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Nun also die Bayern. Sicherlich gab es in der Vergangenheit schon ungünstigere Phasen, in denen das Auswärtsspiel beim Rekordmeister anstand. Nach fünf ungeschlagenen Spielen in Folge hat Borussia allen Grund, mit der notwendigen Mischung aus Respekt und Selbstvertrauen in München anzutreten. Der üblichen Phrase, dass die Mannschaft „dort nichts zu verlieren" habe, wollte sich Michael Frontzeck jedoch nicht anschließen. „Wir können dort drei Punkte verlieren", stellte er auf der Pressekonferenz am Mittwoch fest. Eine ebenso nüchterne wie richtige Erkenntnis, die wieder einmal die angenehme Unaufgeregtheit Frontzecks verdeutlicht.

 

Die Chancen stehen gut, zum wiederholten Male mit der gleichen Anfangsformationen beginnen zu können. Zwar fällt unter anderem Kapitän Filip Daems weiterhin aus, doch Jean-Sebastian Jaurés hat sich in den vergangenen Wochen - wie die gesamte Viererkette - dermaßen stabilisiert, dass Daems in aller Ruhe und behutsam an die Mannschaft herangeführt werden kann. Es ist davon auszugehen, dass der Belgier erst mit Beginn der Rückrunde zurück in den Kader kehrt.

Die überragende Form von Dante Bonfim wurde in den vergangenen Tagen ausreichend thematisiert. Der Brasilianer zeigt, dass selbst durchschnittliche Mitspieler wie Brouwers oder Levels an der Seite eines Spitzenspielers zu Höchstform auflaufen können. So schön es für alle Beteiligten zurzeit läuft, so sollte der aktuelle Zustand vor allem Sportdirektor Max Eberl verdeutlichen, wie fragil die personelle Situation dennoch ist. Denn fällt Dante verletzungsbedingt oder durch Sperren aus, kann die defensive Herrlichkeit recht schnell vorbei sein.

Das Defensivverhalten der gesamten Mannschaft ist mehr als zufriedenstellend, in der Offensive hapert es nach wie vor. Borussia vertraut nach wie vor zu sehr auf Geistesblitze eins Juan Arango oder Marco Reus. Diese kommen von Zeit zu Zeit, doch insgesamt ist zu konstatieren, dass vorne der Schuh drückt. Thorben Marx und Michael Bradley wird der Tordrang zwar nicht verboten, dennoch obliegt es nicht den beiden solide agierenden Mittelfeldspielern, für Treffer aus dem Spiel heraus zu sorgen. Was Borussia einfach fehlt, ist der „Knipser" im Sturm, der für 10 Tore und mehr pro Saison gut ist. Die Hoffnungen ruhten im Sommer sicherlich auf Bobadilla, doch der Argentinier muss aufpassen, sich nicht zu sehr zu verkrampfen. Er hat alle Anlagen und eine weitere Eingewöhnungszeit ist ihm sicher, doch er wäre nicht der erste Stürmer am Niederrhein, der vom Publikum in die (Sinn)Krise gepfiffen wird.

FC Bayern München

An den medialen Overkill in Sachen FC Bayern hat sich der deutsche Fußballfan über die Jahre gewöhnt. Vergangenen Freitag war es dann aber mal wieder soweit: Für einen Tag vergaßen nahezu alle Sportredaktionen dieser Republik den Wettskandal oder die aktuelle Berichterstattung, denn Uli Hoeneß stieg vom Manager zum Präsidenten auf - oder ab, wie Spötter meinen. Ebenso laut schien die Erleichterung am vergangenen Wochenende, als die Münchener mit 3:0 bei Hannover 96 gewannen. Der deutsche Sportjournalist scheint ob der Tatsache irritiert, den FC Bayern schon seit über einen Jahr nicht mehr an der Tabellenspitze zu sehen. Nachdem Philipp Lahm in einem einzigen Interview alle Probleme seines Vereins der vergangenen zwei Jahre benannte, ist man an der Säbener Straße wieder zum Alltag übergegangen. Und der heißt Mittelmaß, so hart das auch klingt.

