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Zwei Spiele im März, beide zuhause gegen Kaiserslautern. Das eine im Jahr 1985: Die Borussia überrennt die Pfälzer mit 7:0, auf der Torschützenliste steht gleich zweimal ein gewisser Michael Frontzeck. Das andere im Jahr 2011: Die Borussia rennt zunehmend hilflos gegen den massiven Lauterer Abwehrriegel, ein groteskes Eigentor von Logan Bailly besiegelt die Niederlage, der Abstieg scheint festzustehen. Die eine Erinnerung beschreibt die Träume der Borussen, die andere ihre Ängste. Realistisch sind beide nicht.

 

Denn die Situation ist mit der vom März dieses Jahres ebenso wenig zu vergleichen wie mit der vom März 1985. Zwei völlig veränderte Mannschaften stehen einander gegenüber. Die eine kämpft darum, sich den überraschend erfreulichen Saisonstart nicht eintrüben zu lassen, die andere darum, nicht frühzeitig den Anschluss zu verlieren. Dass die Lauterer dabei vor allem auf eine massierte Defensive setzen werden, darf man getrost erwarten. Die Borussia findet sich also erstmals in dieser Saison zweifelsfrei in der Rolle des Favoriten wieder, der das Spiel wird machen müssen.

 

Diese Zwischenprüfung absolviert die Borussia unter erschwerten Bedingungen: Marko Reus‘ Einsatz wurde auf der Pressekonferenz zwar nicht definitiv ausgeschlossen, ist aber zumindest sehr fraglich. Der mehrfach verhinderte Nationalspieler, der in der letzten Saison auf 19 und auch in dieser schon wieder auf 4 Assists kam, ist für die Borussia natürlich nicht gleichwertig zu ersetzen. Sollte es tatsächlich gelingen, auch ohne den Topscorer den zu erwartenden Abwehrriegel zu knacken, so würde das für den weiteren Saisonverlauf zu größeren Hoffnungen berechtigen.

 

Der Gegner aus Kaiserslautern

 

Peter Nielsen verrenkte sich einst vor dem heimischen Fernseher bis zur Dienstuntauglichkeit. Logan Bailly soll ein mobiles Klimagerät zum Verhängnis geworden sein. In die Riege der kurios verletzten Fußballer reihte sich in der Sommerpause auch der Lauterer Angreifer Adam Nemec ein. Der bestieg einen Kirschbaum, fiel hinunter und deswegen lange aus. In dieser Woche aber war Nemec wieder soweit hergestellt, dass er zumindest ins Aufbautraining einsteigen konnte und vielleicht in einigen Wochen wieder im Kader stehen könnte. Dass diese Aussicht in den einschlägigen Lauterer Fanforen größere Begeisterung auslöste, sagt einiges über die Situation im Sturm des FCK aus.

 

Schließlich erzielte Nemec in der letzten Saison nicht mehr als drei Tore und bereitete keines vor. Dennoch macht ihn diese mäßige Bilanz zum gefährlichsten Angreifer, der aktuell in Kaiserslautern unter Vertrag steht. Denn Srdjan Lakic, der letzte Saison 16 und damit ein Drittel aller Lauterer Tore erzielte, wechselte ablösefrei nach Wolfsburg. Die ausgeliehenen Hoffer und Moravek (beide 5 Tore) spielen inzwischen in Frankfurt bzw. Schalke. Der aktuell ohnehin rot gesperrte Ilicevic (5 Tore) schließlich wurde letzte Woche für 4 Millionen Euro nach Hamburg transferiert. Ersatz verpflichteten die Pfälzer nicht.

