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Der Spielverderber, das Hassobjekt, der Fußballtod, der Beelzebub. Vor nicht allzu langer Zeit hätte keiner geglaubt, dass ein unbekannter Club aus einer noch unbekannteren Gegend die Gemüter der Fußballfans in ganz Deutschland derart in Wallung bringen könnte. Wenn Dietmar Hopp und seine TSG Hoffenheim zu Besuch sind, fragt sich der Beobachter schon einmal, worüber sich die Fans denn früher so aufgeregt haben. Sicher wird sich auch das einmal geben bzw. die fälligen Beschimpfungen sich in ständige Fanfolklore umwandeln und bis es soweit ist, könnte man ja mal etwas anderes probieren. Zum Beispiel gegen die Emporkömmlinge zu gewinnen.


Borussia
 
Das erste Saisonspiel in Bochum wirkt weiter wie eine Programmankündigung für die ganze Saison: Die Hochs und Tiefs reihen sich  aneinander wie in einer besonders wechselhaften Aprilwoche, wobei das Spiel in Nürnberg wieder etwas Neues bot. Dieses Mal konnten die Borussen ein Spiel größtenteils dominieren, sich Chancen erarbeiten um die Partie am Ende zu verlieren.

Darum soll jetzt wieder ein Hoch her und die Hoffnung darauf nährt sich auch dadurch, dass das Lazarett langsam ein paar Plätze freimacht. Der in der U23 getestete Bailly könnte am Samstag wieder im Tor stehen, was vor allem eines zur Folge hat: Wenn jetzt ein Gegentor fällt, gibt es wenigstens kein Gemotze unter den Fans. In der Abwehr gab Levels´ Leistung Anlass zu Diskussionen, aber für ein schwaches Spiel dürfte Michael Frontzeck nicht seine Abwehr umkippen. Interessanter sind Betrachtungen im Mittelfeld und Sturm. In ersterem hat Marx sich zur angenehmen Überraschung aller mit engagiertem Spiel einen Stammplatz geholt. Die Frage ist nun, ob auf der Position neben ihm Meeuwis den Anschluss findet oder der bisher schwächelnde Bradley ran sollte, der auch Akzente nach vorne setzen kann. Frontzeck wird sich für den Niederländer entscheiden.

Nachdem Rob Friend nun auch fit genug für einen Einsatz in der Startelf ist, kämpfen vier „fertige" Stürmer um zwei Plätze, dazu noch das Talent Fabian Bäcker. Bisher geht es darum, wer den Platz neben Bobadilla bekommt, aber auch der Argentinier darf sich getrost noch steigern. Erfreuliche Ansätze sind in seinem kraftvollen Spiel durchaus zu sehen, er ist stark im Zusammenspiel und verschafft sich seine Chancen, wie in Nürnberg mit der Hacke. Aber etwas mehr muss da noch kommen.
 

Hoffenheim

Ein Jahr lang durfte ein Verein aus einem Vorort von Sinsheim in Nordbaden sich als Sensation der Bundesliga fühlen. Da es mit dem europäischen Geschäft nicht geklappt hat, wird das Wunder „Dorf in der ersten Liga" jetzt erst einmal zum Alltag. Hoffentlich wird damit auch die Berichterstattung wieder etwas alltäglicher und damit kritischer, denn das Anhimmeln der letzten beiden Jahre war kaum erträglich.

Natürlich ist es für jeden Bereich der Medien etwas schönes, über so einen Verein berichten zu können, der das Märchen „von der Kreisklasse in die Bundesliga" wahr macht. Die Freude über so bereitwillig hingelegte Schlagzeilen ließ aber viele die nötige Distanz vergessen, die außerhalb des Boulevards selbstverständlich sein sollte. Stattdessen wurde von einem Jugendkonzept geraunt, das die neunstelligen Investitionen moralisch rechtfertige, und das ja schon eine deutsche Meisterschaft der B-Jugend eingebracht habe. Dass auch diese Mannschaft fast vollständig von einem Nachbarverein gewechselt war, hätte die schönen Schlagzeilen wohl befleckt. Die Zeichen stehen aber leicht auf Besserung, vor kurzem traute sich der WDR mit einem Beitrag an das Experiment kritischer Berichterstattung über Dietmar Hopp und die Haltung des DFB zum Großinvestoren.

