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Angesichts des Klimawandels ist das Vergilben und Abfallen der Blätter ein kaum noch verlässliches Zeichen für den Anbruch des Herbstes. Da trifft es sich gut, Fan eines Vereins zu sein, der mit seiner alljährlich wiederkehrenden Niederlagenserie den Beginn der neuen Jahreszeit treffsicher anzeigt. Fünf Tage nach dem offiziellen Herbstanfang schlitterte Borussia durch ein verdientes 0:3 beim SC Freiburg in die obligatorische Krise, die in den vergangenen Jahren so manchen Trainerkopf kostete. Was im Übrigen nur selten zu einer nachhaltigen Besserung führte.

 

Noch vor einer knappen Woche sah es nach 85 Minuten so aus, als könne Borussia zumindest kurzzeitig ins obere Tabellendrittel zurückkehren. Acht Tage und drei Niederlagen später hat sich die Stimmungslage komplett gedreht. Der späte Knock-Out durch Hoffenheim mag besonders unglücklich erscheinen, ist aber noch am ehesten zu entschuldigen. Der einstige Mitaufsteiger ist uns dank extensiver Ausgaben und hervorragendem Konzept weit enteilt und angesichts seiner spielerischen Überlegenheit waren die Gegentreffer nur eine Frage der Zeit. Viel schwerer wiegt es, die Spiele in Nürnberg und Freiburg verloren zu haben, also bei Mannschaften, die sich mit uns auf Augenhöhe befinden und gegen die man im Abstiegskampf nicht allzu häufig so unnötig verlieren darf.

So komisch es klingt. Selbst das 0:3 im Breisgau war vom Spielverlauf mehr als überflüssig. Die erste Halbzeit wurde komplett verschlafen. Sich in 45 Minuten keine einzige Torchance zu erarbeiten, ist gegen einen solchen Gegner inakzeptabel. Nach dem Seitenwechsel wurde man offensiv zwar etwas engagierter. Richtig zwingend war es aber immer noch viel zu selten. Die Mannschaft hat kollektiv versagt und es wäre ungerecht, einzelne Akteure negativ hervorzuheben. Ganz anders der Auftritt der Gastgeber, die von Anfang an viel mehr Engagement und Einsatz in die Waagschale legten. Warum dies Borussia nicht gelang, obwohl nach dem Pokalaus genug Grund für Wiedergutmachung bestand, ist eine der dringlichsten Fragen, die von Michael Frontzeck in den nächsten Wochen geklärt werden muss.  

Aber es gibt leider noch weitere. So darf hinterfragt werden, ob es richtig war, die Defensive gegenüber dem Vorjahr nicht weiter zu stärken, obwohl schon dort die Schwächen allzu offenbar wurden und nur mit viel Glück nicht zum Abstieg geführt haben. Die Abhängigkeit in der Offensive von der Tagesform eines Juan Arango ist ebenso erschreckend. Wenn der Venezolaner wie zuletzt schwächelt und nur noch sporadisch geniale Momente ins Spiel einbringen kann, gibt es kaum jemanden, der dies kompensieren kann. Im Sturm wartet man sehnsüchtig auf eine Rückkehr von Rob Friend, der in der vorigen Saison mit 7 Treffern als einziger Angreifer nicht wirklich zu den Topstürmern in der Liga gehörte. Abzuwarten bleibt, wie er mit Raul Bobadilla harmonieren wird, der bei einigen Fans bereits in die Kritik gerät, weil aus seinem bulligen, kreativen Spiel zu wenig Zählbares entsteht.  

Von unseren bisherigen Gegnern zählen einzig Hoffenheim und Bremen zu den Spitzenklubs. Betrachtet man das übrige Startprogramm, so sind die erzielten 7 Punkte aus den ersten 7 Spielen um keinen Deut besser zu bewerten als das, was im Vorjahr abgeliefert wurde. Die beiden Siege kamen gegen die kriselnde Hertha und gegen Aufsteiger Mainz zustande – eine Partie, die bereits deutlich nach Abstiegskampf roch und auch auf unserer Seite etliche Schwächen offenbarte.  

Selbst wenn die Auftritte in der Offensive zumindest bis zu diesem Sonntag besser aussahen als man es in den letzten Jahren gewohnt war, darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein Großteil des Kaders weitgehend identisch ist mit dem, der letzte Saison auf klägliche 31 Saisonzähler gekommen war. Damals waren es einzig zwei glückliche Last-Minute-Tore innerhalb einer halben Woche, die eine ansonsten gruselige Spielzeit schönfärbten. Ironie des Schicksals, dass es jetzt zwei unglückliche Niederlagen in der Schlussphase gewesen sind, die uns in die neue Krise geritten haben.  

Dass Spieler wie Roel Brouwers, Tobias Levels oder Karim Matmour nicht ganz zu Unrecht als (zumindest beim Trainer) unumstrittene Stammspieler gelten, sagt einiges über die offensichtlichen, weiter bestehenden Qualitätsdefizite aus. Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, werden regelmäßig diejenigen gefordert, die auf der Bank sitzen. Fakt ist aber, dass sich dort keine (deutlich) besseren Alternativen befinden. Zu glauben, dass ein unfitter Rob Friend heute mehr bewirkt hätte, wäre reichlich naiv. Ganz zu schweigen von Spielern wie Kleine oder Colautti, die es seit Jahren nicht schaffen, sich in Liga 1 durchzusetzen.

An der Aufstellung kann es kaum gelegen haben. Vielmehr muss man sich endgültig vor Augen führen, dass diese Mannschaft eindeutig zu den Abstiegsfavoriten gehört und bis zum letzten Spieltag um die Klasse wird kämpfen müssen. Wer innerhalb weniger Wochen gegen zwei Aufsteiger und einen Zweitligisten verliert, der kommt nicht umhin, sich dieser traurigen Wahrheit zu stellen und den Abstiegskampf jetzt sofort anzunehmen. Und dies muss schnellstmöglich zu einem neuen Bewusstsein führen, mit dem sich solch leblose Auftritte wie in Freiburg nicht wiederholen.