Im Tagesverlauf ist es überwiegend bedeckt mit stürmischen Regenschauern. Die Temperaturen liegen zwischen 5 und 10 Grad Celsius. Es weht mäßiger Wind aus Westen, mit Böen von bis zu 37 km/h. Abends ist mit leichtem Regen zu rechnen.
Soweit der wichtigste Teil unseres Vorberichts zur morgigen Partie in Saarbrücken. Eine ähnlich ordentliche Wettervorhersage hätte dem DFB am 7. Februar geholfen, um das damals unmöglich durchzuführende Viertelfinale des DFB-Pokals schon früher abzusagen als erst am Spielabend selbst. So müssen sich Borussias Fans und Spieler an diesem Dienstag zum zweiten Mal auf den beschwerlichen Weg ins Saarland machen, wo sie eine undankbare Aufgabe erwartet.
Dabei kann es auf dem Papier für einen Erstligisten kaum etwas Dankbares geben, als im Viertelfinale des DFB-Pokals auf einen durchschnittlichen Drittligisten und im Halbfinale ggf. auf einen unterdurchschnittlichen Zweitligisten zu treffen. Für Borussia gilt das aber nur bedingt, wenn man ihre Vorliebe für schwache Leistungen gegen noch schwächere Teams kennt. Historisch denken wir an einige bittere Pokalniederlagen gegen unterklassige Vereine wie in den letzten Jahren Darmstadt und Hannover. Selbst zu besseren Favre-Zeiten erfolgte zwischen 2012 und 2015 das Aus gegen Düsseldorf, Darmstadt und Bielefeld. In der aktuellen Saison lassen die Ergebnisse gegen die letzten drei der Bundesligatabelle (5 Remis, 1 Niederlage) darauf schließen, dass in diesem Punkt nicht unbedingt Besserung eingetreten ist.
Der 1. FC Saarbrücken wird aller Voraussicht nach genauso auftreten, wie es der Borussen-Mannschaft seit jeher nicht behagt. Gerade zu Beginn werden sie auf eine starke, kompakte Defensive setzen, woran sich schon der FC Bayern München und Eintracht Frankfurt in den vergangenen Pokalrunden die Zähne ausgebissen haben. Sie werden ihren Gegner konsequent attackieren und unter Druck setzen, bei Bedarf aber auch versuchen, offensive Akzente zu setzen, um die fehleranfällige Borussen-Defensive zu beschäftigen. Zudem sollte Borussia über (mindestens) 90 Minuten hellwach sein. Die sechs Saarbrücker Treffer der vorherigen Pokalrunden fielen fast alle erst in der 2. Halbzeit. Lediglich das 1:1 gegen die Bayern erfolgte (kurz) vor dem Seitenwechsel.
Die Motivation sollte angesichts der Aussicht auf ein mögliches Pokalfinale auf beiden Seiten extrem hoch sein. Wer für die realistische Chance auf ein Pokalfinale in Berlin nicht brennt, der sollte sich einen anderen Zeitvertreib als Fußballspielen suchen. Für den Underdog aus Saarbrücken wird die Motivation aber noch stärker sein, da zum einen im Halbfinale der Lokalrivale aus Kaiserslautern wartet und zum anderen die Wahrscheinlichkeit einer Wiederholung dieses Coups geringer ist als bei Borussia.
Nicht unterschlagen werden darf aber, dass der 1. FC Saarbrücken bereits 2019 im DFB-Pokal Halbfinale stand. Damals wurde in Runde 2 der 1. FC Köln geschlagen und im Achtel- und Viertelfinale jeweils ein Zweitligist (KSC, Düsseldorf) im Elfmeterschießen besiegt. Endstation war erst Bayer Leverkusen im Halbfinale.
Der Pokal ist in den vergangenen Jahren das letzte verbliebene Highlight, das dem einstigen Erstligisten noch geblieben ist. 1993, also vor über 30 Jahren, gehörte der Verein letztmals der Bundesliga an. In der Abschiedssaison konnten sie im vorletzten von bislang 10 Pflichtspielen gegen Borussia das allererste Mal gewinnen. Das 5:2 auf dem Bökelberg vermieste das Trainerdebüt des späteren Pokalhelden Bernd Krauss. Im Ludwigspark ist Borussia bei vier Siegen in fünf Spielen noch ungeschlagen. Für die Saarländer folgte nach 1993 eine Tortur mit vielen Auf- und Abstiegen. Nach dem letzten Abschied aus der 2. Liga im Jahr 2006 dauerte es nur zwei Jahre bis der Verein 2008 auf dem absoluten Tiefpunkt in der Fünftklassigkeit angekommen war.