Wer sich in den vergangenen Wochen Spiele des FC Bayern über volle 90 Minuten angesehen hat, war mitunter von der spielerischen Armut des Serienmeisters erschrocken und sah keine Parallelen zu Partien von Hannover, Frankfurt, Bochum oder eben Mönchengladbach. Holger Badstuber, Daniel Pranjic, Thomas Müller, Edson Braafheid, Jörg Butt, Ivica Olic - über die Hälfte der aktuellen Startaufstellung ist allenfalls leicht gehobenes Bundesliga-Mittelmaß. Da darf es nicht verwundern, dass die Bayern auf europäischer Ebene zurzeit chancenlos sind. Ohne Frage, mit Arjen Robben und Frank Ribery im Team erhöht sich die fußballerische Qualität um ein Vielfaches, aber speziell der Niederländer ist extrem verletzungsanfällig und sein französisches Pendant auf dem linken Flügel fällt ebenso seit einigen Wochen aus. Bei Robben besteht nach aktuellem Stand die Möglichkeit, dass er im Duell mit Borussia zumindest als Joker zum Einsatz kommt.

Was bedeutet dies alles für Borussia am Freitagabend? - Zu allererst, dass der Gastgeber aus der bayrischen Landeshauptstadt auch in der aktuellen Form und in der aktuellen Aufstellung der Elf vom Niederrhein weit überlegen ist. Michael Frontzeck hat mehr als recht, wenn er sagt, dass seine Mannschaft „an die absolute Grenze" gehen muss, um Zählbares mit nach Mönchengladbach zu nehmen. Der 3:0-Sieg der Bayern in Hannover klingt deutlicher, als er es wirklich war. Die Tore fielen jeweils zum richtigen Zeitpunkt und Hannover vergab diverse äußerst gute Chancen zum Tor. Nach diesem Sieg von einer „Zeitenwende" zu sprechen, fußt mehr auf der zu überzogenen Haltung gegenüber dem FC Bayern (s.o.).

Zudem steht für den Rekordmeister einige Tage später ein ungleich wichtigeres Spiel vor der Tür: das letzte Gruppenspiel der diesjährigen Champions-League-Saison bei Juventus Turin, das die Münchener gewinnen müssen, wollen sie nicht im inzwischen unbenannten „Verlierer-Cup", der Europa League, ihr internationales Renommee retten.


Aufstellung

Bayern: Butt - Lahm, van Buyten, Demichelis, Badstuber - van Bommel, Schweinsteiger - Pranjic, Müller - Olic, Gomez

Borussia: Bailly - Levels, Brouwers, Dante, Jaurés - Bradley, Marx - Reus, Arango - Matmour, Friend

 

SEITENWAHL-Prognose

Mike Lukanz: Das Spiel endet auch deswegen 1:0 für die Bayern, weil beim Gastgeber nahezu jeder Feldspieler ein Tor erzielen kann, bei den Gästen vom Niederrhein leider nicht.

Christoph Clausen: Wenn die zuletzt so erfreulichen Ergebnisse überhaupt eine Schattenseite haben, dann die, dass Erwartungshaltungen in solchen Zeiten schnell ins Unermessliche steigen. Aber natürlich ist die Borussia im Gastspiel bei den Bayern auch am Freitag Außenseiter. Ganz verstohlen träumen darf man von einem Punktgewinn, aber ein 2:0-Sieg des Rekordmeisters scheint der realistischere Tipp.

Michael Heinen: In München ist leider nichts zu holen. Nachdem man bis zur Halbzeit noch ordentlich mithalten kann, gibt es anschließend doch noch 2 Tore für die Gastgeber.

Christian Spoo: Die Borussenabwehr steht auch in München gut und verhindert eine Klatsche. Ein Gegentor gibt es aber trotzdem und so verliert Borussia bei den Bayern knapp aber verdient mit 0:1.

Christian Heimanns: Sollte Robben bis Freitag nicht gesunden, könnten die Bayern Schwierigkeiten gegen "Kompakt Mönchengladbach" bekommen. Was mir wiederum die seltene Gelegenheit eröffnet, ein 0:0 in München zu tippen.

Thomas Häcki: Hamburg wurde die erste Heimniederlage beigebracht, Schalke die erste Auswärtsniederlage seit ... na ja, seit dem 0:1 in Mönchengladbach letzte Saison. Da wäre ein Punktgewinn bei den schwächelnden Münchenern quasi das Sahnehäubchen. Doch Vorsicht: Das Saisonziel Nichtabstieg hat weiterhin Bestand. Und nach dem 0:1 in München stehen alle wieder mit beiden Beinen auf dem Boden.