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Es war zwar eine Woche nach Freitag, dem 13., aber dennoch verlief der 20.1.2012 nicht nur für die erfolgsverwöhnten Bajuwaren höchst unglücklich, sondern auch für die Boulevard-Journalisten, die für das Verfassen absurder Geschichten über Borussia Mönchengladbach bezahlt werden. Die Artikel über den Fehlstart des angeblich in sich zusammenbrechenden Vereins dürften schon ausformuliert in diversen Schubladen gelegen haben, ehe sie durch den begeisternden 3:1-Erfolg über den Rekordmeister obsolet wurden. Bereits zum dritten Mal in dieser Saison ist es der Elf von Lucien Favre damit gelungen, eine medial hinaufbeschworene Krise in eindrucksvoller Weise bereits im Keim zu ersticken. Dieser starke Charakter ist das beste Argument, das gegen einen Einbruch von Borussia noch in dieser Saison spricht.


Ob am Ende sogar der ganz große Wurf gelingen kann, wird sich vornehmlich in den Auswärtsspielen entscheiden. Im Borussia-Park wurde oft genug bewiesen, dass kein Gegner gescheut werden muss, ob groß oder klein. Gegen Teams wie Kaiserslautern, Mainz oder Nürnberg hielt man sich schadlos. Bremen, Schalke und Leverkusen wurden (teilweise) vorgeführt, Bayern ebenso verdient wie souverän geschlagen und dem BVB selbst ohne Marco Reus Paroli geboten. In der Rückrunde wird Borussia zu einigen Topklubs reisen und sich dort behaupten müssen. Eine gute Übung sind daher die nächsten 20 Tage, in denen 3 schwierige Auswärtsspiele anstehen. Bevor es zu den heimstarken Wolfsburgern und im Pokal zu den unberechenbaren Berlinern geht, wartet zunächst der Angstgegner aus Stuttgart. Die Negativstatistiken der letzten Jahre wurde im Vorfeld zu genüge durchleuchtet. Doch Borussia hat im vergangenen Jahr so manch ähnliche Serie pulverisiert. Und Obacht: Der letzte Erfolg im Schwabenland resultiert aus dem Dezember 1994. Damals gelang es Borussia zum letzten Mal, nach zuvor tristen Jahren erstmals seit langer Zeit wieder eine sensationelle Saison zu spielen und sich in den oberen Tabellenregionen einzunisten.

 

Diese Erinnerungen sind deutlich angenehmer als jene aus der Vorsaison, als das 0:7 vielen zum ersten Mal das Ausmaß der dramatischen Situation vor Augen führte. Sechs der damals eingesetzten Borussen werden am Sonntag voraussichtlich in der Startelf stehen. Zum Vergleich: Beim VfB sind es nur noch vier Spieler, was die hohe Fluktuation im Team von Bruno Labbadia verdeutlicht.

 

Ganz neu dabei ist seit dieser Woche Vedad Ibisevic, der für ca. 5 Mio. Euro vom Liganachbarn aus Hoffenheim verpflichtet wurde. In der Vorrunde besiegelte er mit seinem Treffer Borussias Niederlage bei den SAP-Jüngern. Einer verzerrten Wahrnehmung unterliegt aber, wer in ihm einen Spezialisten für Tore gegen Borussia erkennen möchte. In bislang 7 Partien wurde er für Hoffenheim und Aachen gegen den VfL eingesetzt und erzielte dabei lediglich 3 Treffer. Zum Vergleich: Pavel Pogrebnyak, der an seiner Stelle auf der Bank Platz nehmen dürfte, traf in 5 Partien 4 Mal, davon allerdings gleich dreifach in der Vorsaison.

 

Bruno Labbadia plant, den Neuzugang aus Hoffenheim direkt ins kalte Wasser zu werfen, wozu er sogar sein bisheriges 4-2-3-1-System auf ein 4-4-2-System umstellen könnte. Cacau, der aktuell von seiner Bestform weit entfernt ist, die ihm vor einem Jahr eine hochdotierte Vertragsverlängerung, ein kolportiertes Interesse von Borussia sowie eine Berufung von Jogi Löw beschert hat, könnte dann vom linken offensiven Mittelfeld ins Sturmzentrum vorrücken. Entscheidet sich der Trainer für letzteres, stünde Julian Schieber für die linke Seite bereit. Nach seiner langen Verletzung, die er sich direkt nach dem Wechsel zurück aus Nürnberg zugezogen hat, ist er aber noch nicht wieder in Fahrt gekommen, sondern wartet weiter auf seinen Durchbruch beim VfB. Sollte er den Vorzug vor Thomas Hajnal erhalten, würden vier gelernte Stürmer die Offensive bilden, da Martin Harnik für die rechte Mittelfeldseite vorgesehen ist.

