seitenwahl 202207311444 BC8T4783

Wenn im DFB-Pokal in der ersten Runde ein Oberligist einen Bundesligisten empfängt, ist es für das Team aus der fünften Liga das Spiel des Jahres, wenn nicht sogar das wichtigste Spiel in der Vereinsgeschichte. Genau vor diesem steht der TuS Bersenbrück, weil am Freitagabend um 18 Uhr an der Bremer Brücke in Osnabrück Borussia Mönchengladbach zu Gast ist. Geling Borussia ein Sieg im Pokal im ungeliebten Stadion an der namensgebenden Eisenbahnbrücke über die Bremer Straße in Osnabrück? Letzte Saison konnte man ja als Fan einen der raren Siege im Dreisam-Stadion beobachten…


Die Fakten
Das Team aus der Kleinstadt an der Hase hat gerade einmal 8800 Einwohner. Zum Vergleich: alle Einwohner von Bersenbrück würden im Unterrang der Nordkurve des BORUSSIA-Parks Platz finden. Der TuS hat sich nach 1990/91 zum zweiten Mal für den DFB-Pokal qualifiziert. Damals unterlag Bersenbrück gegen Hannover 96 mit 0:4. In der Saison 2018/2019 scheiterten die Bersenbrücker im Finale des Landespokals mit 2:3 am SV Atlas Delmenhorst, der danach in der ersten Hauptrunde vor über 40.000 Zuschauern im Weserstadion gegen den SV Werder antreten durfte. In der abgelaufenen Saison sicherten sich die Bersenbrücker den Pokal durch einen 3:0-Erfolg gegen den SC Spelle-Venhaus. Das Team aus dem südlichen Emsland tröstete sich mit dem Aufstieg in die Regionalliga darüber hinweg. Da das Stadion in Bersenbrück gerade einmal 3000 Zuschauern Platz bietet, haben die Verantwortlichen des TuS beschlossen, die Partie im Stadion an der Bremer Brücke in Osnabrück auszutragen. Dieses schöne Fußballstadion ruft bei vielen Fans der Borussia negative Erinnerungen hervor. Die Elf vom Niederrhein trat in drei DFB-Pokalspielen gegen den heimischen VfL Osnabrück an, lediglich in der ersten Runde des Pokals in der Saison 2007/08 gelang Borussia dort ein Sieg. Torschütze war damals vor über 16.000 Zuschauern Marko Marin. 1992 flog Borussia in der dritten Runde des DFB-Pokals mit 1:4 aus dem Wettbewerb, 2006 war in der zweiten Runde des Pokals nach einem 1:2 Endstation. In der abgelaufenen Saison war Borussia in der ersten Runde des Pokals beim SV Oberachern zu Gast und siegte beim Oberligisten mit 9:1. Im Normalfall sollte auch am Freitagabend wieder ein Ergebnis in dieser Höhe auf der Anzeigentafel stehen. Das Kontingent von 7300 Gästekarten ist bereits komplett vergriffen, das Stadion dürfte ausverkauft sein.


Der Gegner

Anders als bei vielen Oberligisten stehen in Bersenbrück keine ehemaligen Profis unter Vertrag, die ihre Karriere mit einem kleinen Salär nebenbei ausklingen lassen wollen. Eine Ausnahme ist Jules Reimerink, der mit seinen 33 Jahren schon weit herum gekommen ist. Neben 82 Spielen in der dritten Liga hat der Leistungsträger auch 49 Spiele für Energie Cottbus in der zweiten Bundesliga absolviert. Santiago Aloi ist mit 36 Jahren der Routinier des Teams. Der gebürtige Argentinier hat immerhin zwei Zweitligaspiele in seiner Heimat absolviert, bevor er zu Inter wechselte. Wohl gemerkt, wir reden hier von Inter Leipzig. Von da führte ihn sein Weg über den Chemnitzer FC in den Nordwesten von Deutschland. Beide standen beim Saisonauftakt der Oberliga allerdings nicht in der Startelf.

