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Für den begeisterten Cineasten dürfte 2011 ein wohl eher müdes Jahr werden. Betrachtet man die zum Jahreswechsel gängigen Film-Vorschauen, drängt sich die Frage auf, ob den Produktionsstudios in Hollywood langsam die Ideen ausgehen. In 2011 dominieren Remakes („Der Marshal", „Tron"), die x-ten Comic-Verfilmungen aus dem Hause Marvel („Green Lantern", „Captain America") sowie Fortsetzungen vergangener erfolgreicher Streifen („Pirates of the Caribbean IV", Hangover II"). Im Dezember werden wir dann schließlich mit „M:i-4", der vierten Folge der „Mission: Impossible"-Reihe, beglückt. Auch das Mönchengladbacher Produktionsstudio Borussia möchte sich diesem Trend nicht entziehen. An diesem Wochenende präsentieren sie dem interessierten Publikum mit „Mission: Impossible 2 – Die Auferstehung" die Fortsetzung des überaus erfolgreichen Streifens aus 2009.

Die Story ist so einfach wie banal. Böse Mächte in Form von Schiedsrichtern und Verletzungspech haben ganze Arbeit geleistet die Borussia an den Rand der Vernichtung gebracht. Die Lage erscheint hoffnungslos. Die Fohlen, welche am Ende von Teil eins zu einem richtigen Team zusammengewachsen waren, sind in eine schwere Identitätskrise gestürzt. Wieder soll das Auftauchen von neuen Superhelden die prekäre Situation retten. Doch wird dieses Unterfangen erneut gelingen? Produzent Max Eberl hat tief in die Trickkiste gegriffen, um auch die Fortsetzung zu einem echten Erlebnis zu machen. Nie war der Rückstand so hoch, die Gegner so zahlreich und die Situation so ausweglos. Dabei werden wir auf einige Helden aus dem ersten Teil verzichten müssen. Tomas Galasek („Mister Invisible") konnte für einen erneuten Dreh nicht gewonnen werden. Ob Paul Stalteri zumindest für einen Kurzauftritt gewonnen werden kann, ist derzeit mehr als fraglich. Auch vom Hauptdarsteller aus Teil eins, Logan Bailly, dürfte allenfalls ein Gastauftritt zu sehen sein. Freuen darf sich aber vor allem das weibliche Publikum auf Mr. Charming Dante. Der Herzensbrecher mit der lockigen Haarpracht hat seine Teilnahme bereits zugesagt. Die „Fantastic Four" wurde also auseinandergerissen. Dafür werden einige neue Charaktere zu bewundern sein. Mike Hankes Comeback wird ebenso mit Spannung erwartet wie der Auftritt des international bekannten österreichischen Mimen Martin Stranzl.

 

Während „Mission: Impossible I" den Glauben an sich selbst und das Zusammenwachsen zu einer Sicherungs-Einheit thematisierte, werden im zweiten Teil die Gegner mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Und diese sind wiedermal zahlreich. Neu ist das Auftreten des neuen Superschurken VfB Stuttgart, dem die Borussia in ihrem Kampf hoffnungslos unterlegen zu sein scheint. Doch auch andere Gegner machen den Fohlen das Leben schwer. So beginnt „Mission: Impossible II" direkt mit einem Knaller, dem Zusammentreffen mit einem alten Bekannten: Dem Club. Die Franken empfangen die Borussen auf ihrem Terrain – das heißt zum einen in der Stadt des Christkindl-Marktes, zum anderen aber eben auch im Abstiegskampf, welchem sie stetig beiwohnen. Nachdem man zweimal denkbar knapp die Relegation für sich entscheiden konnte, möchte man den Klassenerhalt diesmal frühzeitig sichern. Die Hinrunde hat diese Hoffnungen bestätigt. Mit 22 Punkten steht man im Niemandsland der Tabelle und konnte mit sieben Punkten Abstand sowohl auf die Abstiegsränge als auch auf die Europapokalplätze relativ entspannt in die Winterpause gehen. Im Gegensatz zur Borussia profitiert man dabei von seiner Heimstärke. Fünf Heimsiege hat man bereits auf der Habenseite, ein Wert, der für die Fohlen kaum noch zu erreichen ist. Unschlagbar ist man aber auch zu Hause nicht, wie die Siege von Freiburg und Kaiserslautern zeigen. Der Weg zum Klassenerhalt geht nicht nur, aber eben auch über Nürnberg. Wichtig ist ein erfolgreicher Beginn besonders für Regisseur Michael Frontzeck. Seine Inthronisierung als Verantwortlicher für „Die Auferstehung" wurde von vielen Fans kritisch gesehen. Ein guter Start würde sicherlich helfen, seine Kritiker zumindest vorübergehend zum Schweigen zu bringen.