In den letzten Jahren hat sich der Verein immerhin wieder im oberen Mittelfeld der 3. Liga etabliert. Aktuell befindet er sich auf einem 7. Platz, wobei zuletzt ein Aufwärtstrend mit sechs ungeschlagenen Spielen in Folge zu beobachten war. Die Saarländer sind gut gerüstet für einen heißen, aber vermutlich regnerischen Pokalabend im heimischen Ludwigspark. Die viel diskutierten Platzverhältnisse dürften bei entsprechender Aufweichung den kampfstarken Saarbrückern entgegenkommen.
Die Mannschaft des Drittligisten ist schwer auszurechnen, da sie sich weniger durch herausragende Stars als durch eine kompakte Einheit und hohe Breite auszeichnet. Am vergangenen Samstag fehlten mit Kapitän Zeitz, Torjäger Brünker und Techniker Naifi drei wesentliche Stützen und trotzdem wurde Erzgebirge Aue souverän mit 2:0 besiegt. In den bisherigen drei Pokalpartien zeichneten sich fünf verschiedene Torschützen für die sechs Treffer verantwortlich. Lediglich Kai Brünker trug sich zweimal in die Statistikbücher ein. Mit 10 Treffern ist der 29jährige auch in der Liga der beste Torschütze. Ihm folgt mit sechs Toren Kasime Rahibic, der aktuell aber Ladehemmung hat und 2024 bislang ohne Treffer blieb.
Im Tor liefert Tim Schreiber überwiegend gute Leistungen ab. Erst kurz vor dem Bayern-Spiel wurde er für den bisherigen Stammkeeper Paterok aufgestellt, den er seitdem hervorragend ersetzt. Beachtlich: Von 21 Elfmetern konnte er in seiner Karriere bislang keinen einzigen halten.
Weitere zu beachtende Akteure sind in der Abwehr Lukas Boeder und Manuel Zeitz sowie im Mittelfeld Luca Kerber und Marcel Gaus. Kerber markierte in den letzten vier Spielen drei Tore. Gaus verfügt über eine große Erfahrung mit 233 Zweitligaspielen für Ingolstadt, Kaiserslautern, Düsseldorf und den FSV Frankfurt.
Borussia wird gewarnt sein vor dem, was der 1. FC Saarbrücken im Pokal zu leisten imstande ist. Dennoch ist es nicht so leicht, das Unterbewusstsein auszuschalten, das in den Saarländern weiter einen deutlich weniger talentierten Drittligisten sehen wird. Im letzten Sommer erfuhr die Fohlenelf dies bereits bei einem mühsamen 2:1-Testspielerfolg.
Trotz aller Vorreden geht Borussia favorisiert in die Partie. Dem wird sie aber nur gerecht werden können, wenn die Mannschaft die Partie angeht wie einen echten Pokalfight gegen einen Erstligisten. Keinesfalls darf sie schon wieder Teile der Begegnung verschlafen so wie es zuletzt in der ersten Halbzeit in Mainz oder in den ersten 20 Minuten gegen Köln der Fall war. Ansonsten könnte aus dem Traum von Berlin sehr schnell der Alptraum von Saarbrücken werden.
Mögliche Aufstellungen
Saarbrücken: Schreiber – Rizzuto, Thoelke, Zeitz, Boeder, Gaus – Kerber, Sontheimer – Naifi, Brünker, Rahibic
Borussia: Nicolas – Lainer, Elvedi, Itakura, Scally – Weigl, Kone – Honorat, Neuhaus, Hack - Jordan
Seitenwahl-Tipps
Michael Heinen: Es spricht einiges für ein bitteres Pokalaus. Aber Borussia ist immer für Überraschungen gut, sodass ich auf einen knappen 2:1-Erfolg in der Verlängerung tippe.
Christian Spoo: Schweres Geläuf, ekliger Gegner, müde Beine, Motivationsprobleme. 1:1 nach 90 Minuten, 2:2 nach Verlängerung. Der Rest ist Lotterie.
Claus-Dieter Mayer: They say it never rains in Northern Saarbrücken… Muss es auch gar nicht, den auch ohne Hilfe des Wettergottes gelingt es den Saarländern die Gladbacher Führung aus der ersten Halbzeit noch zu drehen und das Spiel 2:1 zu gewinnen.
Michael Oehm: Wenn das irgendein anderer Bundesligist wäre, würde ich auf einen entspannten Auswärtssieg und eine Entscheidung schon vor der Halbzeitpause tippen. Da aber die Gladbacher Borussia bei Saarbrücken antritt, wird es ein zähes Ringen und ein glückliches 2:1 für die Auswärtsmannschaft in der regulären Spielzeit.
