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Die Parallelen zwischen den beiden Kontrahenten sind unverkennbar: Mit 11 mageren Punkten im Vorjahr die Vorrunde abgeschlossen, im Winter die größte Baustelle beseitigt und anschließend in einer deutlich verbesserten Rückrunde doch noch knapp die Klasse gehalten. Auch die neue Saison startete zumindest vom Ergebnis gleich – nämlich mit einem knappen Auswärtssieg im Pokal.  



VfL Bochum
 

Im letzten Punkt lügen die Zahlen aber, denn während Borussia einen Zweitligisten souverän dominierte, tat sich der VfL Bochum beim Regionalligisten Spfr. Lotte bis in die Schlussminuten sehr schwer. Den Sieg sicherte vor allem Philipp Heerwagen, der bereits 2007 aus Unterhaching kam, sich bislang aber nicht so recht beim VfL durchzusetzen verstand. Vor der letzten Saison noch als vierter Keeper gehandelt erhielt er in den letzten beiden Spielen der Saison für Unsicherheitsfaktor Daniel Fernandes seine Chance, die er überraschend gut nutzte. Unwahrscheinlich aber, dass der VfL mit dieser Lösung dauerhaft Ruhe auf dieser umstrittenen Position erhalten wird. 

Unruhe gibt es im Rewirpower-Stadion regelmäßig, wenn Kapitän Marcel Maltritz in die Nähe des Balls gerät. Der Ex-Hamburger wirkt etwas phlegmatisch und arrogant, was ihm ein gehöriges Maß an Unbeliebtheit bei den Fans eingebracht hat, die von Trainer Marcel Koller aber nicht geteilt wird. Daher wird er weiter in der Innenverteidigung spielen, obwohl mit Yahia und Mavraj zwei gleichwertige Konkurrenten parat stehen. Nachdem Mavraj in der vorigen Rückrunde ins Team drängte, hat jetzt sein algerischer Konkurrent wieder die Nase leicht vorn. Der Nationalmannschaftskollege von Karim Matmour kann immerhin von sich behaupten, eine Saison bei Inter Mailand verbracht zu haben, wo er sich zum Beginn des Milleniums aber weniger stark durchsetzte als jetzt in Bochum. 

Die Abwehr der Bochumer ist durchaus beachtenswert, was besonders an den Außenverteidigern liegt. Gerade Christian Fuchs entwickelte sich im Vorjahr zu einem Führungsspieler, der auch besseren Bundesligisten gut zu Gesicht stünde. Neben Stanislav Sestak ist er der erste Kandidat, der in absehbarer Zeit das Los so vieler Bochumer Top-Spieler teilen dürfte, indem er den Verein für eine entsprechende Ablöse verlässt. 

Sestak, für den im Sommer vermeintlich Angebote über mehr als 4 Mio. Euro vorgelegen haben sollen, ist der letzte Stürmer, den die traditionell gute Einkaufspolitik des Klubs mit erstaunlich geringen Mitteln groß herausgebracht hat. Er verbindet Schnelligkeit mit einem hervorragenden Torriecher und brachte es so in seinen beiden Erstligajahren auf insgesamt 22 Tore. Im Vorjahr war er aber auf sich allein gestellt, weil sich Rückkehrer Vahid Hashemian ebenso wie Paul Freier als allzu altes Eisen entpuppten. So schloss man die Saison mit nur 39 Treffern ab, was in der Winterpause bereits eine Nachbesserung erforderte. Diego Klimowicz schoss trotz vieler Verletzungen anschließend immerhin noch 4 wichtige Tore. Doch sich im Sturmzentrum von einem 35jährigen derart abhängig zu machen, für den es eigentlich keinen nennenswerten Ersatz gibt, darf zumindest als mutig bezeichnet werden.  

Insgesamt ist der Kader des VfL sehr ausgeglichen besetzt und mit weit mehr Qualität ausgestattet als ihm manch ein neutraler Beobachter zugestehen möchte. Da die beiden Neuzugänge Johansson (defensives Mittelfeld) und Dedic (Sturm) noch nicht weit genug für einen Starteinsatz zu sein scheinen, beginnt man mit demselben Gerüst, das sich in der Rückrunde immerhin 20 Punkte erspielte.  

Wer diesen Verein unterschätzt, der darf nicht übersehen, dass er in der Vorsaison besser abschnitt als Borussia, obwohl man über weite Strecken fast die Hälfte aller Stammkräfte ersetzen musste. Von derlei Verletzungssorgen ist man aktuell befreit, so dass Trainer Koller eher Schwierigkeiten hat, wen er auf der Bank belassen sollte. Dort wird mit ziemlicher Sicherheit ein sehr interessanter Spieler sitzen. Der Japaner Shinji Ono, ist rein von den technischen Anlagen der beste Bochumer, weshalb ihm - analog zu unserem Federico Insua dereinst - von einigen unterstellt wird, vielleicht sogar zu gut für seine Mitspieler zu sein, die nicht die Qualität mitbringen, seine Genialität umzusetzen.  