Der Bösewicht aus Nürnberg

Bemerkenswert an den Nürnbergern ist, dass sie in dieser Spielzeit kaum bemerkenswert sind. In der vergangenen Saison präsentierten sich die Franken als zusammen gewürfelter Haufen in der hinten Raphael Schäfer das schlimmste verhinderte und vorne Albert Bunjaku mit Toren half. Ob Schäfer wieder das schlimmste verhindern kann, ist noch offen. Der Keeper laboriert derzeit an einem Muskelfaserriss, der Einsatz könnte noch zu früh kommen. Bunjaku ist aufgrund seines Knorpelschadens ganz sicher nicht dabei. Trainer Dieter Hecking ist es gelungen, ein funktionierendes Team zu formen. Und mehr! Die Franken haben nach Jahren wieder ein Team mit Zukunft. Die Defensive ist dabei der erfahrenste Teil der Mannschaft. Verzichten muss der Abwehrverbund um die Außenverteidiger Judt und Pinola sowie Abwehrchef Wolf allerdings auf den Ex-Hoffenheimer Per Nilsson, der durch einen Innenbandanriss außer Gefecht gesetzt wurde. Mit Dominik Maroh steht ein junger Wilder bereit, ihn zu ersetzen.

 

Timmy Simons hält vor der Abwehr de Fäden in der Hand und ist der Stratege im Team. Der Rest ist Jugendstil. Um den Routinier hat sich eine Rasselbande etabliert, die frisch und frei erfolgreicher spielt, als die meisten Mannschaften der Vorjahre. Der gegen Gladbach fehlende Mike Frantz mit 24 Jahren und Christian Eigler (27) sind die erfahrensten Kräfte. Gündogan (am Samstag verletzungsbedingt ebenfalls nicht dabei), Ekici, Schieber, Hegeler oder Mak sind hingegen alle Anfang zwanzig. Jugend ist allerdings auch nicht in Nürnberg alles. Besonders im Angriff macht sich die mangelnde Erfahrung bemerkbar. Julian Schieber, der als Leihgabe aus Stuttgart kam, spielt oft genug im Angriff den Alleinunterhalter. Wird er ausgeschaltet, präsentieren sich die Franken meist ungefährlich.

Der Held aus Mönchengladbach

Der erste Neuzugang im Winter hieß Mike Hanke. Ein Stürmer? Nicht nur Borussenfans rieben sich verwundert die Augen. Hatte man denn in Mönchengladbach nicht verstanden, dass das Problem vornehmlich in der Abwehr zu suchen sei? Falsch! Die Verpflichtung von Hanke ist bei genauerer Betrachtung logisch. Zugegeben, grade zu Beginn der Saison hatte man sich mit Igor de Camargo und Mo Idrissou in der Offensive verstärkt. Da nach der erfolgreichen letzten Spielzeit der Sturm allgemein als primäres Problemfeld erkannt wurde, machten diese Transfers auch Sinn. Nicht rechnen konnte man allerdings mit der Tatsache, dass die Lernkurve eines Raul Bobadilla gegen Null tendierte. Ob der Argentinier noch einmal das Trikot der Borussia tragen wird, ist nach derzeitigem Stand zumindest fraglich. Zudem entwickelte sich Mo Idrissou im Verlauf der Saison vom „Super-Typ" zum „Enfant terrible". Inwieweit dies wirklich dem Charakter des Kameruners entspricht, ist sicherlich diskutabel. Fest steht aber, dass er sich mit seinem unglücklichen Interview in einem Boulevardblatt einen Bärendienst erwiesen hat. Davon abgesehen kann man auch seinen Leistungseinbruch kaum ignorieren. Gelingt es Idrissou, seinen offensichtlichen Frust in Leistung umzumünzen und an die ersten Spiele anzuknüpfen, wird er ganz sicher ein wertvolles Mitglied der Mannschaft sein. Darauf in der derzeitigen Situation zu spekulieren wäre allerdings fahrlässig. Daneben wurde bei Igor de Camargo deutlich, dass seine Stärken mehr als hängende Spitze zum tragen kommen. Als Stoßstürmer enttäuschte er bislang. Mike Hanke ist aber genau solch ein Stürmertyp. In einem System mit zwei Stürmern würde also auch de Camorgo – zumindest theoretisch – profitieren. Dass Hanke daneben ablösefrei kam, zeigt, allen Unkenrufen zum Trotz, eine umsichtige Transferpolitik.