 

Die offensive Ausrichtung der Stuttgarter bringt einer exzellenten Kontermannschaft wie Borussia einige Möglichkeiten. Denn defensiv hat der VfB zuletzt enorm an Stabilität eingebüßt und ist mit seiner arg durchschnittlichen Viererkette anfällig. Die größte Stärke der Schwaben liegt im defensiven Mittelfeld, wo mit Kvist und Kuzmanovic ein eingespieltes und gut funktionierendes Tandem agiert. Daneben ist Sven Ullreich in dieser Saison ein souveräner Rückhalt, der selbst den Abgang von Bernd Leno nach Leverkusen verschmerzen ließ.

 

Für Lucien Favre besteht wenig Grund, personelle Änderungen vorzunehmen. Einzig Abwehrchef Dante wird nach seiner Gelbsperre zurückkehren, zumal sein bravouröser Vertreter Roel Brouwers in dieser Trainingswoche von einer Rückenprellung außer Gefecht gesetzt wurde. Alle übrigen Positionen sind aktuell fest vergeben. Da überrascht es wenig, dass unter den Fans am heißesten die Frage nach potentiellen Winterneuzugängen diskutiert wird. Betrachtet man die vergangenen Jahre, so sind Eberl im Winter meist die besseren Transfers gelungen, was aber eher kein entscheidendes Argument sein kann. Der vielfach geforderte "Starstürmer" könnte durchaus das bewährte Mannschaftsgefüge zu gefährden. Auf der anderen könnte der Worst case – eine längere Verletzung von Marco Reus – jetzt vermutlich noch schwieriger kompensiert werden als in der Vorrunde. Der Manager spielt also ein wenig mit dem Feuer und seiner eigenen Reputation, wenn er sich auf der Pressekonferenz zum Spiel in Stuttgart dermaßen deutlich positioniert, mit dem vorhandenen Kader bis zum Ende der Saison auskommen zu wollen.

 

Doch zunächst ist der Blick auf Stuttgart gerichtet, wo es darauf ankommen wird, eine ähnlich konzentrierte und kompakte Leistung wie gegen die Bayern abzuliefern und nicht zu tief zu stehen, sondern regelmäßig eigene Angriffe zu starten. Gelingt dies, sollten die Chancen groß sein, die Gladbacher Boulevardjournalisten erneut zu ärgern, die bei einem weiteren überzeugenden Auswärtssieg aber die ebenso vorformulierten Artikel zur anstehenden Meisterschaft aus ihren dreckigen Schubladen holen werden.

 

Voraussichtliche Aufstellungen:

 

Stuttgart: Ulreich – Celozzi, Tasci, Maza, Molinaro – Harnik, Kvist, Kuzmanovic, Hajnal, Cacau – Ibisevic

 

Borussia: ter Stegen – Jantschke, Stranzl, Dante, Daems – Herrmann, Neustädter, Nordtveit, Arango – Reus, Hanke

 

Seitenwahl-Tipps:

 

Christian Heimanns:Die Gelegenheit muss man nutzen: Die Borussia, um sich in Stuttgart für Erlittenes zu revanchieren und zu punkten und ich, um einen 1:0 Sieg dort zu tippen.

 

Christian Spoo: Über 17 Jahre warten wir schon auf einen Sieg in Stuttgart. Und auch in dieser Spielzeit wird Borussia keine drei Punkte aus der Stadt der Bahnhofsversenker mitnehmen. Die Partie endet wie das Hinspiel 2:2.

 

Christoph Clausen: In Baden-Württemberg tat sich die Borussia in dieser Saison schwer, in Stuttgart ohnehin schon lange. Dennoch: Rufen beide Mannschaften ähnliche Leistungen ab wie beim Rückrundenstart, sollte einem 2:0-Auswärtssieg wenig entgegenstehen.

 

Michael Heinen: Zu viel Optimismus tut nicht immer gut. Bislang sind wir mit Understatement gut gefahren, so dass ich eine 0:1-Niederlage von Borussia befürchte.

 

Thomas Häcki:Stuttgart liegt zwischen Freiburg, Hoffenheim und Augsburg... ganz einfach also: 1-0 für die Schwaben nach schlechter Borussenleistung.