leipzig neuEs ist jedes Jahr dasselbe. Das Spiel gegen die österreichische Gastmannschaft in der Bundesliga steht an und die Kollegen der SEITENWAHL-Redaktion meinen „Uwe, das ist ja Dein Heimspiel, für den Vorbericht bist Du zuständig …!“ Warum ist das so? Nun, ich bin Ossi, sogar Sachse (wenn auch seit über 30 Jahren da weg und auch nicht aus dem kommenden Spielort), bin gewissermaßen als Zweitverein Anhänger eines der beiden Traditionsklubs aus Leipzig („Schämiee!!!“) und habe in den letzten Jahren in derlei Vorberichten wiederholt zum Ausdruck gebracht, für wie verabscheuungswürdig ich das Gebaren dieses angeblichen „Sportvereins“ halte, gegen den die Gladbacher da am Samstag antreten müssen.

Nun könnte ich zum x-ten Mal in etwa dieselben Aussagen in eine neue, mehr oder weniger unterhaltsame Verpackung bringen. Auf die Dauer wird das aber langweilig und im Grunde könnte ich dann einfach auch die letzten Artikel wieder verlinken. Beschäftigen wir uns also mit etwas Anderem und doch wieder Gleichem:

Die Rolle von Geld im deutschen Fußball hat in den vergangenen Wochen durch die (berechtigten, auch wenn man über die Methoden streiten kann) Fanproteste wieder mehr Aufmerksamkeit erhalten. Nun ist einer der potentiellen Investoren ausgestiegen, was die DFL in die missliche Situation bringt, nur noch einen Partner zu haben und damit von diesem hinsichtlich der Konditionen erpressbar zu sein. Also quasi das Gegenteil der hessischen Koalitionsverhandlungen. Genaue Gründe hört man natürlich nicht, in Wirtschaftsmagazinen wird die grundsätzliche Sinnhaftigkeit des Deals überhaupt hinterfragt. Vielleicht beschäftigt Blackstone aber auch Juristen. Juristen, die ihnen möglicherweise gesagt haben, dass es ein Ritt auf der juristischen Rasierklinge ist, wenn auf der Gesellschafterversammlung einer GmbH eine Mehrheit nur dann zustande kommt, wenn geheim abgestimmt wird, weil man dann nicht feststellen kann, wie ein Gesellschaftervertreter abgestimmt hat, von dem man weiß, dass er eine Weisung seiner Gesellschafterversammlung missachten wird (näheres zu den Vorgängen hier: https://www.kicker.de/hannover-96-ev-erhebt-vorwuerfe-gegen-dfl-996446/artikel) und bei dem man – genau weil man die gegenläufige Weisung kennt –  die Wirksamkeit seiner Stimmabgabe sehr genau prüfen müsste. Statt das zu tun, hat man sich bei der DFL in die bequeme Lage versetzt, es nicht so genau gewusst haben zu wollen. Sowas nennt man im Juristendeutsch „kollusives Zusammenwirken“. Und wenn kollusiv zusammengewirkt wird, helfen in der Regel auch formaljuristische Argumente nicht. Aus Sicht eines Juristen (der bin ich auch) atemberaubend, mit welchem juristischen Sachverstand die DFL da zu Werke geht. Investoren sind Profis und wenn Profis auf durch und durch amateurhaftes Verhalten treffen, gehen in der Regel bei denen die Alarmglocken an.

Nun aber zum Spiel: Gerardo Seoane hat in der Pressekonferenz noch einmal zur sportlichen Entwicklung von Borussia Mönchengladbach Stellung genommen. Die Statements des Trainers unterscheiden sich in ihrem Realismus wohltuend sowohl von der Selbstzufriedenheit einiger Spieler am letzten Wochenende als auch von den Elogen seines Vorgängers. Erfreulich ist, dass es weder Hack noch Jordan schlimmer erwischt hat nach dem Darmstadt-Spiel und dass auch Plea wieder ein bisschen fitter sein wird als noch am letzten Wochenende. Da es gegen den kommenden Gegner mutmaßlich darauf ankommen wird, tief und defensiv sicher zu stehen und wenn möglich schnell zu kontern, böte sich eine Startelf-Chance für einen reinen Franzosensturm mit Ngoumou, Plea und Honorat an.

Beim Gegner herrscht ein bisschen Ernüchterung, worüber ich erfreut bin. Die Ergebnisse haben zuletzt überhaupt nicht gestimmt, den kompletten Januar blieb man sieglos in der Liga, zuletzt gelang vor der Niederlage gegen Real Madrid immerhin ein Unentschieden gegen Augsburg. Man könnte auf die Idee kommen, der aktuelle Übungsleiter der Dosenvertriebler beweise gerade einmal mehr, dass er doch nicht der Welttrainer ist, für den er sich hält bzw. andere ihn halten. Ungeachtet dessen ist natürlich die Mannschaft mit dem vielen Geld am Samstag klarer Favorit – gerade nach den letzten Leistungen der Gladbacher. Lasst uns ihnen zeigen, dass nicht immer das Geld siegt!

Der SEITENWAHL-Tipp:

Uwe Pirl: Seoane gibt den Frontzeck. Kompakt stehen und schnell umschalten. Anders als bei Frontzeck bleibt das aber bei Seoane nicht nur eine Floskel. Deshalb stößt Borussia den Bock um und gewinnt mit 1:0. Und hat am Ende vielleicht sogar was Blechernes in der Hand (sollten die Fans dieses Mal mit echten Münzen werfen).

Thomas Häcki: Leipzig kriselt, nur leider auf höherem Niveau. Und so können die Gastgeber ein niveauarmes 1:0 einfahren.

Christian Spoo: Borussia reißt vorne erneut gar nichts, steht hinten aber recht sicher. Bis auf einmal. 1:0 für die sympathischen Sachsen. (Anm. des Verfassers: Das sind keine Sachsen, Herr Spoo!)

Michael Heinen: Langsam wird es ungemütlich am Niederrhein. Nach dem 1:3 in Leipzig steigt der Druck auf Borussia vor den anstehenden Spielen gegen die Konkurrenz im Abstiegskampf.

Claus-Dieter Mayer: War die Borussia in der Hinrunde noch die Mannschaft mit den torreichsten Spielen bei einem Durchschnitt von 4.1, so ist dieser Wert in der Rückrunde drastisch auf 1.75 gesunken. Auch in Leipzig gibt es kein Spektakel, sondern Gladbach parkt den Bus und verwertet seine eine gute Chance beim glücklichen 1:1.