Über die Notwendigkeit eines Innenverteidigers wurde hingegen nicht diskutiert. Zu offensichtlich waren die Schwächen bei der „Schießbude der Nation". Mit Martin Stranzl konnte ein erfahrener Vertreter dieser Zunft gewonnen werden. Auch hinsichtlich der Ablöse war das Risiko dieses Transfers kalkulierbar. Stranzl dürfte zunächst gesetzt sein, auch deshalb, weil der Genesungsprozess von Abwehrchef Dante noch nicht abgeschlossen ist und Roel Brouwers erneut mehrere Wochen wegen einer Knieverletzung ausfällt.

Nicht behoben wurde das Problem des defensiven Mittelfelds. Weder Bradley noch Marx schafften es, die Defensive hinreichend zu entlasten. Erst als mit Neustädter ein weiterer „Abfangjäger" installiert wurde, der Bradleys und Marxs Offensivausflügen absicherte, zeigte sich der Defensivverbund etwas stabiler. Die Lösung kann dies aber nicht sein, da drei zentrale Mittelfeldspieler einfach einer zuviel sind. Zwar sind sowohl Marx als auch Bradley gestandene Bundesligaspieler. In der Defensive funktioniert ihr Zusammenspiel allerdings nicht. Wurde dies in der letzten Saison noch weitestgehend durch Dantes Defensivverständnis kompensiert, fehlt dieser nun an allen Ecken und Enden. Nordtveit wird dieses Problem wohl kaum lösen können. Er ist allenfalls ein Perspektivspieler, der noch Zeit zu Entwicklung benötigt – und wegen Brouwers’ Verletzung womöglich ohnehin zunächst im Abwehrzenturm gebraucht wird. Sich nicht im defensiven Mittelfeld verstärkt zu haben könnte die Borussia am Ende teuer zu stehen kommen.

Mit dem Bekenntnis zu Michael Frontzeck geht der Verein zudem einen bemerkenswerten Schritt. Es dürfte wohl nur wenige Beispiele im Profifußball geben, in denen ein Verein nach einer derartigen desaströsen Hinrunde an seinem Trainer festhielt. Hieraus entspringt natürlich auch ein immenser Erfolgsdruck. Es ist von enormer Wichtigkeit, bereits in den ersten Spielen erfolgreich zu sein. Gelingt dies nicht, ist es wohl kaum noch möglich, dass für den Klassenerhalt nötige Selbstvertrauen in den Köpfen der Spieler zu manifestieren. Fußball wird eben nicht nur in den Füssen, sondern zu einem großen Teil auch in den Köpfen entschieden. Nur wenn der Glaube an die eigene Stärke zurückkehrt, wird auch der zweite Teil der Mission Impossible mit einem Happy End enden.

 

 

Aufstellungen

Borussia: Heimeroth – Levels, Stranzl, Nordtveit, Daems – Bradley, Marx – Idrissou, Reus – de Camargo, Hanke

Regie: Michael Frontzeck

Nürnberg: Ochs – Pinola, Wolf, Maroh, Judt – Simons, Cohen, Ekici, Hegeler – Schieber, Eigler

Regie: Dieter Hecking

SEITENWAHL-Prognose:

Christoph Clausen: Die Winterpause bot nicht viel Zeit, aber um ein bisschen Optimismus aufzutanken, reichte es. 270 Testspielminuten ohne Gegentor, auch gegen direkte Konkurrenten, und ein im Wintercup erfreulich präsenter Martin Stranzl liefern zusätzlichen Treibstoff. Also: Auswärtssieg! 1:0.

Thomas Häcki: Ein Sieg wäre ein Hoffnungsschimmer, eine Niederlage zu Beginn eigentlich schon das Aus. Das 1:1 in Nürnberg ist zuwenig zum leben, aber ganz sicher nicht zuviel um zu sterben.

Christian Heimanns: Zu Anfang kleine Schritte: Nicht mehr Tore kassieren als wir schießen. Mit einem 2:2 in Nürnberg wird dieses Zwischenziel erreicht.

Michael Heinen:Borussia hat sich neu aufgestellt und beginnt in Nürnberg engagiert. Am Ende reicht es aber wieder nicht. Nach der erneuten 1:2-Niederlage setzt man sich noch stärker am Tabellenende fest.

Christian Spoo: Die Hoffnung in der Anhängerschaft hält sich in Grenzen und die Skeptiker werden noch bestärkt. Nach der 0:2-Niederlage bricht die mühsam unter Kontrolle gehaltene Debatte wieder lautstark auf. Die Gladbach-Tea-Party der Fundamentaloppositionellen wird weiter Zulauf bekommen.