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Das Internet ist eine feine Sache. Früher konnte man nur auf seinen engeren Bekanntenkreis zurückgreifen, um die kleinen Niederlagen des täglichen Lebens zu verbreiten. Heute ist das Publikum ungleich größer. Dank so wundervoller Einrichtungen wie Facebook oder YouTube hat man jetzt ein Forum, um die ganze Welt mit den eigenen Peinlichkeiten zu beglücken. So mancher potentielle Arbeitgeber soll auf diese Weise schon in den Genuss gekommen sein, dort einen Kandidaten betrunken zwischen kunstvoll gestapelten Bierdosen oder im String-Tanga auf der Kneipentheke zu bewundern.

 

Da möchte auch ich mich nicht weiter dem allgemeinen Fortschritt verschließen und hier und jetzt ein Geständnis ablegen. Ja, ich war in einer Fussballkneipe. Vor etwas mehr als einem Jahr. Während eines Bundesligaspiels. Und ich bin während des Spiels eingeschlafen! Nicht aufgrund eines überhöhten Alkoholgenusses, sondern weil die Dramatik des Spiels mir keine andere Chance ließ. Die Begegnung lautete Hannover 96 gegen Energie Cottbus und das Endergebnis von 0:0 sagte wirklich alles aus!

Viel scheint sich seit dieser Zeit in Hannover nicht getan zu haben. Seien wir doch mal ehrlich: Wer von uns ist denn in den letzten anderthalb Jahren montags mit einem Leuchten in den Augen an seinem Arbeitsplatz erschienen und hat seine fussballbegeisterten Kollegen mit einem „Hey, hast du am Wochenende Hannover gesehen?" begrüßt? Wenn Borussia Dortmund Currywurst und Werder Bremen frischer Seelachs ist, dann ist Hannover 96 Tofu. Respektiert, aber nicht unbedingt spannend.

Nun wird Tofu gerne belächelt. Durchgesetzt hat es sich in deutschen Küchen aber irgendwie trotzdem. Und so sehr man wiederum die niedersächsischen Ambitionen auf einen internationalen Startplatz belächelt, so muss man doch anerkennen, dass sich Hannover in den letzten Jahren auch dem Abstiegskampf mehr oder weniger souverän entziehen konnte. Tofu ist halt weder Fisch noch Fleisch, genau wie die Niedersachsen. Das ist Hannovers Fluch, das ist Hannovers Stärke. Es hat halt seinen Grund warum Hannover dort steht, wo es steht - im Mittelfeld. Und dort übrigens in direkter Nachbarschaft zu Borussia Mönchengladbach.

Die Elf vom Niederrhein erwartet also ein Duell auf Augenhöhe. Und doch scheint nach den überzeugenden Auftritten der letzten Zeit für manche Zeitgenossen Hannover ein Gegner zu sein, gegen den man „schon irgendwie drei Punkte einfahren wird". Aber waren es in der Vergangenheit nicht genau diese „leichten" Gegner, welche unsere Borussia regelmäßig auf den Boden der Tatsache zurückholten? Trainer Michael Frontzeck weiß also sehr genau, warum er dieses Spiel als „schwerstes Heimspiel" tituliert.

Der Gegner aus Hannover

Große Überraschungen wären die Überraschung schlechthin. Taktisch spielen die Niedersachsen defensiv mit einer Viererkette. Bemerkenswert ist hierbei die Innenverteidigung. In den letzten Jahren schien Hannover 96 die Lizenz zur Verbrennung gestandener Innenverteidiger zu haben. Dies gehört nun der Vergangenheit an. Mit dem Leverkusener Neuzugang Karim Haggui hat das einstige Sorgenkind deutlich an Stabilität gewonnen. Ihm zur Seite steht mit Christian Schulz ein Spieler, dessen Leistungen getrost als solide bezeichnet werden dürfen. Die Außenpositionen nehmen rechts der Amerikaner Steven Cherundolo und links das Eigengewächs Konstantin Rausch ein. Denkbar wäre auch Cherundolo durch Sergio Pinto oder Rausch durch Constant Djakba zu ersetzen, doch eigentlich haben sich diese beiden im Mittelfeld als wesentlich wertvoller erwiesen.

Im Mittelfeld spielt Hannover mit einer klassischen Raute. Vor der Abwehr zeigt Hanno Balitsch eine bislang ganz starke Saison. Er ist ganz sicher ein Schlüsselspieler der 96er und somit jemand, der quasi gesetzt ist. Hinter den Spitzen agiert mit dem Niederländer Arnold Bruggink ein solider, wenn auch nicht brillanter Offensiver. Seinen Ausflug in den Sturm durfte man gegen Bayern München bereits nach 45min. getrost als gescheitert ansehen. Auch er ist ein Fixpunkt im Team, wenn auch nicht von der Qualität eines Balitsch. Spannender ist hingegen die Besetzung der Außenbahnen. Mit Djakba, Rosenthal und Pinto stehen gleich drei Spieler bereit, einen Platz in der Startaufstellung zu erhalten. Dabei sollten der etwas defensivere Constant Djakba auf links und Jan Rosenthal auf rechts die Nase vorn haben. Valdet Rama und dem Polen Jacek Krzynowek bleibt wohl nur die Rolle der Edelreservisten.

