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tsghoffenheim Vor 40 Jahren fand das schönste Spiel statt und der wunderbarste Sieg, die es nie geben durfte. Eine der tragischen Episoden, die das Fandasein bei Borussia Mönchengladbach zu mehr machen, als wohlwollend einem Club beim Spielen zuzusehen; ein besonderes Kapitel innerhalb der großen Geschichte, in der Verein und Anhänger zusammen die Erzählung vom traumhaften Verlierer leben, erzählen und immer wieder neu erfinden. Man möchte es kaum in einem Atemzug nennen, kaum noch im gleichen Absatz erwähnen, dass die erste Niederlage in Sinsheim vor dreieinhalb Jahren ein etwas kleineres Unglück war.

Wer ständig Dosenwürfe, Pfostenbrüche, verhaschte Turniersiege und sinnlose Rekordergebnisse bewältigen muss, der möchte nicht den Aufstieg der TSG Hoffenheim in die Liste des schön Tragischen aufgenommen sehen. Trotzdem hat dieser Vorwurf ein gewisses Fundament, denn der Aufstieg der nervigen Nordbadener wäre vielleicht nicht möglich gewesen, wenn die Borussen im Februar 2008 nicht nach einer 2:0 Führung zur Halbzeit die Uhren um eine Stunde vor- und das Spielen eingestellt hätten. Nach dem 4:2 Sieg rauschten die Sinsheimer, vorher auf Platz 7, nur so durch die 2. Liga und verschafften dem Lokalheiligen St. Hopp die erste emotionale Rendite für sein Investment.


Statt das neureiche Etwas in den nächsten Jahren dafür zu strafen, hatten die Gladbacher Borussen in der Folge auch noch die größten Probleme mit den Sinsheimern. In acht Spielen gab es nicht einen Sieg, bis der Terminator aller bösen Statistiken, Lucien Favre, sich der Sache annahm und den Badenern in der letzten Saison ein 2:0 mitgab. Nun ist Favre weiter im Amt, seine Mannschaft ordentlich drauf und das Projekt "mal sehen, wie weit oben wir dieses Jahr landen können" kann in Sinsheim fortgeführt werden. Das würden Außenstehende zwar nicht direkt von einer Mannschaft erwarten, die einen Punkt aus zwei Spielen erwirtschaftet hat, aber so einfach ist die Lage ja nicht.


Ganz im Gegenteil hatte die Borussia in Freiburg und gegen Leverkusen jeweils den Sieg so zum Greifen in der Hand, dass auch der weiteste Büchsenwurf das nicht mehr hätte verhindern können, wenn nicht Reus & Co das Tore schießen vergessen hätten. 70erhaft rauschende Spielzüge, besonders gegen Leverkusen, als Arango den neuen Netzer gab, aber Abschlüsse, als hätte Boninsegnas Ungeist lauter Maulwurfhaufen beschert. Diese Situation überfordert manchen Experten: "Geht es nur nach der Statistik, so sollten Freunde des Offensivspektakels am Samstag lieber nicht nach Sinsheim schauen. Spiele mit Gladbacher Beteiligung waren bislang die torärmsten der Saison" , so irrlichtert der "kicker". Und ignoriert dabei gepflegt, dass in der hauseigenen Zahlenzählerei die Borussen in der Tabelle der herausgespielten Chancen den geteilten zwelten Platz der Liga belegen.


Bei der Verwertung jener Chancen dafür leider den letzten und wie sich das ändern soll, ist die Rätselfrage der Woche. De Camargo ist weiter nicht mit dabei und nachdem Bobadillas Ausfall schon letzte Woche drohte, wird er jetzt für einige Spiele Realität. Wie schlimm das nun wieder ist, sei dahingestellt - seit seinem Galaauftritt gegen Wolfsburg waren die Spiele bzw. Einwechslungen des Argentiniers reichlich wechselhaft. Es spricht alles dafür, dass die Offensive wieder so beginnt wie gegen Leverkusen, also wenigstens personell, mit Herrmann auf dem rechten Flügel und Reus als vorderste Spitze vor Hanke. Vielleicht ergibt sich durch den Engpass im Sturm auch mal die Chance für Nachwuchs und Neueinkäufe. Nicht nur die Zugänge Otsu, Leckie und King warten auf ihren Einsatz, wovon Joshua King vielleicht am ehesten für die Position in der Spitze geeignet wäre, auch Elias Kachunga aus der U23 macht mit Toren für sich Werbung.


