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Das Zauberwort in unserem Borussencheck aus der vorigen Woche war die Ungewissheit. Nach einer rabenschwarzen Saison, dem Abgang dreier wichtiger Mittelfeldspieler und dem Zugang einiger schwer einzuschätzender Akteure war man daher sehr gespannt auf das erste Pflichtspiel in neuer Besetzung. Auf einen Spieler waren dabei die meisten Augen gerichtet. Und diese bekamen wahrlich einiges zu sehen.


Die Aufgaben an den Neuen wurden klar verteilt: Juan Arango sollte im Alleingang den Verlust von Marko Marin und Alexander Baumjohann kompensieren und gleichzeitig noch so viel besser sein, damit Borussia in dieser Saison nicht mehr zu zittern braucht. Skepsis war angebracht, ob der Venezolaner diesen hohen Erwartungen gleich zu Saisonbeginn schon gerecht werden könnte – von Südamerikanern ist man Anpassungsprobleme schließlich gewohnt. Doch zumindest im Spiel beim FSV Frankfurt war von diesen nicht viel zu sehen. Angefangen vom ersten schön gezirkelten Freistoß nach wenigen Minuten, über seinen Treffer zum 1:0 bis hin zur Traumvorlage zum zweiten Tor. Arango war überall und wusste seine Omnipräsenz zudem – anders als einst Federico Insua – effektiv einzusetzen. Wenn man irgendetwas Negatives über den Auftritt des Ex-Mallorquiners sagen möchte, dann ist es die Befürchtung, dass er die Erwartungen der Fans seit diesem Wochenende endgültig in kaum erreichbare Höhen katapultiert hat.
 

Bei aller Euphorie um unseren neuen Spielgestalter und seinen gelungenen Einstand. Es darf nicht untergehen, dass wir nur gegen einen abstiegsbedrohten Zweitligisten gespielt haben und es in den nächsten Wochen ganz anders zur Sache gehen wird. Wie groß der Unterschied zwischen 1. und 2. Liga sein kann, sollten gerade wir Borussen am allerbesten wissen. Dennoch darf man nach so einer erfolgreich und souverän geführten Partie zufrieden sein. Den Tipps der Seitenwahl-Redaktion vor dem Spiel ließ sich entnehmen, dass nicht jeder Fan uneingeschränkt optimistisch war angesichts des Ausfalls von 5 fest eingeplanten Stützen der neuen Borussia. Neben dem überragenden Arango wussten aber gerade in der Offensive zwei viel geschmähte Angreifer ihre Chance zu nutzen, die sich ihnen erst durch die Verletzungen von Friend und Bobadilla bot.

Eigentlich grenzt es an Fahrlässigkeit, dass sich Borussia bei zwei Stammstürmern mit dieser Verletzungshistorie nur noch einen 36jährigen Oldie, einen 19jährigen Youngster und einen seit zwei Jahren auf den Durchbruch wartenden Israeli als Reserve hält. Aber j
ener Roberto Colautti deutete einmal mehr an, dass er sich neben einer zweiten Spitze wohler fühlt, nachdem er sich in der Vorsaison als alleiniger Stoßstürmer wenig eignete. Michael Frontzeck sah dies zum Glück ähnlich, weswegen er Oliver Neuville an seine Seite beorderte. Der Oldie, dem einige schon das Karriereende nahegelegt hatten, wies nach, dass er durchaus noch in der Lage ist, seine Qualitäten einzubringen. Ob dies nur noch auf Zweitliganiveau möglich ist, werden die kommenden Wochen zeigen. Aber gerade das Zusammenspiel mit Arango gelang vortrefflich. Neuville schien richtig Spaß daran gefunden zu haben, endlich mal wieder mit einem Mitspieler auf derart hohem Niveau Fussball spielen zu können. 

Wer daraus jetzt aber eine versteckte Kritik an Marko Marin ableitet, der liegt falsch. Ein Vergleich zwischen dem Venezolaner und dem Neu-Bremer verbietet sich angesichts der deutlichen Unterschiede in ihrer Spielweise von selbst. Beide haben ihre jeweiligen Qualitäten, die bei Marin eher in den Eins-zu-Eins-Situationen liegen, wo er im Dribbling und mit seinem Auge immense Torgefahr hinaufbeschwören kann. Arango ist hingegen ein ziemlich klassischer Spielgestalter. Zwar startete er im linken Mittelfeld, von wo aus er aber im Laufe der Partie die gesamte Borussen-Offensive dominierte. Der Gegner von diesem Samstag ließ dies zu, während sich Bochum, Hertha und Co. mehr einfallen lassen werden, um dies zu unterbinden. Erst wenn sich Arango im Ligaalltag auf konstant hohem Niveau behaupten kann, dürfen wir uns zu einem echten Transfercoup gratulieren. 

Bis dahin bleibt uns die Unsicherheit aber erhalten. Als Borussen-Fan hat man zu viele Lichter am Ende des Tunnels gesehen, die sich anschließend als Scheinwerfer eines entgegenkommenden Lasters entpuppten und uns schmerzhafte Rückschläge zugefügt haben als dass man wegen eines erfreulichen Pokalspiels von einer sorgenfreien Saison ausgehen darf. Die Erwartungen sollten vielmehr im angemessenen Rahmen bleiben und ein realistisches Bild des gestrigen Tages abbilden. Das Auftreten in Frankfurt war ein erstes positives Signal, dass unsere Mannschaft in der kommenden Saison besser zusammenpassen könnte als es im Vorjahr der Fall gewesen ist. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.