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Zwei aufeinanderfolgende Heimspiele sind in der Bundesliga immer eine besondere Situation. In Krisenzeiten erhofft man sich dadurch nicht selten die bitter nötige Wende, ist man aber ohnehin auf einem Höhenflug, kann man sich auf die nächste Aufgabe sogar freuen. Bei Borussia ist derzeit eindeutig letzteres der Fall – fünf Liga-Siege in Folge hat man am Niederrhein lange nicht gesehen, die Heimbilanz ist schon jetzt mehr als nur rekordverdächtig.

Gegen Freiburg agierte man dabei mit einer Geduld und Abgeklärtheit, die selbst in der Favre-Ära bisher ihres Gleichen suchte. Da passt es dramaturgisch perfekt, dass nun mit Schalke 04 ein Gegner zu Gast ist, über den man sich sogar als ernstzunehmender Champions League-Anwärter profilieren kann. Borussia ist am Drücker, zumal der Gegner Rätsel aufgibt – wie stark ist die angeschlagene Mannschaft aus Gelsenkirchen?

Eine Sphinx namens Schalke

Es fällt wirklich schwer, diese Schalker im Herbst/Winter 2013 einzuschätzen. Nach einem schwachen Saisonstart schien mit Kevin-Prince Boateng zunächst auch der Erfolg verpflichtet worden zu sein, doch immer wieder gibt es Rückschläge, die nicht so recht zu dem freimütig erklärten Selbstanspruch einer Spitzenmannschaft passen. Die letzten beiden Wochen dienen dabei als Paradebeispiel:

Zunächst verspielte man in Frankfurt eine Zwei-Tore-Führung, um in den Schlussminuten doch noch glücklich zum Ausgleich zu kommen. In der Champions League enttäuschten die Knappen mit einem uninspirierten Auftritt beim 0:0 in Bukarest. Im nächsten Bundesliga-Heimspiel fuhr man ein ungefährdetes 3:0 gegen (erneut harmlose) Stuttgarter ein, nur um drei Tage später mit einer grausigen Vorstellung gegen Hoffenheim (1:3) aus dem Pokal zu fliegen.

Die letzten Ergebnisse passen zu dem Eindruck, den S04 auch im Spiel selbst hinterlässt. Immer wieder blitzt vor allem bei Offensiv-Akteuren wie Draxler, Farfan, dem jungen Max Meyer oder dem zum Heilsbringer stilisierten Boateng die große individuelle Klasse auf, ganze Spiele wurden durch Aktionen dieses Quartetts entschieden. Mannschaftlich gesehen hakt es dagegen an vielen Stellen – hinten ist man besonders über die Flügel und bei Ecken anfällig, vorne fehlt die notwendige Balance und Eingespieltheit, um konstant erfolgreich zu sein.

Königsblauäugige Transferpolitik

Wohlgemerkt, Schalke 04 ist Fünfter der Tabelle und hat nur 4 Punkte weniger als Borussia – aber man könnte zuweilen den Eindruck bekommen, dass diese Mannschaft bei aller Finanzstärke nicht mit allergrößter Sorgfalt zusammengestellt wurde.

SEITENWAHL hatte den Schalkern im Bundeligacheck viel Mut attestiert, dass „Eigengewächs Max Meyer (17) und der nach langem Hick-Hack aus Bochum gekommene Leon Goretzka (18 Jahre) nicht etwa als Perspektivspieler den Kader auffüllen, sondern sofort eine wichtige Rolle auf dem Platz einnehmen [sollen]“. Doch zu diesem Zeitpunkt war Huntelaar noch fit, ein Michel Bastos noch im Kader und dem (derzeit verletzten) Goretzka wurden weitaus weniger Anpassungsschwierigkeiten vorausgesagt, als am Ende deutlich wurden. So litt vor allem Julian Draxler bis zur Verpflichtung des „Prinzen“ sichtlich an der Überforderung, mit 19 Jahren das gesamte Offensivspiel auf den Schultern tragen zu müssen.

Die anderen, bisher sehr enttäuschenden Neuzugänge Felipe Santana (man hatte es fast geahnt) in der Innenverteidigung und der offensive Christian Clemens werden offenbar kaum gebraucht, dafür fehlt ein Stürmer, der den schwankenden Huntelaar-Ersatz Adam Szalai unter Druck setzen könnte. Ob der schon ausgemusterte Obasi nach seiner langen Verletzung dafür in Frage kommt, darf bezweifelt werden.

