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Es ist ein paradoxes Bild, das ein Borussen-Fan dieser Tage beim Blick auf die Bundesliga-Tabelle zu ertragen hat. Die einzig wahre Borussia aus Mönchengladbach liegt abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz, während die 9 Jahre später gegründete schwarz-gelbe Namenskopie aus Dortmund unaufhaltsam ihrem nächsten Bundesliga-Titel entgegenstürmt, den sie ausnahmsweise einmal nicht zu Unrecht erhalten wird. Die große Frage ist nur, wann dies der Fall sein wird. Angesichts von 8 Punkten Vorsprung auf den einzig verbliebenen „Verfolger“ aus Leverkusen könnte es schon am Samstag soweit sein. Ein Punktverlust von Bayer gegen Hoffenheim vorausgesetzt würde den Borussen-Fans bei einer neuerlichen Heimniederlage die Schmach zuteil werden lassen, im eigenen Stadion den verhassten Gegner bei seiner Jubelfeier beobachten zu müssen.

 

Borussia

 

Doch soweit muss es nicht kommen. Borussia hält sich immerhin weiter wacker an seinen Durchhalteparolen fest, die sich mittlerweile auf die Formel „3 aus 4“ reduzieren. Wohlgemerkt würden die anvisierten 3 Siege aus den letzten 4 Partien noch keine Gewähr dafür bieten, dass der ersehnte Relegationsplatz erreicht wird. Dennoch wäre es bei nur 3 Punkten Rückstand auf Platz 16 fahrlässig, die Flinte schon jetzt endgültig ins Korn zu schmeißen. Benötigt wird aber mindestens eine faustdicke Überraschung, wie sie z.B. ein Sieg über den BVB darstellen würde.

 

Die trübe Tabellenlage kommt leider nicht von ungefähr, sondern hat handfeste Gründe. Diese liegen zum einen fraglos in der mangelnden Qualität der Mannschaft. In der Rückrundentabelle belegt die Elf von Lucien Favre einen ordentlichen 10. Platz, was in etwa dem Leistungsvermögen der Mannschaft entspricht. Angesichts der katastrophalen Vorrunde wäre aber deutlich mehr nötig, was aber nur bei optimalem Verlauf oder bei höherer Qualitätssteigerung im Winter – insbesondere im zentralen Mittelfeld – möglich gewesen wäre. Hinzu kommen zum zweiten die verletzungsbedingten Ausfälle einiger wichtiger Stammspieler sowie eine Vielzahl höchst seltsamer Schiedsrichter-Entscheidungen. Es steht außer Frage, dass Borussia bei regelkonformer Spielleitung seitens der Schiedsrichter in dieser Saison mindestens einen Relegationsplatz innehaben würde. Die SEITENWAHL-Redaktion hat sich angesichts solch folgenschwerer Gerechtigkeitslücken immer schon für die Nutzung technischer Hilfsmittel ausgesprochen. Da dies aber mit dem Verlust eines Machtinstruments für die hohen Herren bei DFB und FIFA einhergehen würde, wird es noch einige Zeit brauchen, ehe der längst überfällige Fortschritt endlich auch im Profifußball Einzug halten wird. Die vorgeschobene Ausrede, die Technik sei noch nicht ausgereift genug, ist eine Beleidung für den Verstand eines jedes Beteiligten. In zahlreichen anderen Sportarten wird bereits seit langem vorgemacht, dass man im Sinne höherer Gerechtigkeit in die Moderne eintreten kann, wenn man es denn wirklich möchte.

 

Am Samstag könnte ein wenig unvorhersehbarer Zufall in Form unklarer Schiedsrichter-Entscheidung vielleicht sogar von Nutzen sein, da Borussia als klarer Außenseiter in die Partie gehen wird. Verzichten muss Lucien Favre auf den gesperrten Mike Hanke, so dass Borussia die Stürmer ausgehen. Denn auch Marco Reus ist mit einer Grippe angeschlagen, wird bei Einsatzfähigkeit aber wohl wieder in die Spitze vorrücken. Fernab davon bieten sich vorne kaum noch Alternativen. Karim Matmour oder Patrick Herrmann sind die beiden Kandidaten, um das entstehende Vakuum im rechten Mittelfeld zu füllen. Ansonsten ist mit derselben Aufstellung wie in der Vorwoche zu rechnen.

