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Nach dem überraschend schwachen Spiel in Augsburg und der folgerichtigen Niederlage beim Aufsteiger hat Borussia am Sonntag die Chance, die alles in allem großartige Bundesliga-Hinrunde erfolgreich abzuschließen. Mit Mainz 05 kommt ein Gegner in den Borussia-Park der in dieser Spielzeit bislang hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Der Europa-League-Qualifikant ist schwach gestartet und bekrabbelt sich nur schrittchenweise. Borussia sollte aber gewarnt sein: verloren hat Mainz seit fünf Spieltagen nicht mehr.

 

Der größte Erfolg der Mainzer in dieser Saison, die neben dem Fehlstart in der Bundesliga auch das frühe Ausscheiden aus dem internationalen Geschäft brachte, ist zweifelsohne der 3:2 Sieg gegen Bayern München am 14. Spieltag. Aber auch das 3:1 gegen den VfB Stuttgart neun Tage vorher zeigt, dass Mainz gegen starke Mannschaften zu bestehen weiß. Nach dem Bayern-Spiel folgten drei Unentschieden in Folge, wobei die Rheinhessen am vergangenen Wochenende in Köln dem zweiten Auswärtssieg der Saison so nah waren, wie nie zuvor.

In Müngersdorf waren die Mainzer die bessere zweier mäßiger Mannschaften, brachten die Kölner Defensive mit ihrem schnellen Spiel immer wieder in Schwierigkeiten, konnten aber ihre Chancen nicht nutzen. Die mangelnde Effektivität ist der Hauptkritikpunkt von Trainer Thomas Tuchel, der die Abschlussschwäche seiner Spieler schon nach dem Unentschieden gegen den HSV bemängelt hatte. Auch Konzentrationsmängel hat Tuchel mehrfach diagnostiziert – ein Problem, das Borussia nach dem Augsburg-Spiel nicht unbekannt sein dürfte.

Im Gegensatz zu den Gladbachern, bei denen Trainer Lucien Favre eine klare Stammformation gefunden hat, herrscht bei Mainz 05 das Rotationsprinzip. Sowohl personell als auch taktisch probiert Tuchel immer wieder Neues aus. So finden sich gelegentlich sogar Spieler auf der Tribüne, die spieltags davor noch in der Stammelf standen – andersherum ist es ebenso. Auch die Formation, in der die 05er auflaufen, ist variabel. 4-3-3, 4-5-1, 4-4-2, alles geht in Mainz. In Köln versuchte es Tuchel mit dem 4-3-3. Gegen die stärker eingeschätzten Borussen dürfte es auf das 4-4-2 mit Mittelfeldraute hinauslaufen. Der Verzicht auf einen zweiten defensiven Mittelfeldspieler könnte Borussias flottem Offensivspiel dabei entgegenkommen.

Die Mainzer Viererkette spielt seit drei Spieltagen in der gleichen Formation – unter anderem mit dem Ex-Gladbacher Bo Svensson und dem früheren Nationalspieler Malik Fahti. Svensson allerdings gilt als Wackelkandidat, der Däne hat sich im Lauf der Saison schon einige schwache Auftritte geleistet. Sein stärkster Konkurrent aber spielt inzwischen im Mittelfeld: Auf der „Sechserposition“ hat sich im Lauf der Hinrunde der junge Jan Kirchhoff etabliert. Der gelernte Innenverteidiger hat sich dort nach Ansicht vieler Beobachter gar zum Führungsspieler entwickelt. Der dort zunächst gesetzte Ur-Borusse Eugen Polanski hat seinen Platz verloren und wird sich womöglich ärgern, vor der Saison in Mainz verlängert zu haben – immerhin wurde dem inzwischen zum polnischen Nationalspieler avancierten Mittelfeldmann ein ernsthafter Flirt mit seinem Stammverein nachgesagt.

Dauerbrenner auf den Außenpositionen im Mittelfeld sind der österreichische Nationalspieler Julian Baumgartlinger und der Kolumbianer Ekin Soto. Die Offensivposition wird aller Voraussicht nach ein weitere Ex-Gladbacher bekleiden. Yunus Malli war unter einigem Getöse vom Niederrhein nach Rheinhessen gewechselt. Als Versäumnis erster Klasse wurde der Verlust des Talentes Gladbachs Sportdirektor Max Eberl vorgeworfen. Dass ein hoffnungsvoller Spieler nach Ausbildung bei Borussia vor seinem ersten Profijahr den Verein wechselt, konnten viele nicht verstehen. Auf der Jahreshauptversammlung machte Eberl dann die Hintergründe des Wechsels bekannt: ihm zufolge hatte Malli auf einer Vertragsklausel bestanden, die Einsätze in der oder gar Training mit der zweiten Mannschaft ausgeschlossen hätte. Nicht akzeptabel, auch mit Hinblick auf andere junge Spieler sei das gewesen, sagte Eberl. In Mainz hat sich Malli bis dato nicht nachhaltig beweisen können. Vor der Saison mit viel Lob bedacht, ist er von einem echten Stammplatz weit entfernt. Fünf Spiele in der Bundesliga, davon zwei Kurzeinsätze, und fünf in der – man lese und staune – zweiten Mannschaft stehen für ihn zu Buche. Dass er gegen seinen Ex-Verein eine erneute Chance erhalten könnte, liegt vor allem am Ausfall des Österreichers Andreas Ivanschitz und an der schwachen Vorstellung von Zoltan Stieber im Spiel gegen Köln.