Angeschlagen zur Standortbestimmung

Und jetzt kommt es also zum richtungsweisenden Duell zwischen der Mannschaft, die unbedingt in die Top 4 will (und mit Blick auf den enormen Schuldenberg auch muss) und jener vom Niederrhein, die dort derzeit recht souverän platziert ist. Trainer Jens Keller, eher von der ruhigen Sorte und auf Schalke vielleicht auch deshalb nie unumstritten, kündigte dafür nach der Blamage unter der Woche harte Konsequenzen an.

Inwieweit diese personell ausfallen werden, ist jedoch unklar – große Verletzungsprobleme, vor allem im Defensivbereich, lassen nicht viele Ausrufezeichen zu. So könnten Spieler wie Jones, Fuchs oder Uchida, allesamt unter der Woche Totalausfälle und in dieser Saison bisher nur selten überzeugend, auch gegen Borussia in der Mannschaft bleiben. Vor allem die langen Ausfälle von Aogo und Höger (beide mit Kreuzbandriss), zwei der Garanten für Schalkes starke Punkteausbeute im September und Oktober, wiegen schwer.

Selbst der nicht immer sichere Timo Hildebrand wird als Schlussmann vermisst, sein Vertreter, der nicht immer sichere Ralf Fährmann patzte bereits im Pokal. Möglicherweise erhält nun sogar der dritte Mann, der nicht immer sichere Lars Unnerstall, seine Chance im Tor der Königsblauen. Schalke hat auch ein Torwartproblem...

Eine Startelf von S04 nach einer solchen Pleite vorauszusagen wird somit nicht einfach. Möglicherweise wird sich Keller in Anbetracht der Heimstärke Borussias gegen einen klassischen Mittelstürmer entscheiden und zunächst eine Defensivvariante wählen – Boateng könnte dabei erneut als „falscher Neuner“ spielen, unterstützt von Draxler, Meyer und Farfan.

Borussia: Bitte einfach weiter so!

Mit welcher Formation auch immer: Wenn es nicht gerade zu einer überraschenden Trotzreaktion kommt, darf bezweifelt werden, dass sich diese Schalker Mannschaft derzeit in der Form für ein echtes Topspiel befindet. Umso mehr ist es an Borussia, die eigene Stärke der letzten Wochen zu demonstrieren und in gewohnter Manier über das Kombinationsspiel zum Erfolg zu kommen. Dass dieses Vorhaben in der gleichen Formation wie zuletzt angegangen wird, versteht sich vorbehaltlich kurzfristiger Ausfälle mittlerweile fast von selbst.

Voraussichtliche Aufstellungen:

Borussia: ter Stegen – Korb, Jantschke, Stranzl, Wendt – Kramer, Xhaka – Arango, Herrmann – Raffael, Kruse

Schalke: Fährmann (Unnerstall) – Uchida (Hoogland), Höwedes, Matip, Kolasinac (Fuchs) – J. Jones (Felipe Santana), Neustädter – Farfan, K.-P. Boateng, Draxler – Szalai (M. Meyer)

 

SEITENWAHL-Tipps:

Christian Grünewald: Gemessen an den Vorleistungen beider Teams geht Borussia als Favorit in dieses Spiel. Hält man dem Druck stand und kann die Leistungen der letzten Wochen konservieren, dann reicht das für einen 2:0-Heimsieg.

Christian Spoo: Der Tiefschlag gegen Hoffenheim wurde von Borussias Fans großenteils mit Schadenfreude aufgenommen - welch ein Fehler. Schalke wacht zur Unzeit auf und beendet unsere schöne Serie. 1:2.

Christoph Clausen: Es wäre wunderbar, wenn die Heimserie mindestens noch bis Ende Dezember anhält. Ich fürchte aber, dass sie mit einem 2:2 gegen Schalke reißt.

Christian Heimanns: Alles kann, nichts muss: Gegen einen so unberechenbaren Gegner wie Schalke ist jeder Tipp erlaubt. Da ich mich hier mal festlegen muss, sage ich voraus, dass die Schalker Verletztenliste das Spiel entscheidet: 2:1 für die Borussen.

Thomas Häcki: Jede Serie muss einmal zu Ende gehen. Es gibt halt gute Zeiten, schlechte Zeiten. Gegen Schalke ist dies aber noch nicht der Fall und so freuen sich die Borussen über einen 4:1-Erfolg.

Michael Heinen: Borussia schlägt den FC Schalke 04 mit 2:1. Nicht nur weil es daheim in dieser Saison so gut läuft, sondern weil man ganz einfach die bessere Mannschaft hat. Klingt komisch, ist aber so.