 

Marc-Andre ter Stegen wird sein drittes Bundesliga-Spiel bestreiten und vermutlich erstmalig so richtig in den Brennpunkt gegnerischer Angriffe geraten. Ihm ist zu wünschen, dass er sich dabei bewährt, denn das ihm gegenüber aufgebaute Druckpotential ist nicht zu unterschätzen. Es ist das gewohnte Schema, das der Boulevard – aber auch Teile der vermeintlich seriösen Presse – anwenden. Ein „Shooting-Star“ wird mit überzogenen Erwartungen in den Himmel gehoben, so dass ihn die Öffentlichkeit nach wenigen Wochen als den kommenden Superstar und Heiland wahrnimmt. Dies produziert Schlagzeilen und damit  Auflage. Wenn die Erwartungen später nicht erfüllt werden, lässt sich der Superstar zur Niete und zum überforderten Versager abstempeln, was dann noch einmal Schlagzeilen und damit Auflage bringt. Warum muss man einen talentierten Torhüter wie ter Stegen direkt als „Mini-Kahn“ und als „neuer Neuer“ überhöhen, anstatt ihn realistisch mit einem Kevin Trapp oder Oliver Baumann zu vergleichen? Ein Stück weit ist dies wohl dem DSDS- und Dschungelcamp-geprägten Zeitgeist unserer Gesellschaft geschuldet, was zu akzeptieren ist. Gefallen muss es einem aber noch lange nicht.

 

Dortmund

 

Gefallen hat den Fans des BVB der vergangene Sonntag als der Vorsprung auf Platz 2 anstatt auf drohende 2 Punkte auf satte 8 Zähler angewachsen ist. Die Dortmunder machten mit dem SC Freiburg kurzen Prozess. Bedenkt man, dass sie auswärts ähnlich dominant auftreten wie im heimischen Signal-Iduna-Park und wahrscheinlich Sturmführer Lucas Barrios nach auskuriertem Muskelfaserriss wieder zur Verfügung haben werden, so besteht wenig Hoffnung auf ein Fussball-Wunder. Nachdem der Borussen-Sturm in der Vorwoche selbst gegen eine ersatzgeschwächte Mainzer Abwehr wohlwollend 2 Torchancen herausarbeiten konnte, wird die Aufgabe gegen die beste Defensive der Liga kaum einfacher. Selbst wenn mit Nuri Sahin ein sehr wichtiger Spieler im zentralen Mittelfeld verletzt ausfallen wird.

 

Eine Mini-Chance könnte darin liegen, dass sich angesichts des kaum noch aufzuholenden Vorsprungs und der allzu leicht wirkenden Aufgabe für den Spitzenreiter unterbewusst eine gewisse Überheblichkeit einstellen könnte. Auch wenn sich die jungen Spieler des BVB in dieser Saison bislang erstaunlich unanfällig für solche psychologischen Fallstricke gezeigt haben, muss der gemeine Borusse in seiner aktuellen Situation nach jedem noch so kleinen Strohhalm greifen.

 

Borussia: ter Stegen – Jantschke, Stranzl, Dante, Daems – Herrmann, Nordtveit, Neustädter, Arango – Reus, Idrissou

 

Dortmund: Weidenfeller – Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer – Blaszczykowski, Bender, Götze, da Silva, Großkreutz, Barrios

 

Seitenwahl-Tipps:

 

Thomas Häcki:Der kommende Meister spielt beim kommenden Absteiger. Das auswärtsstärkste Team kommt zu den Heimdeppen. Und Hochmut kommt vor dem Fall. Die Voraussetzungen sind eindeutig, zu eindeutig. Aberglaube bringt jetzt auch nichts mehr, daher tippe ich einen 2:1 Überraschungserfolg für die Fohlen gegen den kommenden Meister aus Bochum-Ost.

 

Christian Heimanns:Die völlig verhagelte Saison liefert einen Moment, von dem die Anhänger beider Vereine noch lange sprechen werden. Die Gladbacher Borussen aber nur im Keller, leise und unter sich. Ein beklopptes 0:2.

 

Christoph Clausen:Vergiss Realismus. Borussia gegen Dortmund 1:0. Party im Park, verhinderte Meisterschaftsfeierer auf den Rängen, Panik in Wolfsburg. Die Vorstellung ist zu schön, um sie nicht zu tippen.

 

Christian Spoo: Klopp tanzt, Spoo kotzt. 3:0 für die falsche Borussia.

 

Michael Heinen: Die Saison ist gelaufen. Nach der 0:1-Niederlage gegen den Meister kann man zwar immer noch von 3 Siegen aus 3 Spielen träumen. Mehr als ein Traum wird es aber letztlich nicht bleiben.