Borussia 

Viel Grund zu ändern gäbe es für Michael Frontzeck nach dem gelungenen Pokalauftritt eigentlich nicht. Wenn da nicht Raul Bobadilla wäre, der im Sturm als gesetzt gilt und vermutlich Oliver Neuville trotz seines starken Comebacks auf die Bank zurückverweisen wird. Für den Oldie wird es in der 2. Halbzeit darum gehen, nach einer wahrscheinlichen Einwechselung die großen Sprüche des Boulevards zu bestätigen, dass er tatsächlich immer noch gut genug für die 1. Liga ist und dies von den Trainern der vorigen Saison verkannt wurde. Vorher bekommt aber wohl Roberto Colautti seine Chance, sich im von ihm bevorzugten 4-4-2 als geeigneter Sturmpartner für seinen Landsmann Bobadilla zu erweisen. 

Defensiv besteht die Möglichkeit, Paul Stalteri auf die defensive Außenbahn zurückkehren zu lassen. Seine Qualitäten sollten die von Levels und Jaures deutlich überragen und gerade letzterer ist bei vielen Fans ein klarer Wackelkandidat. Frontzeck hingegen hob die Leistung des Franzosen im Pokal nach seiner langen Abwesenheit besonders hervor, so dass mit keiner Änderung zu rechnen ist. 

Neben der Frage, ob die Defensive ohne die fest eingeplanten Stützen Bailly, Daems und Meeuwis Bundesligatauglichkeit wird nachweisen können, wird Juan Arango einmal mehr im Mittelpunkt stehen. Wie wird der kleine VfL auf die jüngste Top-Leistung des Venezolaners reagieren? Daniel Imhof gehört nicht wirklich zu den Top-6ern in Liga 1, weswegen es den Bochumern Schwierigkeiten bereiten sollte, den Borussen-Shooting-Star im Griff zu behalten.  

Aufstellungen 

VfL Bochum: Heerwagen – Pfertzel, Maltritz, Yahia, Fuchs – Imhof, Azaouagh, Dabrowski, Epalle – Sestak, Klimowicz 

Borussia: Heimeroth – Levels, Brouwers, Dante, Jaures – Matmour, Bradley, Marx, Arango – Bobadilla, Colautti 

SEITENWAHL-Prognose

Michael Heinen: Das Aufaktspiel der Borussia in die neue Saison zu tippen ist genauo unwägbar wie die Prognose der Endplatzierung. Da ich dort pessimistisch gewesen bin, setze ich nun optimistisch auf einen 1:0-Auswärtssieg. In der Hoffnung, dass sich die Eindrücke des Pokalauftritts verfestigen werden. 

Christoph Clausen: Zweitligist kein Maßstab hin oder her. Angesichts der unerwarteten spielerischen Raffinesse, mit der die Borussia gegen den FSV Frankfurt auftrat, scheint mir inzwischen selbst ein Auswärtssieg zum Bundesligastart durchaus möglich. Um sich aber nicht gleich zu weit aus dem Fenster zu lehnen, belassen wir es bei einem Remistipp. Jeweils zwei Tore. 

Christian Spoo: Was Borussia in Frankfurt gezeigt hat, sah gut aus, keine Frage. Allerdings wird bisweilen übersehen, dass es sich beim Gegner um einen abstiegsbedrohten Zweitligisten handelte. Beim abstiegsbedrohten Erstligisten Bochum tut sich das Team deutlich schwerer und muss wegen der weiterhin suboptimal aufsgestellten Abwehr einen Gegentreffer mehr hinnehmen. Endergebnis 2:2. 


Mike Lukanz:
Nach der 0:1-Niederlage in Bochum werden sich viele wieder verwundert die Augen reiben: "Ups, ist schon wieder Bundesliga?" Das Schönste an der Vorbereitung ist eben der Optimismus, der bis zum 1. Spieltag und von Tag zu Tag immer größer wird. Besser so, als ein 5:0-Sieg mit vier Bobadilla-Toren ...

Thomas Häcki: Auf einen Sieg gegen Bochum wartet man nun fast genauso lange, wie auf einen Sieg gegen Leverkusen. Und man wird auch nach diesem Wochenende noch etwas warten müssen. Mit dem 0:0 zum Auftakt können aber beide Vereine leben.


Christian Heimanns: 1:1 , Auswärtspunkt, ordentliche Ansätze und wüste Kritik, warum es denn nicht zu mehr gereicht hat.