AJ7X5124

Patrick Papachristodoulou im Trikot des SSV Jeddeloh

Rechtsverteidiger Patrick Papachristodoulou ist einer der wenigen Spieler im Kader mit Regionalliga-Erfahrung. Für den BSV Schwarz-Weiß Rheden, den VfB Oldenburg und den SSV Jeddeloh absolvierte er insgesamt 56 Spiele in der 4. Liga. Bekanntester ehemaliger Spieler des TuS Bersenbrück ist Emil Jula. Der leider viel zu früh verstorbene ehemalige Stürmer von Energie Cottbus und dem MSV Duisburg spielte drei Jahre für den TuS, ehe er 2018 Co-Trainer wurde. 2020 verstarb er nach einem Herzinfarkt. Den Auftakt in die Oberliga-Saison hat Bersenbrück erfolgreich gestaltet. Beim 1.FC Germania Egestorf-Langreder siegte der TuS unter den Augen von Borussias Spielbeobachtern mit 3:1.

Die Borussia
seitenwahl 202308051548 IMG 2665

Geradro Seoane steht vor seinem Pflichspieldebüt. 

Die neu formierte Elf vom Niederrhein hat in den bisherigen Testspielen durchaus zu gefallen gewusst. Neu-Trainer Gerado Seoane kann sein Team durchaus mit einer Dreier- oder Viererkette agieren lassen. Sollte sich der Schweizer für eine Dreierkette entscheiden, würde wohl Marvin Friedrich zentral agieren, Neuzugang Wöber und Ko Itakura könnten seine Partner sein. Vorteil dieser Formation: Franck Honorat könnte auf der rechten Außenbahn die Linie rauf und runter rennen. Sein Gegenpart auf der anderen Seite dürfte dann Luca Netz sein. Entscheidet sich Borussias Trainer für eine Viererkette, dürften Wöber und Itakura die Nase vorn haben. Ein Einsatz von Nico Elvedi scheint ausgeschlossen, da er ja dem Vernehmen nach die Nummer eins auf der Verkaufsliste des Vereins ist. Die Gefahr einer Verletzung möchte wohl keiner von Borussias Verantwortlichen in Kauf nehmen. seitenwahl 202207311448 AJ7X7381

Kommt Moritz Nicholas wieder im Pokal zum Einsatz?

Im Tor könnte Moritz Nicolas zurzeit die Nase etwas vorn haben, wenn es darum geht, Mannschaftskapitän Jonas Omlin nach seiner im Test gegen Montpellier erlittenen Verletzung zu vertreten. Er stand auch schon im letzten Aufeinandertreffen im DFB-Pokal mit einem Oberligisten zwischen den Pfosten. Nach seiner guten Leistung im eben genannten Testspiel dürfte Julian Weigl im Mittelfeld gesetzt sein. Im Sturmzentrum könnte Grant Ranos agieren, da Tomáš Čvančara aller Voraussicht nach für den Saisonauftakt in Augsburg geschont werden wird. Dahinter könnte Alassane Plea agieren. Beim zu erwartenden klaren Spielverlauf dürfte Seoane dem ein oder anderen Spieler noch etwas Spielpraxis gönnen. Nach dem Kurzauftritt im Testspiel gegen Montpellier wäre es interessant, Fabio Chiarodia über einen längeren Zeitraum agieren zu sehen.

seitenwahl 202308051559 IMG 2844

Grant Ranos traf gegen Montpellier mit einem schönen Distanzschuss.


Die Tipps
Christian Spoo: Der Aufgalopp gelingt. Standesgemäß besiegt Borussia den Fünftligisten mit 6:1.


Michael Heinen: Borussia hat einen neuen Trainer, der die vorherige Verzweiflung in Euphorie verwandelt hat. Kein Testspiel ging verloren. Da ist es nur folgerichtig, dass Borussia das erste Saisonspiel gegen den Oberligisten mit 9:1 gewinnt.


Volkhard Patten: Der SV Werder Bremen bleibt weiterhin der Bundesligist, der als letztes gegen einen Oberligisten aus dem Pokal flog. Nachdem im letzten Jahr ein Sieg im Dreisamstadion gelang, nimmt Borussia die Hürde an der Bremer Brücke mit Bravour und siegt mit 8:0.


Uwe Pirl: Bei allen Abstiegskampfszenarien, die derzeit kursieren: Für den Oberligisten reicht es. 4:1 Borussia.


Thomas Häcki: Insgesamt bietet das Spiel eher einen letzten Test bevor der Ernst des Lebens losgeht. Die Borussia meistert ihn mit 8:0.


Claus-Dieter Meyer: Das 4:0 in Bersenbrück ist zu viel um peinlich zu sein, aber auch zu wenig um für echte Zufriedenheit zu sorgen.

 

Michael Oehm: Ich bin jetzt schon euphorisiert. Skeptisch machen nur die 2 Gegentreffer, als alles entschieden ist. 2:6 für die Borussia.