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Borussia Mönchengladbach steht durch das 0:2 n.V bei Hertha BSC Berlin im Halbfinale des DFB Pokals. Das Spiel war überwiegend glanzlos, aber es lag nicht daran oder an den weiter frostigen Temperaturen, dass die Siegesfreude auf Gladbacher Seite verhalten ausfällt. Der Grund liegt darin, dass Igor de Camargo einen Elfmeter für die Borussia und eine rote Karte für Berlin mit einer eher zweifelhaften Aktion besorgte.


Die Partie begann, freundlich umschrieben, ruhig. Besonders die Gladbacher, die in der gleichen Formation wie in Wolfsburg begannen, schoben das Spiel höchst bedächtig über den Rasen. Allerdings zeigten auch die Berliner wenig Lust, in ihre zweite Heimniederlage gegen die Gäste vom Niederrhein zu laufen und warteten gemächlich ab, was das Spiel wohl so ergeben würde. Bei den Borussen gingen einige Aktionen über den agilen Herrmann, der auch Reus wieder in den Schatten stellte, die Hertha kam zu ein paar nicht sehr aufregenden Möglichkeiten, bis Raffael nach einer halben Stunde in den Gladbacher Strafraum gedribbelt kam und aus guter Position das Aussennetz traf.
Insgesamt war es ein Spiel, dass die Zuschauer mindestens so frieren liess wie der Ostwind. Den Borussen unterliefen vermutlich mehr Abspielfehler als in der gesamten bisherigen Saison und wenn die Berliner das zu gelegentlichen Angriffen nutzten, musste Tony Jantschke, der Erfinder der Überschallgrätsche, seine knallhärtesten Zweikämpfe auf den Rasen bringen.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit standen die Borussen kompakter an der Mittellinie und kamen dem Berliner Strafraum näher. Der erprobte Fußballberichtsleser weiss, dass eine Umschreibung wie "kamen dem Strafraum näher" auch nicht gerade auf einen Sturmlauf schließen lässt, aber immerhin. Das Spiel wurde etwas offener, in der 61. Minute belästigten die Berliner ter Stegen mit Fernschüssen, eine Viertelstunde später kam Bastians zu einer guten Kopfballchance. Favre brachte de Camargo für Herrmann, vielleicht auch um ein wenig körperliche Präsenz in den Berliner Strafraum zu bringen, in dem hohe Flanken zuvor so angebracht waren wie Sommermode. Der Belgier brachte sich direkt auf seine Weise zur Geltung, als er nach einem Solo vor dem Berliner Strafraum zusammenbrach und dafür von Schiedsrichter Brych die gelbe Karte sah. Nur dass de Camargo dieses Mal tatsächlich beim Versuch, am Gegner vorbeizugehen, der Fuß weggetreten worden war, aber er hat sich offenbar bereits einen ordentlichen Ruf erarbeitet. Und das schon vor dem Spiel.

Dennoch hatten die Borussen auf ein Mal Lust, das Spiel innerhalb der regulären Zeit zu entscheiden und nur wenige Minuten später legte sich de Camargo nach einem wundervollen Pass von Hanke frei vor Kraft den Ball zu weit vor; nochmals wenig später verpasste Hanke in der 80. Minute den Ball am Fünfmeterraum nur knapp. Auch die Berliner suchten noch mal ihre Chance und hatten sie in Gestalt von Ronny, der sich in der 90. Minute auf bemerkenswerte Weise selber foulte, als er bei einer aussichtsreichen Chance am Strafraum tief in den Rasen trat. Damit machte er den Alptraum der  Zuschauer wahr, eine Verlängerung bei -5°.

Die Gladbacher waren weiterhin im Spiel und schienen zumindest die grobe Ortung des Hertha-Tores richtig im Navi zu haben, als in der 100. Minute de Camargo und Hubnik  sich nach einem Gladbacher Angriff im Berliner Strafraum in einer verbalen Analyse der vorhergehenden Situation verfingen. Hubnik beging die große Dummheit, auf de Camargo zuzugehen und Zentimeter vor ihm einen Kopfstoß anzudeuten. De Camargo nahm die einfach bescheuerte Einladung an und beging die Unsportlichkeit, sich auf den Boden fallen zu lassen und vor sich hin zu sterben wie der vom Speer in die Schultern getroffene Siegfried. Brych entschied sich für die Tätlichkeit, den Elfer und die rote Karte.

Ja, es machen auch viele andere Spieler. Die meisten, vielleicht. Ja, Borussia hat auch schon einiges auf diese Weise einstecken müssen. Und trotzdem schmeckt ein auf diese Weise erfallener Sieg bitter, vor allem in einer  Saison, in der die Bundesliga taktische und spielerische Lektionen am Niederrhein nimmt.

Daems verwandelte den Strafstoß so sicher wie alle, die er bisher für die Borussia geschossen hat. Die Berliner warfen erwartungsgemäß planlosen Furor in die Wagschaale, kamen aber kaum zu Chancen bis zum farbigen Finale. Nach Reus´ Auswechslung in der 116. Minute bot sich Hanke erneut eine Chance, dann versetzte Ramos in der 119. Minute an der Strafraumgrenze seinen Gegenspieler; Dante und ter Stegen standen einen Moment orientierungslos vor dem Tor und Ramos zielte - knapp am Pfosten vorbei. Für diese große vergebene Chance revanchierte sich Hanke Sekunden später, als er aus 8 Metern mit links den Ball übers Tor hieb. Und dann, in der 122. Minute und am Ende eines reichlich ernüchternden Spiels in arktischer Umgebung, fand Arango noch einmal einen Sternmoment, als er nach einem Sprint in Richtung Berliner Tor den Ball mit der Hacke in den Strafraum legte und der heranrauschende Wendt die Vorlage zum 2:0 nutzte.

Aus. Weiter. Auch gewonnen? Ist ja nur ein Geschäft. Mal sehen, ob Borussias Fans in 10 Jahren sagen werden "Damals, als wir in Berlin im Pokal gewonnen haben" oder doch lieber "Weisst du noch an dem Tag, als Capello zurücktrat".



Aufstellung:


 ter Stegen - Jantschke , Brouwers , Dante , Daems Nordtveit ,Neustädter Herrmann (70. de Camargo) ,Arango, Reus (116. Marx), Hanke (121. Wendt)

Kraft - Morales ,Hubnik , Mijatovic Kobiashvili (80. Ronny) -Niemeyer , Ottl (106. Ramos), Ebert ,Lustenberger (60. Bastians) , Raffael , Lasogga

Tore:

0:1 Daems, 101., Foulelfmeter
0:2 Wendt, 122.

Rote Karte gegen Hubnik in der 100. Minute