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Hängende Köpfe im Borussia-Park. Lange Gesichter bei Spielern und Fans gleichermaßen. Da hatte die Mannschaft den Deutschen Vizemeister 75 Minuten lang geradezu an die Wand gespielt, hatte sich zwischenzeitlich Großchancen fast im Minutentakt erarbeitet, um am Ende doch nur mit einem mageren Pünktchen vom Platz zu gehen. Trotz eines 0:1 Halbzeitrückstands und trotz der beachtlichen Mannschaftsleistung fühlte sich jeder, der an diesem Samstag Nachmittag die Raute im Herzen oder auf der Brust trug als Verlierer. Zuzuschreiben hat Borussia sich diese gefühlte Niederlage ausschließlich selbst. Spieler und Trainer tragen dabei gleichermaßen die Verantwortung. 



Knackpunkt eins an diesem Nachmittag war das, was sich bisher wie ein roter Faden durch diese (ansonsten natürlich mehr als zufrieden stellende) Saison zieht: die Chancenauswertung ist mangelhaft. Was Borussia in den bisherigen Partien an sogenannten Hundertprozentigen hat liegenlassen, ist ohne Beispiel. Allein Marco Reus hätte an diesem sonnigen Herbstsamstag gut und gerne fünf Treffer erzielen können. Auch der nach kurzem Formtief wieder hervorragend mitspielende Mike Hanke war vor dem Tor oft ohne den letzten Mut. Bei seinem Lattenschuss in der ersten Halbzeit hatte der ungeheuer kombinationsfreudige und –sichere Offensivmann dann auch noch großes Pech. Vor dem Tor waren die Gladbacher Angreifer mal zu hastig, mal verzogen sie aus aussichtsreicher Position und mehrfach scheiterten sie auch am starken Leverkusener Torhüter Bernd Leno.

 

Dennoch ist bemerkenswert, wie viele Chancen sich das Team herausspielt. Der „Offensiv-Vierer“ Arango, Herrmann, Hanke und Reus riss das Publikum wieder und wieder zu begeistertem Applaus hin. Juan Arango merkte man etwaige Strapazen durch seine Länderspieltour und die verzögerte Rückreise zu keiner Minute an Der Venozelaner spielt immer wieder diese Bälle, die bei Borussia nur er spielen kann. Der weite Pass auf Patrick Herrmann vor dessen umjubelten Führungstreffer sei als herausragendes Beispiel erwähnt. Aber auch Patrick Herrmann spielte, nachdem er in den ersten zwanzig Minuten noch etwas Mühe hatte, in die Partie zu finden, großartig auf. Diese erfreuliche Tatsache führt uns leider unmittelbar zu Knackpunkt zwei.

 

Mit dem Wechsel Raúl Bobadilla für Patrick Herrmann machte Lucien Favre einen spielentscheidenden Fehler. Der Argentinier zerstörte das Offensivspiel, Borussia war fortan kaum mehr torgefährlich. Dass an diesem Tag der „alte“ Bobadilla auf dem Platz stand, zeigte sich unmittelbar nach dessen Einwechslung. Ein vielversprechender Angriff über links, Bobadilla führt den Ball, Marco Reus geht steil und zeigt Bobadilla dreimal (!) an, wo er den Ball hin haben möchte. Der aber ignoriert seinen Mitspieler konsequent, offenbar nur auf den eigenen Torerfolg aus und gibt schließlich aus 16 Metern einen völlig ungefährlichen Schuss ab. Das 3:1 zu diesem Zeitpunkt hätte alle Zweifel am Sieg der Borussia zerstreut. So aber blieb es bei der knappen Führung, die das Team ohne große Not noch verdaddelte. Auch in der Folgezeit fiel Bobadilla nur durch eins auf: Fußball spielen, so wie Borussia das vorher getan hat und wie es wohl dem Plan des Trainers entspricht, kann man mit diesem Stürmer in der Regel nicht. Patrick Herrmann wirkte zum Zeitpunkt seiner Auswechslung immer noch frisch und spritzig, außerdem arbeitete er sehr engagiert nach hinten mit. Favre hätte ihn ohne Not auf dem Platz lassen können.

 

Dass tatsächlich der Ausgleich fiel, ohne dass Leverkusen wirklich zwingend „gedrückt“ hätte, war dem ab der 75. Minute stockenden Offensivspiel und einer gewissen Sorglosigkeit angesichts schwach (und nur noch zu zehnt) agierender Leverkusener geschuldet. Und hätte der ansonsten blasse André Schürrle nicht in der 87. Minute einen Schuss aufs Gladbacher Tor abgegeben, wie er auch ihm nur alle paar Wochen gelingt, es wäre vermutlich beim dreifachen Punktgewinn geblieben.

 

So aber gibt es – trotz guter 17 Punkte und eines streckenweise mitreißenden Auftritts – guten Grund sich zu ärgern. Über mangelndes Glück, über mangelnde Konsequenz vor dem Tor und über einen äußerst ungeschickten Spielerwechsel, die einen sicheren Sieg vereitelten.