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Jürgen Klopp bezeichnet seinen BVB regelmäßig als "spannendstes Projekt Europas", weil er sich in der vergangenen Saison mit einem - international gesehen - relativ kleinen Spieleretat mit den reichen Großklubs auf Augenhöhe messen konnte. Überträgt man diese Logik auf die aktuelle Entwicklung in der Bundesliga, so lässt dies nur einen Schluss zu: Borussia Mönchengladbach ist das derzeit spannendste Projekt, das diese Liga zu bieten hat.

 Angesichts des Spieleretats wäre das vorgegebene Saisonziel vom einstelligen Tabellenplatz realistisch, ein Europacup-Plätze hingegen bliebe unerreicht. Der FC Bayern, der seit 2009 runde 300 Mio. Euro in neue Spieler investieren konnte, ist für Borussia - wie für jeden anderen Verein Deutschlands - in weiter Ferne. Aber schon die Punktgleichheit mit dem BVB ist angesichts der deutlich geringeren Finanzmittel höchst bemerkenswert.

Dies mag nicht mehr als eine schöne Momentaufnahme sein. Dass Gladbach sich aber überhaupt mit Vereinen wie Wolfsburg und Schalke auf Augenhöhe misst und ihnen sogar um 5 bzw. 7 Punkte enteilt ist, kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Der niedersächsische VfL erhält von Volkswagen jährlich eine annähernd 9stellige Finanzspritze, die den Verzicht auf Champions-League-Gelder überkompensiert und es ihnen ermöglicht, Stars wie Diego an sich zu binden. Schalke 04 spielt zum einen seit Jahren regelmäßig in der Champions League und kassiert dort gutes Geld. Dieses hat man in der jüngeren Vergangenheit zudem im Übermaß ausgegeben und sich damit einen (über)teuren Kader gegönnt, inklusive internationalen Topstars wie Huntelaar oder einst Raul.

Da mutet es arg bizarr an, wie sehr in Mönchengladbach im Vorjahr die einmalige Ausgabe von rund 30 Millionen Euro bestaunt wurde. Geld, das nur deshalb zur Verfügung stand, weil drei Topstars verkauft werden mussten und der Verein über Jahre hinweg höchst solide gewirtschaftet hatte. Auch wenn ausgerechnet in dieser Transferperiode nicht jeder Treffer (sofort) saß, so ist die Transferpolitik des Vereins erfreulich. Durch das verbesserte Verständnis zwischen Trainer und Sportdirektor scheint nunmehr der Weg geebnet zu sein für eine erfolgreiche Ära, in der durch kontinuierliches Arbeiten und schnelles, zielsicheres Agieren auf dem Transfermarkt die geringeren Einnahmen gegenüber der Konkurrenz kompensiert werden können.

Borussia scheint aktuell das zu gelingen, wonach sich eine Vielzahl von (traditionsreichen) Vereinen so sehr sehnt. Ob der HSV, Hannover, Bremen, Stuttgart, Frankfurt, Nürnberg oder die beiden FCKs in Liga 2. Den Traum vom kontinuierlichen Nach-oben-Arbeiten und Oben-festsetzen hat Borussia nicht exklusiv. Umso erfreulicher, dass Borussia nach aktuellem Stand die allerbesten Aussichten hat, diesen zu realisieren. Die Kunst, herausragende Topspieler immer wieder ersetzen zu können und neue Stars hervorzubringen, zeichnete im vergangenen Jahrzehnt insbesondere Werder Bremen unter dem Tandem Schaaf/Allofs aus. An der Transferreihe Marin - Reus - Kruse kann beispielhaft verdeutlicht werden, das sich das Duo Favre/Eberl heuer auf einem ähnlich guten Weg befindet.

Dies, wie auch die grandiose Serie von 6 Siegen in Folge, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Traum noch lange nicht vollendet ist und weiter eine Menge Arbeit auf die Verantwortlichen wartet. Aber gerade die Aussicht darauf, wie dies dem Verein gelingen kann, macht das Projekt Borussia Mönchengladbach aktuell so spannend und einzigartig im deutschen Vereinsfußball.