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Bevor die Bundesliga von der WM-Qualifikation in eine weitere Pause gezwungen wird, steht noch das Namensderby gegen Dortmund aus, dessen Verlierer sich erst einmal im Tabellenkeller festsetzen wird. Während man um den Borussia-Park nach dann fünf Niederlagen in Folge nicht mehr ernsthaft um das Wort „Krise“ herumkommen würde, müsste sich der BVB für ein weiteres Jahr von seinen Europa-Träumen verabschieden. 


Dortmund
 

2000 der knapp über 5000 Eintrittskarten für das nicht allzu fern gelegene Gastspiel in Mönchengladbach wurden von den Dortmund-Fans zurück geschickt. Kein allzu großes Ruhmesblatt für die selbst ernannten „besten Fans der Welt“. Aber eines, das sich mit Blick auf die letzte Auseinandersetzung erklären lassen könnte. Am letzten Spieltag der vorigen Saison hätte dem BVB ein Sieg zum Einzug ins internationale Geschäft gereicht. Doch wie so oft versagten im entscheidenden Moment die Nerven. Das 1:1 in Verbindung mit dem Last-Minute-Abseitstor des HSV in Frankfurt sorgte für Tristesse im schwarz-gelben Fanlager, die bei einigen noch bis heute nachwirkt. 

Trotz des spektakulären Saisonfinishs mit zwischenzeitlich 7 Siegen in Folge auf solch dämliche Weise das große Ziel verpasst zu haben, sehen einige als Grund dafür an, warum der Verein aus Westfalen auch in diese Saison reichlich mäßig gestartet ist. Dafür gibt es aber noch viel plausiblere Gründe, für deren Erkenntnis ein einfacher Blick aufs Mannschaftsfoto reicht. Denn der BVB weist auf beeindruckende Weise nach, dass keine Rede davon sein kann, in der Bundesliga gäbe es kein Mittelmaß mehr. Dass mittlerweile schon ein Nelson Valdez als gefährlichster BVB-Angreifer gewertet werden muss, erklärt, wieso es in Dortmund nicht ganz reicht, um mit den Teams im oberen Tabellendrittel mithalten zu können.

Überdurchschnittlich ist kein einziger Mannschaftsteil besetzt, nachdem inzwischen auch die im Vorjahr so solide Innenverteidigung an ihre Leistungsgrenze zu stoßen scheint. Die Solidität, die Subotic, Santana und Hummels in der Defensive ausstrahlten, haben sie in der neuen Saison bislang ebenso wenig gefunden wie ihre Torgefahr. Da Borussia aber gerade bei Standards des Gegners anfällig ist, sollte man dennoch gerade bei diesen Situationen Vorsicht walten lassen. 
 

Der Weg zum Durchschnitt wurde für die Schwarz-Gelben nicht zuletzt durch zwei fragwürdige Tauschgeschäfte geebnet. Im Vorjahr ließ man Mladen Petric zum HSV wechseln und lotste im Gegenzug Mohamad Zidan ins Westfalenland. Vor dieser Spielzeit dann zog es Alexander Frei in die schweizerische Heimat, dessen Transfererlös anschließend in einen Torschützenkönig aus der chilenischen Liga investiert wurde. Für zwei verlässlich treffende Torjäger kamen also zwei Wundertüten, die bislang nur sehr sporadisch ihren Wert unter Beweis stellten. Lucas Barrios konnte sich zu Beginn seiner Karriere in Argentinien zwar nicht durchsetzen, deutete aber in Chile wie auch zuletzt mit seinem Doppelpack im Pokal beim Karlsruher SC an, dass er gegen zweitklassige Gegner eine Waffe darstellen kann. Spöttisch könnte man daraus gute Chancen für ihn ableiten, am kommenden Samstag zu seinen ersten Bundesliga-Treffern zu kommen.  

Reelle Hoffnung auf langfristige Besserung kann der BVB einzig daraus ziehen, dass man sich mehr und mehr von seinen finanziellen Altlasten befreit und über einige entwicklungsfähige Jungspieler verfügt, die sie bei guter Entwicklung in ein paar Jahren wieder weiter nach oben katapultieren können. Fürs erste wäre man aber schon froh, wenn sie den Verein vom aktuellen Platz 15 wieder dorthin zurück brächten, wohin der Klub offensichtlich gehört: ins Erstliga-Mittelmaß.  

