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Auf dem Fußballplatz hielten sich die Highlights für Borussia in den letzten zwei Wochen in Grenzen. Durch die Länderspielpause standen einzig der äußert dezente Testauftritt gegen den Zweitligisten aus Paderborn (0:2) und einige Trainingseinheiten des dezimierten Borussen-Kaders auf dem Programm. Geredet wurde dafür umso mehr – von und über Mike Hanke, Granit Xhaka, Max Eberl, Lucien Favre. Über das Comeback von Thorben Marx, den vermeintlichen Durchbruch Lukas Rupps und nicht zuletzt die erhoffte Wende in der bislang holprigen Saison der Borussia.

 

Jetzt also wieder Sport. Ausgerechnet an der Weser, wo man seit über 25 Jahren nicht mehr gewinnen konnte – bei dem damaligen 7:1-Rekordsieg der Borussia fanden sich unter den Torschützen noch Namen wie Uwe Rahn, Hans-Jörg Criens und Christian Hochstätter – will die aktuelle Elf den Nachweis erbringen, dass das biedere 2:0 gegen Aufsteiger Frankfurt tatsächlich der erste Schritt in die richtige Richtung war.

 

 

Im samstäglichen „Topspiel“ stehen sich zwei Mannschaften gegenüber, die mit dem bisherigen Saisonverlauf, gemessen auch am eigenen Anspruchsdenken, nicht zufrieden sein können – Werder als Tabellenzwölfter mit nur 7 Punkten aus 7 Spielen, Borussia immerhin auf dem zehnten Platz, aber fußballerisch bisher in keiner Ligapartie wirklich überzeugend. Die Partie um 18:30 Uhr könnte für beide Mannschaften ein wichtiger Indikator sein, wo die Reise in dieser Saison hingeht.

 

Borussia

 

Die Probleme der Mannschaft von Lucien Favre wurden vielfach benannt und werden über eine zweiwöchige Pause nicht gänzlich verschwunden sein. Der kämpferisch und defensiv weitgehend überzeugende Auftritt gegen Frankfurt soll als Grundlage dienen, um auch im Umschalt- und Offensivspiel wieder die nötige Balance und Kreativität zu finden. Dazu braucht es jedoch auch Spieler, die zur Umsetzung dieses in der Vergangenheit so erfolgreichen, schnellen Spiels aus der Abwehr heraus in der Lage sind. Doch genau hier enttäuschten die dafür vorgesehenen Kräfte in den meisten Partien.

 

Anstelle der technisch hochbegabten, aber mental überforderten Xhaka und Cigerci musste erst der fußballerisch biedere, aber verlässliche Thorben Marx auf die Doppelsechs zurückkehren, um das defensive Gesamtkonstrukt der Borussia zu stabilisieren. Sein verbesserter Nebenmann Nordtveit konnte dank dieser Entlastung für den Ein oder Anderen Ansatz von Umschaltspiel sorgen.

 

An der nach wie vor frappierenden Ideenarmut im Offensivspiel änderte dies jedoch wenig. Bis auf die zwei sehenswerten Einzelleistungen durch Arango und De Jong agierte Borussia gegen den Aufsteiger zu großen Teilen wie eine Auswärtsmannschaft. Man zog sich in der zweiten Hälfte nahezu komplett ins eigene Spielfelddrittel zurück und ließ bei Kontern die Präzision vermissen. Insbesondere in Sachen Genauigkeit erhofft sich Lucien Favre daher schon in Bremen eine sichtbare Steigerung.

 

Daneben soll der wieder genesene Patrick Herrmann für mehr Tempo auf der rechten Seite sorgen. Der gegen Frankfurt fleißige, aber körperlich etwas überfordert wirkende Lukas Rupp wird für ihn wohl weichen müssen. Vielleicht erhält Rupp jedoch eine Bewährungschance auf Borussias Sorgenposition hinter bzw. neben De Jong, auf der sich zuletzt Granit Xhaka mit sehr mäßigem Erfolg versuchen durfte. Sollte der selbstbewusste Schweizer eine erneute Bewährungschance erhalten, wird er seine Rolle mit deutlich mehr Leben füllen müssen, um der Mannschaft eine Hilfe zu sein. Ansonsten ist bei Lucien Favre erfahrungsgemäß nicht mit übermäßig vielen Überraschungen in der Startelf zu rechnen.

