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In den ersten 6 Spielen bot Borussia ein zuverlässiges Bild ab. Unglückliche Auswärtsniederlagen gegen undankbare Gegner wechselten sich ab mit deutlichen Heimsiegen gegen schwache Gäste. Diese Serie wurde in der vergangenen Woche erstmals durchbrochen, als die Mannschaft beim 2:2 in Augsburg zwar die schwächste Saisonleistung bot, aber dennoch fast den ersten Auswärtsdreier eingefahren hätte. Mit dem BVB wird jetzt ein Gegner im Borussia-Park erwartet, der ein ganz anderes Kaliber darstellt als Hannover, Bremen und Braunschweig zuletzt. Ein weiterer Heimsieg, geschweige denn mit 3 Toren Unterschied, erscheint da leider höchst unwahrscheinlich.

Gemeinsam mit dem FC Bayern bildet der BVB inzwischen in Deutschland eine Klasse für sich, an die kein anderer Verein ernsthaft heranragt. Sportlich und finanziell pirscht man sich immer mehr an das Vorbild aus München heran. Und auch in Sachen Lobbyarbeit zieht der BVB zunehmend mit dem großen Rivalen gleich. So wird aktuell Bundestrainer Joachim Löw medial bearbeitet, der es gewagt hatte, Marcel Schmelzer und Mats Hummels für ihre indiskutablen Leistungen in den vergangenen Länderspielen zu kritisieren.

Duell der Torhüter

Nutznießer dieser Debatte könnte Torhüter Roman Weidenfeller sein, dessen hervorragende Leistungen im Verein vom Nationalcoach jahrelang kießlingesk ignoriert wurden. An den Argumenten, dass es in Deutschland eine Reihe nicht minder starker, aber dafür deutlich jüngerer Torhüter gibt, hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert. Eine Nominierung des BVB-Keepers wäre daher ein Einknicken vor dem öffentlich erzeugten Druck, der ausgerechnet zu Lasten des Gladbacher Schlussmanns ging. Denn auch Marc-André ter Stegen spielt bislang eine tadellose Saison  und wird am Samstag im direkten Vergleich mit Weidenfeller beweisen können, dass die Zukunft ihm gehört.

Gelegenheit dazu wird ihm vermutlich mehr als genug geboten werden, denn das Offensivspiel des BVB läuft mit 21 Toren aus den ersten 7 Ligaspielen auf Hochtouren. Die 19 Punkte sind nicht nur durch das leichte Auftaktprogramm zu erklären. Die Elf von Jürgen Klopp, die in dieser Woche den SC Freiburg 5:0 und Olympique Marseille 3:0 abgefertigt hat, scheint sogar noch stärker zu sein als in den vergangenen Jahren. Henrikh Mkhitaryan hat sich auf Anhieb ins harmonische Mannschaftsgefüge eingefügt und muss für seine präzisen Pässe in die Schnittstellen gefürchtet werden. Der pfeilschnelle Aubameyang wiederum sorgte gleich im ersten Ligaspiel in Augsburg mit einem Dreierpack für Aufsehen. Seine anschließende Ladehemmung beendete zuletzt Rene Adler, der zwei haltbare Schüsse des Gabuners durch die Finger rutschen ließ. Wenngleich dies die 5 Saisontore ein wenig relativiert, so ist unstrittig, dass Aubameyang den BVB noch unberechenbarer macht und hervorragend in das Hochgeschwindigkeitsspiel von Jürgen Klopp passt.

Überlegenheit auch in der Breite

Die Dortmunder Dominanz ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass mit Piszczek, Schmelzer, Kehl und Gündogan die etatmäßigen Außenverteidiger sowie zwei  deutsche Nationalspieler für die 6er-Position verletzungsbedingt ausfallen. Vor dem Hintergrund, wie die Herren Großkreutz, Durm, Bender und Sahin diese Lücken ohne erkennbaren Qualitätsverlust schließen, wirken die Aussagen von Jürgen Klopp umso absurder, dass Borussia angeblich über eine größere Breite verfügen solle als der auch hier leider um Längen überlegene BVB. Es steht außer Frage, dass sich in Mönchengladbach einiges zum Guten gewendet hat. Anders als noch vor wenigen Jahren kann Favre inzwischen tatsächlich auf mehr als nur 13-14 brauchbare Bundesliga-Spieler zurückgreifen, die den Konkurrenzkampf anfachen. Wie nicht nur die Erfahrungen aus Darmstadt und Dresden zeigen, geschieht dies aber auf einem ganz anderen Qualitätsniveau als in Dortmund, wo neben einer Fülle hochkarätiger Stars mit Sarr, Durm, Hofmann und Ducksch eine Handvoll herausragender Jungspieler parat stehen. Schon in der Jugendarbeit spielt heutzutage nämlich das Geld die entscheidende Rolle, so dass die vielversprechendsten Talente schon in jungen Jahren vornehmlich zu den großen Klubs wechseln. So verpflichtete der BVB z. B. noch vergangene Woche ein 15jähriges polnisches Talent, dessen Name Ostaszewski für einen Dortmunder Neuzugang überraschend wenige Konsonanten aufweist.

Zeit zum Wechsel?