Im Sturm harmoniert der tschechische Altmeister Jiri Stajner recht gut mit dem Ivorer Didier Ya Konan. Obwohl Konan zurzeit ein kleines Formtief durchläuft, muss er sich keine Sorgen um seine Position machen. Für Routinier Mike Hanke und Jan Schlaudraff käme ein Einsatz von Beginn an wohl noch zu früh, der Ex-Gladbacher Mikael Forssell wirbelt hingegen eher die medizinische Abteilung durcheinander.

Sieht man mal von Torhüter Florian Fromlowitz und Hanno Balitsch ab, dann ist Hannover ein homogenes Team, welches aus soliden, aber keineswegs herausragenden Spielern besteht. Besondere Stärken und Schwächen scheint es nicht zu geben, Mittelmaß ist Trumpf. Aber grade das Mittelmaß macht Hannover auch gefährlich, denn dieses Team muss erst einmal geschlagen werden. Auf der anderen Seite ist man auch immer in der Lage, ein Tor zu erzielen. Und führte Hannover erst einmal, dann konnten sie in dieser Saison die Punkte auch immer mitnehmen.

Die Borussia


"Never change a winning team" - dieses Motto wird auch nach der Niederlage in München Bestand haben. Der Auftritt bei den Bayern gibt zu einem Wechsel auch keine Veranlassung. Nach den Verletzungen von Paul Stalteri und Filip Daems sind Alternativen in der Verteidigung sowieso rar. Bradley und Marx harmonieren im Mittelfeld derzeit zu gut, als das man Meeuwis unbedingt bringen müsste. Und im Sturm haben Friend und Matmour ganz einfach die Nase vorne. Selten war es so einfach eine Aufstellung vorherzusagen. Es bleibt zu hoffen, dass Tobias Levels von einer gelben Karte verschont bleibt, denn es wäre seine fünfte. Grade auf den Positionen der Außenverteidiger ist die Personaldecke mit dem Ausfall von Stalteri, Daems und Dorda dünn.

Aufstellungen

Borussia: Bailly - Levels, Brouwers, Dante, Jaurés - Bradley, Marx - Reus, Arango - Matmour, Friend

Hannover: Fromlowitz - Cherundolo, Haggui, Schulz, Rausch - Djakpa, Balitsch, Rosenthal, Bruggink - Ya Konan, Stajner


SEITENWAHL-Prognose

Thomas Häcki: Alle Zeichen stehen auf Sieg und genau das macht mir Sorgen. Im Gegensatz zu Hamburg, Schalke und München stehen die Niedersachsen nicht in der Pflicht, das Spiel machen zu müssen. Und gegen tief stehende Gegner haben die Borussen schon fast traditionell Schwierigkeiten. Daher 1:0 für die Fohlen, egal wie, gerne auch schmutzig.

Mike Lukanz: Eigentlich tendiere ich auch zu einem Unentschieden, denn vor Spielen, in denen alle einen Sieg erwarten, habe ich erfahrungsgemäß ein schlechtes Gefühl. Allerdings verdient die Mannschaft nach den Leistungen der vergangenen Wochen mein uneingeschränktes Vertrauen, daher wird Hannover klar mit 3:0 besiegt.

Christian Heimanns: Wie kann es Borussia nur an mir gutmachen, dass ich letzte Woche als einziger einen Punktgewinn getippt habe, der prompt nicht eintrat? Sie kann mit 1:0 gewinnen und nicht höher, damit mein Tipp einmal genau ins Schwarze trifft.

Christian Spoo: Nach den Siegen in Frankfurt und gegen Schalke und dem ansehnlichen Spiel der Borussia in München erwartet jeder einen Sieg. Ich auch, wenngleich ich glaube, dass das kein Selbstgänger wird. Borussi wird sich lange schwertun, am Ende aber doch mit einen verdienten 2:0-Erfolg für eine ruhige Winterpause sorgen. Ganz egal, was eine Woche später in Leverkusen geschieht.

Michael Heinen: 2:1

Christoph Clausen: Ja, ich traue Borussia einen Heimsieg zu. Nein, ich bin mir keinesfalls sicher. Nicht, weil Borussia in den letzten Wochen enttäuscht hätte, sondern weil die 96er ein ernstzunehmender Gegner sind. Auswärts bislang nur neun Gegentore, so gesehen auf Augenhöhe mit Wolfsburg und Dortmund. Gerade bei einem frühen Gegentor könnte sich die Partie also sehr kompliziert gestalten. Hoffen wir also nur insgeheim auf einen 3:2-Sieg, tippen aber zurückhaltend: 1:1.