seitenwahl 202309021825 AJ7X0438Am Samstag ist der Borussia-Park ausverkauft.

Heidenheims Trainer Frank Schmidt ist seit 16 Jahren Trainer beim Team von der Ostalb. Er führte die Mannschaft von der Oberliga bis in die Bundesliga, hat aber noch nie ein Pflichtspiel im BORUSSIA-Park absolviert. Dies wird sich am Samstag ändern, wenn der Aufsteiger aus der 50.000 Einwohner-Stadt in Baden-Württemberg seine Visitenkarte in Mönchengladbach abgibt. Bisher gab es die Partie der Elf vom Niederrhein gegen Heidenheim erst ein einziges Mal, in der zweiten Runde des DFB-Pokals im Oktober 2011 siegte die Borussia im Elfmeterschießen mit 4:3.

 

Ohne Mut

seitenwahl 202309021947 IMG 2574Noch so eine Leistung wie in Köln sollte sich nicht wiederholen.

Nach dem ernüchternden Auftritt im Derby steht das Team von Trainer Seoane unter Druck. Zu schwach präsentierte sich die Borussia bei der 1:3-Niederlage am letzten Wochenende. Vor allem stellte sich wieder einmal die Systemfrage: Kann die Mannschaft Viererkette oder ist zurzeit eine Dreierkette das zu bevorzugende Spielsystem? Aufgrund der letzten Ergebnisse und der Gesamtsituation wäre es sinnvoll, zuerst die Defensive zu stärken und sich auf Konter zu verlegen. Der im Umbruch befindliche Kader gibt es nun einmal nicht her, mit frühem Pressing oder TikiTaka zum Erfolg zu kommen. In der Trainingsarbeit dieser Woche wurde vor allem darauf Wert gelegt, wie man sich als Team vom gegnerischen Druck befreit und selbst Druck auf den Gegner ausübt. Hoffentlich schafft es das Team auch, dass unter der Woche Eingeübte am Samstag abzurufen. Meist kann man allerdings nach den ersten zehn Minuten schon ablesen, wie eine Partie mit Gladbacher Beteiligung enden wird. Hoffentlich lässt sich das Team vom ausverkauften Borussia-Park in eine Anfangseuphorie versetzen und schafft es, den Gegner zu Fehlern zu zwingen. Will Borussia gegen den zuletzt erfolglosen Aufsteiger drei Punkte einfahren, sollte die Mannschaft von Beginn an mutig und giftig auftreten.

 

Ohne Punkte

Die Gäste, die bislang auswärts sieglos sind und nur beim 2:2 in Dortmund einen Punkt holten, agieren meist mit einer Viererkette und einer Doppelsechs. Dies haben sie am letzten Wochenende in Augsburg nicht gemacht – und prompt verloren. Es steht, also zu erwarten, dass Schmidt wieder auf seine bewährte Defensivformation zurückgreift, wird. Vorne wird Tim Kleindienst den Alleinunterhalter geben. Mit dem 1,94 Meter großen Stürmer wird Borussias anfällige Kette mit Sicherheit einige Probleme haben. Eren Dinkci wird Borussias linke Abwehrseite ebenso sicher das ein oder andere Mal vor schwer lösbare Aufgaben stellen. Der gebürtige Bremer hat in acht Bundesligaspielen vier Tore erzielt – zwei davon gegen seinen Ausbildungsverein SV Werder.

 

Ohne Itakura

seitenwahl 202305271547 AJ7X5125Ko Itakura wird bis zur nächsten Länderspielpause ausfallen. 

Gerade auf den Außenpositionen hat der Kader der Borussia für eine Viererkette eigentlich nicht das geeignete Personal. Auf der linken Seite ist Luca Netz ebenso wie auf der anderen Seite Joe Scally vor allem in der Defensive anfällig. Nach vorne haben beide ihre starken Momente, Borussia sollte aber gerade gegen ein tief stehenden Gegner, wie Heidenheim es sein wird, zuerst versuchen, den Laden hinten dichtzuhalten. Eine Dreierkette mit Elvedi, Itakura und Wöber gehört mit Sicherheit zu den besseren Formationen in der Liga. Der japanische Nationalspieler wird allerdings bis zur nächsten Länderspielpause ausfallen. Die Alternative ist Marvin Friedrich, der zwar nicht der schnellste ist, aber gegen Heidenheims Sturmtank Tim Kleindienst zumindest körperlich dagegenhalten kann. Wobei die reinen Zahlen von Friedrich im Derby gar nicht so schlecht waren. Wäre da nicht sein fatales Wegdrehen beim dritten Gegentreffer. Daneben sollte man im Hinterkopf behalten, dass Itakura im Januar aufgrund der Teilnahme am Asien Cup wieder mehrere Spiele verpassen wird. Borussia-Trainer Seoane sprach in der Pressekonferenz vor der Partie auch zu Recht davon, dass mit Torhüter Omlin und Itakura eine Achse in der Defensive weggefallen sei. Bei all den Problemen auf den defensiven Außenbahnen sehnt man sich nach Stefan Lainer zurück, der aufgrund seiner Mentalität und seinem defensiven Denken für die rechte Abwehrseite prädestiniert ist. Dem Vernehmen nach macht er in seiner Genesung gute Fortschritte, an einen Einsatz ist aber frühestens Mitte Februar 2024 wieder zu denken. Auf der linken Abwehrseite könnte man auch an ein Experiment mit Fabio Chiarodia denken. Ob man einem 18-Jährigen aber damit einen Gefallen tut, in einer Krise in der Abwehr zu debütieren, sei dahingestellt. Aufgrund des Ausfalls von Itakura sind aber die Chancen auf einen Kaderplatz des gebürtigen Oldenburgers gestiegen. Ob er auch sein Bundesliga-Debüt für Borussia feiert, wird sich im Verlaufe des Spiels zeigen.

