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Auch 2011 wird das Pokalfinale in Berlin ohne Mönchengladbacher Beteiligung auskommen müssen. Nachdem die Rheinländer bereits in den ersten beiden Runden die denkbar undankbarsten Gegner zugelost bekamen, hatte die Losfee auch in der dritten Runde kein Mitleid mit dem angeschlagenen Tabellenletzten. Die Reise ging nun in den Kraichgau. „Ausgerechnet Hoffenheim!“ möchte man sagen. Gegen das Retorten-Projekt von Hopps Gnaden hatte man bislang noch nie gewinnen können. Allerdings waren die Spiele in Hoffenheim stets hart umkämpft. Und da der Pokal bekanntlich über seine eigenen Gesetze verfügt, hoffte die Borussia auf eine Überraschung.


Trainer Michael Frontzeck schenkte dem Team sein Vertrauen, welches auch gegen den HSV gut, aber unglücklich gespielt hatte. Lediglich Tobias Levels kehrte nach seiner Sperre für den bislang indisponierten Sebastian Schachten zurück. Michael Bradley durfte zentral wieder etwas offensiver agieren und wurde durch Roman Neustädter abgesichert. Viele Alternativen boten sich dem Übungsleiter auch nicht. Nachdem Mohamadou Idrissou über ein Boulevardmedium Kritik an der aktuellen Situation geäußert hatte, war er vom Verein für dieses Spiel vereinsintern gesperrt wurden. Auch wenn die Äußerungen des Kameruners teilweise nicht von der Hand zu weisen sind, ist die Reaktion des Vereins korrekt. Kritik gehört vereinsintern geregelt und nicht in den Boulevard! Somit war nicht nur die Verteidigung sondern auch der Sturm ausgedünnt. Igor de Camargo war die Rolle des Alleinunterhalters im Angriff zugedacht, auch weil mit der Hereinnahme von Neustädter endlich auf die desolate Leistung im defensiven Mittelfeld reagiert wurde und somit ein Offensivplatz geopfert werden musste.

Borussia Mönchengladbach agierte, wie man es von einem völlig verunsicherten Tabellenletzten erwarten konnte. Man beschränkte sich darauf, dass Spiel der Kraichgauer zu zerstören und das tat man nicht einmal schlecht. Hoffenheim agierte abwartend und kontrollierte das Spiel, ohne aber wirklich Druck zu entwickeln. Und so dauerte es bis zur dreißigsten Minute, bis es überhaupt zum ersten Aufreger des Spiels kam. Sebastian Rudy drang ungehindert rechts in den Strafraum ein und passte den Ball quer zu Demba Ba. Der Senegalese war von der Passivität der ihn umgebenden Verteidiger wohl so irritiert, dass er nur einen Augenblick zu spät schaltete und vorm leeren Tor am Ball vorbeirutschte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Gladbacher Defensive sicher gestanden und sie konzentrierte sich weiter darauf, keine Fehler zu begehen. In der 35ten Minute war es dann aber soweit. Wie so oft in dieser Saison geriet man durch einen Standard in Rückstand. Zwanzig Meter vor dem Tor hatte es für Hoffenheim einen Freistoß gegeben. Salihovic täuschte an, Sigurdsson schlenzte den Ball nicht sonderlich platziert in die rechte Torhälfte und erwischte dabei Christofer Heimeroth auf dem falschen Fuß. Keine Frage, den Ball muss ein Torhüter haben und von nun an war es auch um das Nervenkostüm der Nummer eins geschehen. In der Folge geschah nun dass, was man in dieser Saison immer wieder sehen konnte. Gladbach war nun völlig verunsichert und Hoffenheim drehte auf. Besonders Salihovic und Sigurdsson sorgten mit Fernschüssen für Gefahr und man konnte auf Gladbacher Seite froh sein, dass man nur mit 0:1 in die Pause ging.