 

Bremen

 

„Same procedure as every year“ mag einem in den Sinn kommen, wenn es um die Einschätzung von Werders Stärken und Schwächen geht. Und doch ist in diesem Jahr einiges anderes. So haben sich Gesicht und Hierarchie der Mannschaft durch den Verlust von Wiese, Naldo, Marin und Pizarro erheblich verändert. An ihrer Stelle sollen nun die arrivierten Fritz, Hunt und Sokratis die junge Mannschaft führen. Insgesamt 11 Neuzugänge, 12  Abgänge – auch angesichts großer Umwälzungen im Kader hat sich Thomas Schaaf nach über 10 Jahren vorerst von seinem heißgeliebten Raute-System verabschiedet, Bremen tritt neuerdings in einem klassischen 4-3-3 an.

 

Und doch bleibt vieles beim Alten: Nach wie vor hat man in der Offensive viel Qualität zu bieten, Spieler wie Arnautovic, Elia und vor allem der junge Belgier DeBruyne sind mit ihrer Technik und Schnelligkeit immer für gefährliche Aktionen gut – besonders Borussias Außenverteidiger können sich auf einen arbeitsreichen Tag einstellen. Seit dem Weggang von Pizarro fehlt Werder aber ein Mittelstürmer mit eingebauter Torgarantie. Die Neuzugänge Petersen und Akpala schlugen noch nicht wie erhofft ein, das vielgelobte Talent Niclas Füllkrug wartet noch auf seinen Durchbruch.

 

Besonderes Augenmerk legten Sportdirektor Allofs und Schaaf bei ihren Verpflichtungen auf die fast schon traditionell anfällige Abwehr, u.a. sollen der tschechische EM-Teilnehmer Gebre Selassie und der Düsseldorfer Aufstiegsheld Lukimya die Defensive sattelfester machen -  beiden haben bisher jedoch mit Eingewöhnungsschwierigkeiten zu kämpfen.

 

Die Abwehr, hinter der die neue Nummer 1 Sebastian Mielitz einen soliden Job abliefert, bleibt somit weiterhin das Sorgenkind von Werder – auch, weil Schaaf zwar sein System hin zu drei zentralen Mittelfeldspielern änderte, die spielstarken DeBruyne, Hunt und der als 6er eingesetzte Junuzovic aber die notwendige körperliche Robustheit vermissen lassen. Es fehlt ein echter Abräumer, der die Mannschaft dauerhaft stabilisieren kann.

 

So liegt Borussias Chance vor allem in schnellen Kontern über die Flügel, weil sich in Werders Mittelfeld einerseits vieles auf die Mitte konzentriert, zum anderen die Außenstürmer nach Ballverlust stets sehr lange Wege gehen müssen, um ihre Hintermänner zu unterstützen. Absolute Basis, um aus Bremen nach einem Vierteljahrhundert mal wieder 3 Punkte zu entführen, muss für die Fohlenelf aber eine gesicherte und nicht allzu tiefe Deckung sein – denn ein „Einigeln“ wie gegen Frankfurt würde den heimstarken Bremern nur in die Karten spielen.

 


Aufstellungen:

 

Werder Bremen: Mielitz - Gebre Selassie, Lukimya, Sokratis, Schmitz - Junuzovic - Hunt, de Bruyne – Elia, Petersen (Akpala), Arnautovic

 

Borussia: ter Stegen – Jantschke, Stranzl, Dominguez, Daems – Nordtveit, Marx – Herrmann, Arango – Xhaka (Rupp) – De Jong

 



 

Seitenwahl-Tipps:

 

 

Christian Grünewald: Wenn Borussia die Defensivleistung vom Sieg gegen Frankfurt weiter ausbauen kann, ist gegen Werder alles möglich – mit viel Glück rettet man vielleicht sogar ein 1:0 über die Zeit.

 

Christoph Clausen: Das 1:1 von Bremen lässt beide Mannschaften im Zweifel zurück. ob es noch kriselt oder schon wieder bergauf geht.

 

Michael Heinen: In Bremen gibt´s leider wieder einen Rückschlag – Borussia verliert 1:2.

 

Christian Spoo: Der vermeintliche Aufwärtstrend ist so stabil wie Manuel Neuer im Schwedenspiel. Borussia verliert gegen durchaus nicht übermächtige Bremer mit 0:2.