Bei der Borussia darf erstmals in dieser Saison mit Spannung auf die Aufstellung geblickt werden, was wir bereits gestern an dieser Stelle taten. Offen ist insbesondere, ob Hrgota den zuletzt schwächelnden Herrmann ersetzen wird. Da es zuhause aber zuletzt in bewährter Formation hervorragend funktionierte, ist am wahrscheinlichsten, dass einzig Granit Xhaka nach abgesessener Gelbsperre für Havard Nordtveit in die Startelf zurückkehrt. Der Schweizer sollte sich dann aber - genau wie seine defensiven Kameraden - weniger Fehler erlauben als in den vergangenen Wochen. Präsentiert sich Borussias Abwehr nämlich in der Form der vergangenen Wochen, so könnte dies am Samstag ein böses Ende nehmen. Nicht auszumalen, wie Reus, Lewandowski und Co. mit den Mängeln der Gladbacher Hintermannschaft umgehen, die schon von Augsburg, Braunschweig und Hoffenheim ausgenutzt werden konnten.

Statistiken machen Mut

Zum Glück läuft der Fußball aber nicht immer in logischen Bahnen ab und ausnahmsweise einmal schöpft Borussia Mut aus der Statistik. Erinnert sei nur an das vergangene Jahr, als der BVB in ähnlich überragender Form in den Borussia-Park reiste und vorab nur über die Höhe des Auswärtssieges diskutiert wurde. Oder im Jahr zuvor, als Borussia angesichts des Ausfalls von Marco Reus als chancenlos galt. In beiden Fällen ertrotzte sich Borussia ein verdientes 1:1, nachdem 2011 im Fast-Abstiegs-Jahr sogar ein überlebenswichtiger 1:0-Sieg gegen den Deutschen Meister eingefahren worden war. 6 der letzten 11 Heimspiele gegen den BVB wurden gewonnen, nur 2 Partien gingen in diesem Zeitraum verloren.

Der BVB wiederum konnte die letzten 3 Pflichtspiele auswärts in regulärer Spielzeit nicht gewinnen und hat sich bereits im vergangenen Jahr nach CL-Gruppenspielen als anfällig erwiesen. 2 der 6 Partien gingen da verloren, ein weiteres endete Unentschieden. Auch der einzige Punktverlust der bisherigen Spielzeit resultierte aus der Partie im direkten Anschluss an die Fahrt nach Neapel. Wer vor dem Hoffenheim-Spiel die Statistik verfluchte, darf am Samstag also umso optimistischer auf die Partie gegen einen Lieblingsgegner der Borussia blicken. Fernab aller Statistiken wird dieses Mal aber nicht nur Lucien Favre bestätigen, dass die anstehende Aufgabe seiner Elf "sehr schwäähr" werden wird.

Borussia: ter Stegen - Jantschke, Stranzl, Dominguez, Wendt - Kramer, Xhaka - Herrmann, Raffael, Arango - Kruse

Dortmund: Weidenfeller - Grokreutz, Subotic, Hummels, Durm - Bender, Sahin - Reus, Mkhitaryan, Blaszczykowski - Lewandowski

SEITENWAHL-TIPPS

Michael Heinen: Ich schwanke zwischen einem 2:2 und 2:3. Grundsätzlich bin ich ein Freund der Statistik und daher fast geneigt, ein (torreiches) Unentschieden als wahrscheinlichstes Endresultat zu sehen. Insgesamt überwiegt aber doch die Skepsis, dass die Unterschiede in der Bundesliga durch die wettbewerbsverzerrenden Champions-League-Zahlungen bereits zu gewaltig geworden sind, so dass ich mich auf eine knappe Niederlage festlege.

Christoph Clausen: Die Borussen-Abwehr ist aktuell nicht in der Verfassung, um die Dortmunder Angreifer in Schach zu halten. So sehr es schmerzt: Der BV 09 siegt mit 3:1.

Christian Heimanns: Wunsch: Die Heimstärke und das das gekonnte Offensivhandwerk der Gladbacher Borussen werden den Dortmundern schon zeigen, dass auch diese Saison nicht ohne Gegentore abgeht. Realität: So wird es kommen. Trotzdem lässt sich der Dortmunder Sturm bei allem Bemühen nicht einfach weglästern und am Ende steht ein 2:3.

Christian Spoo: Borussia trifft zum falschen Zeitpunkt auf den BVB. Die verunsicherte Hintermannschaft hat dem schlecht beratenen Baldbayern, dem Armenier mit dem komischen Namen und dem Mann, mit dem wir längst Meister wären, nichts entgegenzusetzen. Da helfen auch unsere eigenen Offensivzauberer nicht. Immerhin gibts viele Tore. 2:4.

Thomas Häcki: Es wird schwer. Es ist kaum vorstellbar, dass die Dortmunder Offensive die Gladbacher Defensivschwächen nicht ausnutzt. Auf der anderen Seite scheinen die Fohlen derzeit zu Hause besonders motiviert zu sein. 2:2

Christian Grünewald: Es wäre schon ein wenig überraschend, würde die echte Borussia aktuell ob der eigenen Defensivprobleme und der Offensivstärke des BVB weniger als zwei Gegentore fressen. Zugleich ist man selber zuhause stets für den ein oder anderen Treffer gut. Auch ich setze daher auf ein torreiches Spiel, das leider mit 2:4 an den Gegner geht.