 Michael Frontzeck reagierte und wechselte Hermann für Marx ein. Wer nun dachte, Gladbach würde wie in den letzten Spielen die Partie nun aufgeben, sah sich allerdings getäuscht. In der zweiten Hälfte nahm man den Kampf an, agierte giftig und störte früh. Es entwickelte sich ein echter Pokalfight, nur leider ohne echte Chancen. Zumindest nicht auf der Gladbacher Seite. Zu planlos waren die Aktionen mit dem eigenen Ball. Immer wieder versuchte man mit langen Bällen oder über die Flügel die Hoffenheimer Defensive in Verlegenheit zu bringen. Doch Torschüsse blieben Mangelware. Effektiver zeigten sich da die Hoffenheimer. Zunächst traf der agile Sahilovic ins Tor. Dieses wurde aber wegen Abseitsstellung von Ba nicht gegeben. Dieser machte es in der 63ten Minute besser. Nach einem Eckball ließen fünf Gladbacher den Ball passieren und Ba konnte aus einem Meter unbedrängt gar nicht mehr vorbeischießen. Ein solches Abwehrverhalten sieht man für gewöhnlich nicht einmal in der Bezirksliga. Hoffenheim wurde das Toreschießen zu einfach gemacht. Bemerkenswert war, dass Gladbach auch in der Folge nicht aufsteckte, und versuchte dagegenzuhalten. Allerdings konnte das Team keinen wirklichen Druck entwickeln. Daran konnte auch die Einwechslung von Matmour für den enttäuschenden Juan Arango nichts ändern. Hoffenheim spulte sein Pensum runter und war in der Folge durch einige Konter gefährlich, aber nicht zwingend.

Es bleibt festzuhalten, dass Hoffenheim völlig verdient eine Runde weiter ist. Unschlagbar war aber auch dieses Team nicht. Beide Tore resultierten aus haarsträubenden individuellen Fehlern. Daneben arbeitete die Hopp-Truppe aber nur wenige Torchancen heraus. Hoffenheim war also durchaus verwundbar. Borussia Mönchengladbach ist derzeit aber mehr mit sich selbst beschäftigt, als mit dem Gegner. Zu einfach kann die Defensive durch Einzelaktionen oder Standards ausgehebelt werden. Die Fehler, welche zu Gegentoren führen, sind selbst in unteren Amateurklassen inakzeptabel. Dabei schleicht sich die Unsicherheit nun auch bei Spielern ein, die bislang eine halbwegs ordentliche Leistung boten. Christofer Heimeroth war im Gegensatz zu den letzten Spielen ein Unsicherheitsfaktor. Offensivkräfte wie Reus und de Camargo scheinen ihre Spritzigkeit verloren zu haben und tauchen mittlerweile völlig ab. Lediglich Michael Bradley profitiert von seiner Versetzung in das zentrale Mittelfeld und zeigt, dass er auf einer anderen Position als der „Sechs“ ein sehr wertvoller Spieler ist. Das Ganze mit mangelnder Qualität zu erklären ist also zu einfach. Wenn dies so wäre, würde mit ein paar Herbsttransfers und der Rückkehr von Dante und Brouwers sicherlich das Gros der Probleme gelöst. Allerdings kann dadurch der Leistungsabfall in allen Teilen der Mannschaft nicht erklärt werden. Warum sollte ein Kader plötzlich falsch zusammengestellt sein, der letztes Jahr noch harmonierte und dessen Qualität unstrittig schien? Nein! Der Klassenerhalt ist nicht durch mangelnde Qualität, sondern durch die totale Verunsicherung in allen Mannschaftsteilen in Gefahr. Hier gilt es anzusetzen. Sicherlich sind in der aktuellen Situation personelle Verstärkungen willkommen. Wenn aber der Kopf nicht frei ist und das Selbstvertrauen fehlt, werden auch diese wirkungslos verpuffen. Es gilt also im psychologischen Bereich anzusetzen und der Mannschaft den Glauben an sich selbst zurückzugeben. Dies zu erreichen ist die große Herausforderung für die Winterpause.