Im Sturm wird Tuchel voraussichtlich dem gegen Köln nach seiner Einwechslung gefährlichen Maxim Choupo-Moting eine Chance von Beginn an geben. Er stürmt neben dem Torschützen von Köln, Sami Allagui.

Bei Borussia dreht sich einmal mehr alles um Marco Reus. Offenbar verhindern die Folgen seines Zehenbruchs nicht länger einen Einsatz. Trainer Lucien Favre rechnet mit einem Einsatz seines besten Torschützen. Dessen Fehlen im Spiel gegen Augsburg wurde von vielen oberflächlichen Beobachtern als Hauptgrund für die Niederlage ausgemacht. Diese Sichtweise hält allerdings kaum einer ernsthaften Überprüfung stand. Schon gegen Dortmund hatte Reus gefehlt, in jenem Spiel lieferten seine Mannschaftskameraden aber eine mehr als ordentliche Leistung ab. In Augsburg spielten zehn von elf Borussen unter ihrem normalen Niveau. Gerade in der Defensive reihte sich teilweise Schnitzer an Schnitzer – das ist mit dem Fehlen des Nationalspielers nicht ansatzweise zu erklären. Allein die Theorie, dass Reus womöglich eine der Chancen in der Anfangsphase des Spiels verwertet und der Partie dadurch eine andere Dynamik verliehen hätte, stützt das Argument, sein Ausfall sei für die Niederlage verantwortlich – aber auch Reus hat schon Großchancen liegen lassen. Dennoch ist es natürlich erfreulich, dass der Torjäger am Sonntag wieder zur Verfügung steht.

Einmal mehr macht Reus auch wegen seiner mittelfristigen Zukunft Schlagzeilen. Mehrere Zeitungen wollen erfahren haben, der Jungstar habe sich während seiner Rekonvaleszenz entschieden, Borussia im Sommer zu verlassen. Demnach geht es nur noch um die Frage „Bayern oder Dortmund“. Den Wahrheitsgehalt dieser Behauptungen kann nur Reus selbst bestätigen oder dementieren. Klar ist, dass das permanente Gewese um seine Zukunft Borussia nicht gut tut. Klar ist auch, dass ein früh fest stehender Abschied des wohl besten Spielers seit langem einen unschönen Schatten auf eine bisher doch so schöne Saison werfen würde.

Reus für Bobadilla und Nordtveit für Marx – mehr Änderungen in der Startelf sind nicht zu erwarten. Damit hätte Lucien Favre seine Stammformation wieder beisammen. Igor de Camargo – zu Saisonbeginn noch ein fester Teil der Stammelf, wird wohl auf der Bank sitzen. Dass Favre Patrick Herrmann herausnimmt und Reus wieder auf die Außenposition beordert, ist eher unwahrscheinlich.

Aufstellungen

Borussia: ter Stegen – Jantschke, Stranzl, Dante, Daems – Nordtveit, Neustädter – Herrmann, Arango – Hanke, Reus

Mainz: Wetklo - Pospech, Bungert, Svensson, Fathi - Kirchhoff - Baumgartlinger, Malli, Soto - Allagui, Choupo-Moting

 

SEITENWAHL-Prognose

 

Christoph Clausen: Die Mannschaft hat es verdient, das Fußballjahr 2011 mit einem Sieg abzuschließen. Der gelingt denn auch. 2:0 für Borussia.

Thomas Häcki: Borussia gewinnt mit 2:1

 

Michael Heinen: Ob mit oder ohne Reus. Gegen Mainz wird es kein Selbstläufer, aber es sollte trotzdem gewonnen werden. Mit einem 1:0-Sieg wird die rundum erfolgreiche Hinrunde standesgemäß beendet.

 

Christian Heimanns: Dass Mainz sich nicht von alleine schlägt, haben sie gerade noch in Köln bewiesen. Trotzdem wird Favre den Borussen klar genug mitgeteilt haben, was von der Niederlage in Augsburg zu halten war, damit ein 1:0 Sieg dabei herausspringt.

 

Christian Spoo: Zwei Niederlagen zum Hinrundenende und Pokal-Aus, die Freude über die bisher tolle Saison ware zum Fest nachhaltig getrübt, zumal es der Rückrundenauftakt in sich hat. So kann, darf und wird es nicht kommen. Also schlägt Borussia Mainz mit 2:0.