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Am Samstag um 15 Uhr 30 findet im Borussia-Park ein Fußballspiel statt. Das muss mal gesagt werden. Denn im Sturm der Berichterstattung rund um das Rheinische Derby geht das in diesen Tagen gerne etwas unter. Da ist von Kategorie-C-Fans die Rede, von Wilden Horden, Ultras und kaputten Scheiben. Da wird über Alkohol- und Marschierverbote palavert, über Absperrungen und das Polizeiaufgebot und man bekommt den Eindruck, dass Mönchengladbach am Samstag eine Stadt in Angst sein wird.
In der Tat zeigt die Erfahrung der vergangenen Spielzeiten, dass es rund um das Spiel Borussia-FC so manchen Zwischenfall geben wird, aber konzentrieren wir uns hier auf das, um das es eigentlich gehen sollte. Das Duell zweier Fußballmannschaften im Kampf um den Klassenerhalt in der Bundesliga.  


Die Voraussetzungen sind, obwohl nur ein Punkt die beiden Mannschaften in der Tabelle voneinander trennt, sehr unterschiedlich. Startete Borussia mit ansehnlichem Fußball und einer zufrieden stellenden Punktausbeute in die Saison, legte der 1.FC Köln einen Fehlstart par excellence hin. Ein Punkt nach fünf Spieltagen, während derer Borussia schon sieben gesammelt hatte, Trainer Zvonimir Soldo galt als angezählt. Seitdem aber hat sich viel geändert. Während die Gladbacher seither nicht ein Pünktchen zusätzlich gewinnen konnte, gewann der FC zweimal, holte einen viel beachteten Punkt in München, qualifizierte sich im Gegensatz zum rheinischen Rivalen für das Achtelfinale im DFB-Pokal und verlor nur noch ein Spiel – nach ordentlicher Leistung gegen Spitzenreiter Bayer Leverkusen. So ist es denn nicht einfach, dem Derby als Borussenfan mit ungezügeltem Optimismus entgegenzusehen. 


Borussia


Die Leistungskurve geht nach oben – das wurden Trainer, Spieler und Sportdirektor nach den Niederlagen gegen Arnheim und Wolfsburg nicht müde zu betonen. Soll uns Fans das vor dem Derby nun Mut machen? Oder sollen wir diesem in vieler Hinsicht wichtigen Spiel umso sorgenvoller entgegen sehen, weil es die Mannschaft offenbar auch mit ansehnlicher Spielweise nicht versteht, eine Partie für sich zu entscheiden?

Deutlich ist definitiv spätestens seit dem Freiburg-Spiel: Der Mannschaft fehlt etwas. Manche sprechen vom Sieger-Gen, andere werfen die Frage auf, ob es nun mangelndes Selbstvertrauen, mangelndes Können oder mangelnder Wille ist. Vermutlich ist es – die Genetik außen vor gelassen – von allem etwas.

In Freiburg und gegen Dortmund – und eigentlich schon im Pokalspiel gegen Duisburg – war eine klare Spielstruktur nicht auszumachen. In Wolfsburg sah es etwas besser aus, aber es passierten in allen Mannschaftsteilen zu viele Fehler, als dass man die Leistung wirklich als genügend betrachten sollte. Seien es Abwehrschnitzer wie vor dem 1:0, seien es hastige und ungenaue Zuspiele, wie der insgesamt durchaus gefällig spielende Michael Bradley sie immer wieder produzierte oder seien es vergebene Großchancen, auf die Nennung eines Beispiels kann hier wohl getrost verzichtet werden. Ob und wie sich so etwas abstellen lässt, dürfte den Ausgang des Derbys maßgeblich beeinflussen. 
 

Gerade angesichts der ostentativ zur Schau getragenen Zufriedenheit des Trainers mit seinen Spielern im Wolfsburg-Spiel dürften sich die Änderungen beim Personal in Grenzen halten. In der Abwehr könnte sich allenfalls etwas ändern, wenn Filip Daems’ Knieverletzung nicht rechtzeitig heilt. Ihn würde Jean-Sébastien Jaurès ersetzen.
Update 23.10. Filip Daems steht im Derby definitiv nicht zur Verfügung

Im defensiven Mittelfeld machte das Duo Bradley/Marx einen annehmbaren Eindruck, Marcel Meeuwis dürfte sich abermals auf der Bank wiederfinden. Allein im offensiven Mittelfeld ist eine Änderung zu erwarten. Hier wird Juan Arango wieder von Beginn an spielen. Offen ist demzufolge die Frage, ob Karim Matmour oder Marco Reus aus der Anfangsformation fallen. Von der Position her wäre Reus der Kandidat, er aber war in Wolfsburg bester Mann. Zudem konnte er nach Arangos Einwechslung auch auf der ihm eigentlich eher fremden rechten Seite überzeugen. So spricht alles dafür, den vor allem in Sachen Ineffektivität konstanten Matmour aus dem Team zu nehmen.