Werbung macht auch die TSG 1899 Hoffenheim für sich, allerdings eher durch eine merkwürdige Kampagne eines Sponsors in Printmedien ("typisch 1899"). Nach der furiosen ersten Saison ist wenig übriggeblieben, was die Aufmerksamkeit sonst noch auf den Kraichgau lenken könnte. Rasanter Offensivfußball, Spitzenplatzierungen, Rangnick, "regionales Jugendkonzept" und alle nebulösen Versprechungen auf eine bemerkenswerte Zukunft, alles ist so schnell Vergangenheit wie ein griechischer Schuldentilgungsplan. Nachdem die erste Jubelzeit der Medien für ihren Liebling dahin ist, werden die Schlagzeilen langweiliger und trüber. Außer Transfergezeter unzufriedener Spieler gab es dieses Jahr nur den Aufreger mit der Schallkanone, nachdem ein Block Dortmunder Fans den Hoffenheimer Mäzen Dietmar Hopp als Sproß einer Gunstgewerblerin schmähte. Dessen indignierte Betrachtung darüber, dass seine Mutter eine herzensgute Frau gewesen sei, wurde nicht nur von "11 Freunde" begeistert aufgenommen:

http://www.11freunde.de/ballkultur/142622/dietmar_hopp_du_sohn .

Die ganze Geschichte über einen mutmaßlich einzelgängerhaften Ordner und einen beleidigten Mäzen setzte den Verein in ein nicht schönes, aber sehr erhellendes Licht. Und nicht nur die TSG "1899" Hoffenheim: Während eine Strafe des DFB noch aussteht, wurde bekannt, dass das Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft in Tourettes (sic) mit Hilfe von eben Dietmar Hopp organisiert wurde. Darf man sich darüber inzwischen Gedanken machen, oder sind wir noch in der Ära, wo ungnädige Worte Richtung Hopp als "Neid!" schnellverurteilt werden?

 


Auch im sportlichen Bereich verläuft die Saison mau. Drei Spiele der Hoffenheimer in Folge ohne eigenes Tor könnten Freude des Offensivspektakels tatsächlich davon abhalten, am Samstag nach Sinsheim zu schauen, und seien es nur die "kicker"-Abonnenten. Nach den ersten Spielen wurde der 20jährige Brasilianer Roberto Firmino als neue Entdeckung gefeiert, ungeachtet der Tatsache, dass es sich bei dem jungen Stürmer um einen hochgradigen Egozentriker handelt. Auch Ryan Babel, der erste regelrechte Stareinkauf, konnte sein Zwischenhoch nicht bestätigen. Das Hoffenheimer Team erhält insgesamt das Gepräge einer supertalentierten, aber höchst unbeständigen Mannschaft, die nach oben und unten für so ziemlich jedes Ergebnis gut ist.

 


Vielleicht hat Hoffenheim mit Stanislawski als Trainer mehr Glück, als im Club zur Zeit bewusst ist. Die fehlende Struktur der Mannschaft, das zusammengewürfelte, könnte in einer schlechten Phase so weit nach unten führen, dass der Verehrer Unsrer Lieben Frau zu Hoffenheim noch sehr viel mehr investieren müsste, um einen Absturz sicher zu vermeiden. Der talentierte Trainer Stanislawski dürfte diese Saison eine wichtige Rolle als stabilisierendes Element spielen. Wem das nicht gefällt, der werfe die erste Büchse.

 


Aufstellungen

 

Borussia: ter Stegen; Jantschke, Dante, Stranzl, Daems; Herrmann, Nordtveit, Neustädter, Arango; Reus, Hanke

 

Hoffenheim: Haas; Beck, Vorsah, Compper, Braafheid; Kaiser, Rudy; Musona, Firmino, Babel; Ibisevic

 

SEITENWAHL-Tipps:


Christoph Clausen

Wer sich so viele Chancen erarbeitet wie die Borussia, wird manchmal auch belohnt. So bei der TSG. Borussia siegt mit 2:0.


Michael Heinen

Borussia ist besser, verliert aber erneut unglücklich 2 Punkte. Gegen Hoffenheim reicht es nur zu einem 1:1


Christian Heimanns

Langsam ist wieder ein 1:0 für Gladbach fällig. Wer ein Offensivspektakel vermisst, kann sich ja Inter Mailand ansehen.

Christian Spoo
Borussia ist einmal mehr die bessere Mannschaft, kann aber auch in Hoffenheim ihre Chancen nicht nutzen. Die Günstlinge des DFB sind effektiver und gewinnen mit 2:0. Hatte die Lautsprecher-Affäre eigentlich irgendwelche Folgen für "1899"?