Und damit zum Sport. Der Saisonbeginn verlief in Hoffenheim schleppender, als die acht Punkte aus fünf Spielen aussagen. Der Sieg in Hannover war mehr als glücklich, die ersten vier Spiele gab es zwei eigene Tore. Danach kehrte Vedad Ibisevic ins Team zurück, dessen Kreuzbandriss in der Winterpause das Ende des Hoffenheimer Aufstiegs bedeutet hatte. Bis dahin hatte er bekanntlich 18 Tore erzielt. Mit dem kompletten Ensemble Obasi - Ibisevic - Ba wurde am letzten Spieltag der VFL Bochum überzeugend mit 3:0 abgefertigt und jetzt sieht es so aus, als wäre die TSG Hoffenheim auf dem Weg zu alter Stärke.

Mit einer Anspielstation mehr blühte auch Carlos Eduardo weiter auf, was aus Borussensicht kein gutes Zeichen ist. Im Vergleich zur letzten Saison wurde auch die Abwehr mit Josip Simunic für sieben Millionen Euro um einiges verstärkt, es geht halt nicht alles über die Jugendarbeit. Sollte die Mannschaft jetzt zu ihrer vollen Stärke auflaufen, wird ein Heimsieg für die Borussia harte Arbeit. Dabei ist die Frage interessant, mit welcher Ausrichtung er denn bewerkstelligt werden soll - eher abwartend, um den Hoffenheimern die Räume vor dem Tor zu nehmen, dabei aber mit dem Risiko, dass der Gegner voll ins Spiel kommt? Oder auf eigenen Angriff setzen, um die offensive Aufstellung des Gegners in der Abwehr zu überfordern, dabei aber die Konter der schnellen Stürmer riskierend?

Es macht mehr Sinn, das Spiel an der eigenen Mannschaft auszurichten. Also früh zu stören und bei gegnerischem Ballgewinn die Räume konsequent zuzustellen. Und bei eigenem Ballbesitz die Angriffe zackig und mit Zug zum Tor führen, denn in der Abwehr ist Hoffenheim keine Übermannschaft, daran ändert auch die Anwesenheit von Nationalspieler Compper nichts. Außerdem stellt man sich ja schließlich vor, dass man die Spiele selber und für sich entscheidet, im Vertrauen auf die eigene Stärke. Und vielleicht fährt Tradition gegen Geld dann auf dem Rasen endlich einmal drei Punkte ein.
 

Aufstellungen
 
Borussia

Bailly - Jaurès, Dante, Brouwers, Levels - Arango, Meeuwis, Marx, Matmour - Bobadilla, Colautti
 

Hoffenheim

Hildebrand - Beck, Simunic, Compper, Ibertsberger - Luis Gustavo, Carlos Eduardo, Salihovic - Obasi, Ibisevic, Ba 


SEITENWAHL-Meinung

Christoph Clausen: Gegen wenige Clubs würde mich ein Sieg so sehr erfreuen wie gegen das Milliardärsspielzeug aus dem Kraichgau. Leider wird's damit nichts, stattdessen muss Borussia am Ende noch froh sein, mit dem 2:2 wenigstens einen Punkt zu retten.

Christian Heimanns: Ein Heimsieg wäre zwar eine Überraschung, aber auch die soll es ja geben. Hoffenheim ist auswärts nicht das stabilste Team und mit Druck und Zweikampfstärke kann Borussia ihnen ein 2:1 abringen.

Michael Heinen: Ein Sieg sollte eigentlich drin sein. Es wird aber gegen Hoffenheim mal wieder nicht ganz reichen. Mit 1:1 trennt man sich und setzt sich im Tabellen-Mittelfeld fest.

Mike Lukanz: Die Punkte, die Borussia in Nürnberg liegengelassen hat, werden früher oder später schmerzlich vermisst, aller "Bisher sind wir zufrieden"-Parolen zum Trotz. Hoffenheim bleibt auch im fünften Pflichtspiel gegen Gladbach ungeschlagen und gewinnt 2:1 im Borussia-Park.

Thomas Häcki: Gladbach gewinnt 3:2

Christian Spoo: 2:1 für Gladbach.