritt muss es den Fohlen gelingen, Dominanz in Gefahr umzusetzen. Damit wäre man im gehobenen Mittelfeld angekommen.

 

Effektivität gehörte aber nicht zu den Stärken der Fohlen an diesem Samstag. Mit zunehmender Spieldauer wurde die begrenzte Qualität der Gäste deutlich. Zunächst musste aber wieder ein Fortune für den ersten Aufreger sorgen. Latka lenkte den Ball an die eigene Latte, Giefer war bereits geschlagen. Doch das wäre wohl zu viel des Guten gewesen. In der Folge verschärften die Hausherren das Tempo und kamen zu zwei hochkarätigen Chancen durch – wer sonst? – Arango, die aber von Giefer brillant pariert wurden. Und so konnte niemand daran zweifeln, dass der Sieg der Gastgeber hochverdient war. Was bleibt, ist also die Freude über drei gewonnene Punkte und der schale Beigeschmack, sich das Leben zeitweise selber unnötig schwer gemacht zu haben. Dies abzustellen muss aber auch ein Ziel der Entwicklung sein. So lange ist es gut, die angebotenen Punkte einfach zu nehmen.

 

 

 

 

 

Borussia Mönchengladbach: ter Stegen – Jantschke, Brouwers, Dominguez, Wendt – Marx – Cigerci (91. Rupp), Nordtveit – Herrmann (88. Mlapa), Arango – de Jong (72. Hanke).
Fortuna Düsseldorf: Giefer - Balogun , Latka , Juanan, J. van den Bergh – Bodzek (85. Ilsö), Tesche - Reisinger, O. Fink (74. Omae) - Kruse - Schahin

 


Tore: 1:0 Juanan (6., ET), 2:0 Herrmann (14.), 2:1 Schahin (50., HE)