Vorne dürfte sich nichts ändern, auch wenn Roberto Colautti gegen Wolfsburg meist unsichtbar blieb. Ihn durch Rob Friend zu ersetzen, birgt ein nicht unbeträchtliches Risiko. Die Anwesenheit des langen Kanadiers auf dem Platz verführt seine Mitspieler in den hinteren Reihen immer wieder und viel zu oft dazu, es mit „hoch und weit“ zu versuchen. Als eine Variante im Angriffsspiel mag das sinnvoll sein, als einzige oder zumindest meistversuchte Variante taugt es nicht. 
 

1.FC Köln
 

Auf und ab geht es mit den ohnehin sehr ausgeprägten Emotionen des Kölner Publikums. Vor der Saison war die Euphorie angesichts der Rückkehr von Lukas Podolski nahezu grenzenlos. Nach der Pleitenserie zum Bundesliga-Auftakt galten Mannschaft und Trainer dann schnell als liga-untauglich, wurde über Nachkäufe und Trainerkandidaten diskutiert, bevor sich die Stimmungskurve dank erfolgreicher Auftritte in Liga und Pokal wieder steil nach oben bewegte. Nicht auszudenken welch orgiastische Gefühle sich ihren Lauf bahnen würden, könnte der FC auch das Derby am Samstag für sich entscheiden. Schon aus Verantwortungsgefühl für das seelische Gleichgewicht des hassgeliebten Kölners anfürsich kann es für Borussia nur eins geben: Das! Muss! Verhindert! Werden!

Zwei Ausfälle hat Zvonimir Soldo vor dem Derby zu beklagen. Außenverteidiger Pierre Womé hat sich beim Sieg gegen Mainz verletzt, im defensiven Mittelfeld sitzt Maniche den letzten Teil einer Rotsperre ab.
Womé wird wie schon im zweiten Durchgang gegen Mainz von Christopher Schorch vertreten. An Stelle von Maniche wird Kevin Pezzoni an der Seite von dessen Landsmann Petit spielen.

Zu erwarten ist, dass Trainer Soldo die Offensive etwas umbauen wird, ohne das System grundlegend zu ändern. Podolski könnte aus dem linken Mittelfeld wieder in die Spitze rücken und dort neben oder ein Stückchen hinter Kapitän Milivoje Novakovic für Torgefahr sorgen. Manasseh Ishiaku würde dafür auf die Bank rücken. Die offensiven Außenpositionen bekleiden voraussichtlich Sebastian Freis und Fabrice Ehret. 
 


Aufstellungen


Borussia:
Bailly – Levels, Brouwers, Dante, Jaurès – Bradley, Marx – Reus, Arango – Colautti, Bobadilla
 
1.FC Köln: Mondragon – Brecko, Geromel, Mohamad, Schorch – Petit, Pezzoni – Freis, Ehret – Podolski, Novakovic.

SEITENWAHL-Prognose

Christoph Clausen: Im Derby ist, wie im Pokal, fast alles denkbar. Machen wir in Zweckoptimismus: Wenn man im Mittelfeld an die Ansätze aus Wolfsburg anknüpft und die Angriffe vorne konsequenter vollendet, könnte am Ende ein knappes 2:1 stehen. Raul Bobadilla bietet sich dabei die große Gelegenheit, seinen Blackout von letzter Woche durch ein, zwei Treffer im Derby vergessen zu lassen.
Thomas Häcki: Es bedarf keiner Glaskugel, um dieses Spiel zumindestens als einen emotionalen Höhepunkt zu sehen. Die Freude wird dabei auf Seiten der Borussia sein, welche nicht nur ihre Negativserie beenden kann, sondern auch den 1.FC Köln zum ersten Mal im heimischen Borussia-Park besiegen kann. Das 2:1 wird Nerven kosten, aber eben auch für große Erleichterung sorgen.
Christian Heimanns; Ich erinnere mich an ein Derby, bei dem auch dringend der Knoten platzen musste und das uns dank einer Umstellung im Mittefeld und zweier rückerstatteter Schuhe einen 4:1 Sieg bescherte. Gut, mir fallen auch andere Derbys ein, aber das will ich jetzt nicht wissen. Heute klammere ich mich an positive Erinnerungen und leite einen 2:1 Sieg für Borussia daraus ab.
Michael Heinen: Das Derby darf nicht verloren gehen. Soeben gelingt es Borussia, den Super-Gau abzuwenden. Am Ende steht ein hart umkämpftes 1:1.
Mike Lukanz: Bei einer Niederlage brennt in Mönchengladbach der Baum. Das wäre aus dreierlei Gründen ärgerlich: 1. Gegen Köln verliert man einfach nicht. 2. Keine Sau will wirklich eine Trainerdiskussion und 3. brennen Bäume erst Weihnachten. Ich nehme Bobadilla beim Wort, als er bei seiner Verpflichtung sagte, dass er sich aufs Derby freue. Somit schießt er zwei der drei Gladbacher Tore zum 3:1-Sieg.
Christian Spoo: Wir werden ein spannendes, aber wenig anheimelndes Spiel zweier gleichstarker Mannschaften sehen. Am Ende wird Borussia mit 2:1 die Oberhand behalten, weil ihr das Glück erstmals in dieser Saison hold ist.