Was ist neu?

Der internationale Transferwahnsinn hat in diesem Jahr auch den BVB heimgesucht. Obwohl Watzke es noch im April „völlig ausgeschlossen“ hatte, verließen mit Gündogan, Hummels und Mkhitaryan gleich drei Stars den Verein. Versüßt wurde dies mit Einnahmen von über 110 Mio. €, obwohl die jeweiligen Verträge nur noch ein Jahr gültig gewesen wären. Da der Verein rund 10 Jahre nach seinen Finanz- und Lizenzbetrügereien wirtschaftlich wieder sehr gut aufgestellt ist und über fast doppelt so hohe Einnahmen wie Borussia verfügen kann, wurden die Transfererlöse direkt in den Kader reinvestiert. Wert gelegt wurde dabei auf Nachhaltigkeit - keiner der 8 Neuzugänge ist älter als 25. Vier von ihnen sind hoch veranlagte Talente, die mit Vorschusslorbeeren überschüttet werden. Emre Mor und speziell Raphael Guerreiro deuteten ihr Talent bereits bei der EM an. Mikel Merino sorgte beim Aufstieg von CA Osasuna und mit Spaniens U19 für internationales Aufsehen. Noch mehr trifft dies auf Ousmane Dembélé zu, der als Rechtsaußen bei Stade Rennes in seiner Premierensaison 12 Tore erzielte und mit 19 Jahren zu einem der gefragtesten Talente Europas aufstieg.

Daneben hat sich der BVB mit vier ebenfalls relativ jungen Spieler im Alter von 24-25 verstärkt, die in jungen Jahren den Sprung zu einem Topklub wagten, sich bei Barcelona, Chelsea und Bayern aber nicht durchsetzen konnten. Mario Götze, André Schürrle, Sebastian Rode und Marc Batra erhoffen sich die Chance, beim BVB auf etwas niedrigerem, aber weiterhin europäischem Top-Niveau agieren zu dürfen.

Was passt?

Mit Thomas Tuchel hat der BVB perfekt auf den Abgang von Jürgen Klopp reagiert. Der Kohlenhydrat-Verweigerer hat den Verein zurückgeführt zur zweiten Macht in der Bundesliga. 18 Punkte Vorsprung auf den Dritten aus Leverkusen, aber auch 10 Punkte Rückstand auf den Meister unterstreichen die Sonderrolle, die der BVB einnimmt.

Was fehlt?

Die Abgänge von drei so überragenden Akteuren kann kein Verein kompensieren. Borussen-Fans werden sich an die Saison 12/13 zurückerinnern, als ohne das Rückgrat-Trio Dante/Neustädter/Reus schon Platz 8 als Übergangs-Erfolg zu werten war. Eberl gelang es damals, mit intelligenten Einkäufen das Niveau mittelfristig sogar noch zu steigern. Ein Weg, der den Dortmundern mit ihren viel versprechenden Jungspielern ebenfalls zuzutrauen ist. Für die anstehende Saison gilt aber, dass die absolute Weltklasse der abgewanderten BVB-Stars durch die Neuzugänge nicht kompensiert werden konnte. Gerade in der Defensive scheinen die Verpflichtungen von Rode für Gündogan und Batra für Hummels jeweils eine deutliche Nummer kleiner auszufallen.

Was geht?

Wenngleich einigen der überragenden Talente, wie insbesondere Dembélé und Guerreiro schon in dieser Saison eine tragende Rolle im Team zuzutrauen ist, so wird sich der Rückstand zu den Bayern durch die Veränderungen kurzfristig eher vergrößert haben. Der BVB nimmt dies bewusst in Kauf, um im Idealfall mittelfristig gestärkt aus dem Umbruch hervorzugehen. Für die bevorstehende Spielzeit droht dadurch die Gefahr, dass die aufrüstenden Teams auf den Plätzen 3-7 wieder näher heranrücken und ggf. sogar um die Champions League-Plätze gestritten werden muss. Ein weiteres Jahr in der Europa League wäre problematisch für die eigenen Ansprüche des Vereins, der sich weiterhin als internationales Topteam wahrnimmt. Auch ohne die drei Stars ist der Kader aber stark genug, sodass der BVB als Favorit auf Platz 2 in die neue Saison starten wird.