Borussia 

Wenn man den Dortmunder Kader realistisch als durchschnittlich bewertet, so muss man in gleicher Weise zu der bitteren Erkenntnis kommen, dass dieser immer noch besser besetzt ist als unser eigener. Einzig auf der Torwartposition könnte man mit viel Wohlwollen einen Vergleich Bailly vs. Weidenfeller zu unseren Gunsten werten. Allerdings sollte der Belgier dafür bald wieder an seine Rückrunden-Form anknüpfen, wie es ihm zuletzt nur gegen Duisburg gelang. In den beiden Meisterschaftsspielen seit seiner Rückkehr kassierte er 7 Gegentore, von denen er nur eins unbedingt hätte verhindern müssen. Seine Unsicherheiten bei hohen Flanken des Gegners sind aber gerade gegen kopfballstarke Akteure, wie Dortmund sie zu bieten hat, wenig ermutigend. 

Ob es Änderungen im Team geben wird, wollte Michael Frontzeck in der Pressekonferenz nicht verraten. An den Außenverteidigern habe es in Freiburg nicht gelegen, konstatierte er, was Paul Stalteri hoffen lassen darf, erneut gegenüber Jaures den Vorzug zu erhalten. Es ist einzig damit zu rechnen, dass Marco Reus wieder in die Joker-Rolle zurückkehrt, die ihm aktuell noch besser zu liegen scheint. In eine Partie zu stoßen, bei der die übrigen Akteure bereits ermüdet sind, kommt seinem flinken Spiel zugute. Und er ist jung genug, um sich mit dieser Rolle fürs erste zufrieden geben zu können.  

Für den ehemaligen Jugendspieler des BVB rückt vermutlich ein zweiter Angreifer in die Startelf. Rob Friend wird das Testspiel gegen Arnheim in der kommenden Woche nutzen dürfen, um Frontzeck von seiner Startelftauglichkeit zu überzeugen. Vieles spricht hingegen dafür, dass Roberto Colautti eine erneute Chance erhält. Es könnte seine vorläufig letzte sein, ehe demnächst das Sturmduo Friend/Bobadilla den Stamm bilden sollte. Ansonsten spricht wenig für weitere Änderungen, da die Reservespieler kaum Aussicht auf allzu große Besserung versprechen.   


Aufstellungen 

Borussia: Bailly – Stalteri, Brouwers, Dante, Levels – Matmour, Meeuwis, Marx, Arango – Colautti, Bobadilla 

Dortmund: Weidenfeller – Owomoyela, Subotic, Santana, Dede – Hummels, Tinga, Sahin, Hajnal – Zidan, Valdez  


SEITENWAHL-Meinung 

Michael Heinen: Es tut weh, aber ich fürchte, der BVB wird uns mit 2:0 besiegen. Ein Tor von Subotic nach einer Standardsituation und ein Konter in der Schlussphase, den Barrios erfolgreich abschließt. Fertig ist die Borussen-Krise, die uns in den kommenden zwei Wochen hitzige Diskussionen einbringen wird. 

Christoph Clausen: Ich kann keine Rechtfertigung dafür anbieten, und selbst daran glauben tu ich auch nur sehr bedingt. Dennoch: Die echte Borussia siegt mit 2:0 gegen die schwarzgelbe Fehlkopie. 

Christian Heimanns: Wer kriegt seine Borussen eher aus der Krise, der Motivationskünstler Klopp oder der nach außen so ruhige Frontzeck? Nach einem nervösen und fehlerreichen 1:1 kann man sich diese Frage noch eine Woche länger stellen. 

Thomas Haecki: Zwei Dinge konnte man bei der echten Borussia bereits feststellen.
Erstens: Man ist in der Lage richtig guten Fussball zu spielen.
Zweitens: Die Mannschaft ist noch sehr anfällig für Rückschläge.
Wenn es gelingt, die Verunsicherung im Zaum zu halten und wenn das Publikum die Geduld aufbringt, die ein im Aufbau befindliches Team verdient, ja dann... sollte am Ende ein zittriges 1:1 stehen.
 

Christian Spoo: Frage: welche Borussia schießt sich am Samstag aus der Krise?
Antwort: keine. Ergebnis: ein lausiges 1:1
 

Mike Lukanz: Ich korrigiere den Standardtipp, der gesetzt wird, wer sich bis Redaktionsschluss nicht gemeldet hat. Max Eberl möchte, dass die Mannschaft ihre Fans mit diesem Spiel "zurückholt". Das gelingt, zu einem Sieg reicht es trotz engagierter Leistung nicht. 2:2.