 

Ohne Leader

seitenwahl 202307151612 AJ7X3093Julian Weigl muss noch lauter auf dem Platz werden.

Die Stabilität dieser Kette steht und fällt allerdings mit der Qualität des Mannes vor der Abwehr. Und gerade da fehlt zurzeit ein Akteur, der in Zusammenarbeit mit den Innenverteidigern und dem Torwart für Stabilität und Kompaktheit sorgt. Er muss auch dafür sorgen, die beiden Mittelfeldspieler auf der Außenbahn nicht zu offensiv werden zu lassen. Bei aller Sympathie für Julian Weigl sind in dieser Position aber noch Defizite zu erkennen. Eine Binde macht nun mal keinen Leader. Bei allem Überfluss im Borussias Kader im Mittelfeld bleibt festzuhalten, dass es derzeit keinen rein defensiv denkenden Mittelfeldspieler gibt. Mit Abstrichen wäre Christoph Kramer dort noch die Idealbesetzung, aus bekannten Gründen wird er aber auch gegen Heidenheim fehlen. Weder Reitz noch Neuhaus sind die idealen Abräumer vor der Kette. Reitz hat die nötige Aggressivität, aber nicht die technischen Möglichkeiten – bei Neuhaus ist es genau umgekehrt. Einer der dies verkörpert ist Manu Kone, dem allerdings vom DFB eine zweiwöchige Spielpause verordnet wurde. Was sich die Herren im Kölner Keller bei der Entscheidung gegen Gladbachs Mittelfeldspieler gedacht haben, ist leicht nachzuvollziehen: Hier kommt der Verdacht auf, dass nach dem medialen Aufschrei am Samstagabend nach dem Foul von Grifo der DFB bemüht war, sein Fehler wieder gutzumachen. Wie das selbst ernannte Fachmagazin aus Nürnberg dann aber dazu kommt, das Gespann um Schiedsrichter Aytekin mit der Note eins auszuzeichnen, ist das nächste Rätsel. Daneben ist auffällig, dass Kone in letzter Zeit bei vielen Zweikämpfen von den Unparteiischen eingebremst wurde. Nicht, dass wie damals bei Marcus Thuram Videos des Gladbacher Mittelfeldspielers bei Schiedsrichterlehrgängen genutzt wurden…

 

Mit Wucht

seitenwahl 202308111837 AJ7X7888Tomas Cvancara sollte nach Aussage von Seoane bis Samstag fit sein.

Aufgrund der zu erwartenden defensiven Grundausrichtung der Heidenheimer wäre Borussia gut beraten, gegen den tief stehenden Gegner mit Spielern anzutreten, die sich auch in einer 1-gegen 1-Situation durchsetzen können. Nathan Ngoumou, Robin Hack und Frank Honorart wären Kandidaten für die Außenbahnen. Im Sturmzentrum wäre eine Doppelspitze mit Cvancara und Jordan denkbar. Der Tscheche hat seine Erkältung überwunden und soll laut Seoane am Samstag einsatzbereit sein. Damit wäre der zuletzt formschwache Plea ein Kandidat für die Bank. Seoane räumte bei der Pressekonferenz ein, dass durch die Systemumstellung der Platz von Ngoumou auf dem Flügel weggefallen sei.

 

seitenwahl 202309022032 AJ7X0479

Was ärgerlich ist: Bereits drei Tage später treffen sich beide Teams in DFB-Pokal erneut. Sollte Borussia am Samstag drei Zähler einfahren, weiß Heidenheim, wie sie Borussia bespielen müssen. Sollte der FCH das Spiel am Samstag aber gewinnen, wird es für eine verunsicherte Mannschaft vom Niederrhein auch im DFB-Pokal ein unangenehmes Erwachen geben. Für Seoane ist dies aber kein Thema. Er erklärte in der Pressekonferenz, dass der Fokus ausschließlich auf dem Bundesligaspiel liege und er sich erst danach mit dem Pokalspiel drei Tage später befassen werde.

 

Tipps der SEITENWAHL-Redaktion:

Claus-Dieter Mayer: Mit dem unbefriedigenden 1:1 gegen Aufsteiger Heidenheim komplettiert die Borussia das Anmelde-Fomular zur Teilnahme am diesjährigen Abstiegskampf. Wie man hört, stehen die Chancen gut, dass der Antrag bewilligt wird!

Christian Spoo: Borussia tut sich gegen den Aufsteiger gar nicht so schwer, wie viele nach dem Köln-Spiel unken. Mit dem 3:1 verschafft sich das Team wieder etwas Kredit.

Michael Heinen: Borussia kann die ganz große Krise vorerst abwenden und gewinnt 2:0.

Uwe Pirl: Borussia fällt gegen einen kompakt verteidigenden Aufsteiger nicht viel ein. Heidenheim ist offensiv harmlos. Daraus entsteht ein 0:0 der schlechteren Sorte.

Thomas Häcki: Nach der trostlosen 0:2 Pleite einer vor Angst erstarrten Borussia stellt sich die Frage, wie man das Ruder wieder herum reißen will.

Michael Oehm: Es wird souverän agiert, geführt, plötzlich ein Anschlusstreffer aus dem Nichts kassiert und dann unerklärlich gezittert und die Latte muss helfen. (Hoffentlich kann ich hören, ob Wöber wirklich "Stange!" ruft). Aber am Ende steht ein 2:1.

Volkhard Patten: Nach dem klaren 4:1-Sieg kann man etwas ruhiger in die nächste Aufgabe gehen. Und die heißt Heidenhem. Wieder.