Wohin geht der Weg? Das fragen sich vor dem Mittwochspiel im Borussia-Park beide Kontrahenten. Für Borussia heißt die Frage: Kann die Mannschaft den Anschluss an Hertha BSC und damit an die Champions-League-Plätze halten, oder geht es im Rest der Saison vornehmlich darum, überhaupt einen Platz im internationalen Geschäft zu ergattern. Für den VfB Stuttgart geht es um noch mehr. Die Schwaben haben auf die Europa-League-Plätze genau so viel Abstand wie auf die Abstiegszone. Ein Sieg in Gladbach und Stuttgart würde das Thema Abstieg mehr oder weniger abhaken können. Eine Niederlage und der Blick würde zunächst wieder vornehmlich nach unten gehen. Im Fokus stehen am Mittwoch abend in Mönchengladbach aber auch die Trainer. Beide haben ihre Mannschaft in schwerer Not übernommen, waren zunächst nur als Interimslösung gedacht und verdienten sich durch zählbaren Erfolg feste Arbeitsverträge. 

Was André Schubert nach seiner Amtsübernahme in Mönchengladbach geschafft hat, das gelang Jürgen Kramny so ähnlich in Stuttgart. Er übernahm die Mannschaft am Tabellenende und führte sie nach oben. Acht Mal hintereinander blieb der VfB ungeschlagen, bis es am vergangenen Wochenende gegen Hannover eine völlig unerwartete Heimniederlage setzte. Allerdings sind die Methoden der Trainer äußerst verschieden. Während Schubert in Gladbach eine Handbremse lösen musste und der bis dahin ängstlich wirkenden Mannschaft eine Offensivkur verpasste, hatte Stuttgart das gegenteilige Problem. Trainer Alexande Zorniger verkörpert „Schubert-Fußball“ in Reinkultur. Mehr noch als der Gladbacher Trainer stand Zorniger für Spektakelfußball, bei dem das Toreschießen deutlich höheren Stellenwert genießt, als das Toreverhindern. Kramny stellte nach seiner Inthronisierung die Balance wieder her, seine Mannschaft ist nicht mehr so anfällig, wie sie es unter Zorniger war. So sicher ist sich der Stuttgarter Trainer, dass er seine Mannschaft trotz des Negativerlebnisses gegen Hannover vermutlich nicht stark umkrempeln wird. „Wir gehen unseren Weg weiter“ gab Kramny zu Protokoll, er äußerte Respekt vor Borussias „Wahnsinnsoffensivabteilung“, ließ aber auch durchblicken, dass ihm die Abwehrschwäche der Schubert-Mannschaft nicht verborgen geblieben ist. In Stuttgart werden jetzt verstärkt Tempovorstöße geübt – ein Mittel, mit dem die hoch stehende Gladbacher Defensive in den vergangenen Wochen immer wieder recht einfach zu übertölpeln war. Für die Offensiv- und Kreativabteilung der Stuttgarter gibt es am Mittwoch Verstärkung. Der gegen Hannover gelbgesperrte Daniel Didavi ist wieder an Bord und wird mit Sicherheit auch in der Startelf stehen.

Bei Borussia kehrt ebenfalls ein wichtiger Mann nach Sperre zurück. Lars Stindl dürfte seinen Startplatz sicher haben. Thorgan Hazard, der in Augsburg keinesfalls schlecht spielte, aber schlecht zielte, könnte wieder auf den rechten Flügel rücken. Dort konnte Ibo Traoré nicht überzeugen, auch André Schubert attestierte ihm Mängel im Defensivverhalten. Patrick Herrmann ist vorerst nur ein Kandidat für Kurzeinsätze. Dass André Hahn seit heute wieder im regulären Training ist, ist erfreulich, für das Stuttgart-Spiel aber irrelevant. Auf anderen Positionen gibt es für André Schubert wenig Anlass, das Personal zu tauschen. Den in Augsburg nur mäßigen Havard Nordtveit durch Martin Hinteregger zu ersetzen, wäre möglich. Allerdings gibt es keine Indizien dafür, dass Hinteregger so viel besser wäre. Außerdem wäre es angesichts des andauernden Vertragspokers um Nordtveit ein ungutes Signal, den Norweger auf die Bank zu setzen.

Aufstellung

Borussia: Sommer – Elvedi, Christensen, Nordtveit, Wendt – Xhaka, Dahoud – Hazard, Johnson – Stindl, Raffael

Stuttgart: Tyton – Großkreutz, Schwaab, Niedermeier, Insua – Serey Dié – Rupp, Didavi, Gentner, Kostic - Werner

Seitenwahl-Prognose

Christian Spoo: Hurra-Fußball dürfte gegen Stuttgart nicht das probate Mittel sein. Die Lücken in der Gladbacher Defensive wird die Kramny-Elf auszunutzen wissen. Spielt Borussia wie gegen Köln, nur etwas effizienter, dürfte aber etwas drin sein. Am Ende gibt es einen 2:1-Sieg.

Michael Heinen: Ein Sieg aus den letzten 17 Heimspielen. Und den auch noch unter Horst Köppel. Dazu ist Stuttgart trotz der Niederlage gegen Hannover 2016 in guter Form. Borussia wird sich enorm steigern müssen, um den so wichtigen Sieg einzufahren. Ich fürchte, es wird ihr nicht gelingen und am Ende wird man sich mit einem 1:1 zufrieden geben müssen.

Thomas Häcki: Gegen Stuttgart tat sich die Borussia zuletzt im heimischen Stadion schwer. Die momentanen Leistungskurven sprechen auch nicht grade für den Gastgeber. Bleiben wir dennoch positiv und tippen auf einen weiteren Punkt. 2:2.

Christoph Clausen: Die grundsätzliche Disbalance im Gladbacher Spiel bleibt unübersehbar. Trotzdem reicht die Kombination aus Offensivstärke und Glück im richtigen Moment diesmal zu einem 3:1-Sieg.

 Christian Heimanns: Wer schon in "Star Wars" und "the Revenant" war und etwas für den Mittwoch Abend sucht, sollte mal "Borussia Mönchengladbach: Das Heimspiel" probieren. Unterhaltung, Abenteuer und Tore sind bei den Spielen der Borussia garantiert, Siege nicht unbedingt. Beim 2:2 dennoch ein großer Publikumserfolg.