 

Drei Offensivspieler kamen schon im Sommer: der zuletzt an St. Pauli ausgeliehene Richard Sukuta-Pasu kam aus Leverkusen, Dorge Douhemaha aus Brügge, Itay Schechter aus Tel Aviv. Sukatu-Pasu enttäuschte bislang durchgehend. Douemaha wurde zweimal eingewechselt und bereitete beim zweiten Mal ein Tor vor, verletzte sich dann aber im Training und wird auch in Gladbach fehlen. Schechter zeigte gegen Augsburg eine starke Leistung und schoss eines der beiden Lauterer Saisontore. Ansonsten waren seine Auftritte bislang durchwachsen. Immerhin in der Regionalliga kam Andrew Wooten letzte Saison auf eine sehr ansehnliche Torquote. Der Youngster trainiert seit dieser Woche dauerhaft bei den Profis mit.

 

In Gladbach wird sicherlich Schechter im Sturm beginnen. In einem Zweiersturm wäre wohl Sukuta-Pasu sein Partner. Alternativ könnte Trainer Kurz auch, wie gegen Bayern München, Schechter als einzige Spitze und dahinter eine Viererreihe im Mittelfeld aufstellen. So oder so, auf der linken Seite wird wohl Olcay Sahan Ilicevics Position einnehmen. Der ehemalige Akteur der Gladbacher U23 gehörte in der letzten Saison zu den Leistungträgern der Zweitligisten MSV Duisburg. In der Bundesliga wirkte er bislang überfordert. Um die übrigen Plätze streiten sich Sukuta-Pasu, Tiffert, Kirch, Petsos, Fortounis, Walch und die wieder genesenen Vermouth und Bugera. Der Ex-Gladbacher Kirch dürfte dabei gute Karten haben, ebenso Christian Tiffert. Er schlug beim letzten Lauterer Auftritt im Borussiapark jenen Eckball, den Bailly ins eigene Tor boxte.

 

In der Abwehr setzte der Lauterer Trainer außen bislang verlässlich auf Jessen und Dick und innen auf Rodnei. Um die zweite Innenverteidigerposition konkurrieren Amedick und Abel. Wirklich überzeugen allerdings konnte in der Defensive bis jetzt nur Torwart Trapp. Wären insbesondere die Kölner und die Bayern weniger verschwenderisch mit ihren Großchancen umgegangen, die Lauterer hätten noch deutlich mehr als ihre bislang sieben Gegentreffer einstecken müssen.

 

Offenbar rundum düstere Aussichten für die Pfälzer also. Die Verantwortlichen setzen trotzig dagegen, dass man trotz des Aderlasses im Angriff von der Qualität des Kaders überzeugt sei und deshalb auf „Panikkäufe“ verzichtet habe. Die Neuzugänge bräuchten aber Zeit. Außerdem kämen ja allmählich die Verletzten zurück.

 

Aufstellungen

Borussia
: ter Stegen – Jantschke, Stranzl, Dante, Daems – Nordtveit, Neustädter – Herrmann, Arango – Hanke, de Camargo.

Kaiserslautern: Trapp – Jesse, Rodnei, Amedick, Abel – Tiffert, Kirch, Sukuta-Pasu, Sahan – Schechter.

 

Schiedsrichter: Florian Meyer.
Assistenten: Frank Willenborg, Christoph Bornhorst.
Vierter Offizieller: Frederick Assmuth.

 

SEITENWAHL-Meinung

Christoph Clausen:
Borussia braucht Geduld und Präzision. Dann könnte sie auch ohne Reus und de Camargo zu einem 2:0-Erfolg kommen.

 

Michael Heinen: Lucien Favres Lieblingsergebnis ist das 1:0. Genau so hoch wird der Sieg von Borussia über Kaiserslautern ausfallen.

 

Christian Spoo: Borussia siegt mit 2:1.

Christian Heimanns: Das zweite Jahr nach dem Aufstieg ist immer das erste. Merkt euch das freundlichst, liebe Lauterer. Sonst müssen wir wohl zu Mitteln greifen wie beispielsweise einem Handtor durch Neustädter, um zu einem 1:0 Sieg zu kommen.