Das Karnevalswochenende wurde in Mönchengladbach standesgemäß mit einem 5:1-Erfolg eingeleitet. Dies war zwingend nötig, um die zunehmend angespannte Stimmung ein wenig zu beruhigen. Nach 5 Niederlagen aus den letzten 6 Partien waren sich Fans und Medien nicht so ganz einig, ob dieser Zustand jetzt schon als Krise bezeichnet werden könne. Auch nach dem Ergebnis von diesem Wochenende herrscht weiter keine Einigkeit vor.

Denn trotz des standesgemäßen Ergebnisses war noch lange nicht alles perfekt im Spiel der Fohlenelf. Was aber auch nicht zu erwarten war, denn nur selten befreit sich eine Mannschaft mit einem so deutlichen Ketchup-Effekt aus einer Schwächephase wie es in der Hinrunde gegen Augsburg gelang. In den meisten Fällen braucht es ein paar Spiele bis sich eine Mannschaft über positive Ansätze das Selbstbewusstsein langsam, aber stetig zurückholt. Das deutliche 5:1 über einen gut mitspielenden Gegner aus Bremen, der in diesem Jahr u. a. Schalke, Hertha und Leverkusen vor enorme Probleme stellte, kann auch ein Vorbote für die nächsten Woche sein. Dies umso mehr als Borussia allgemein sehr stark von ihrer Stimmung beeinflusst wird. Schon unter Lucien Favre gab es in jedem Jahr mehrere Serien mit oft ungewöhnlich langen Serien ohne Sieg bzw. zum Glück deutlich häufiger ohne Niederlagen. Kommt die Fohlenelf in einen Lauf, so ist sie oft über Wochen hinweg nicht zu stoppen. Bleiben die Erfolge einmal aus, so bekommt man hingegen zeitweise das Gefühl, die zuvor so brillant auftrumpfende Mannschaft habe das Fußballspielen über Nacht verlernt und selbst jeder noch so dahergelaufene Karnevalsverein sei in der Lage sie zu schlagen.

Gut möglich daher, dass das Pendel nach dem jüngsten Erfolg jetzt wieder in die andere Richtung ausschlägt, zumal mit Hamburg, Köln und Augsburg machbare Gegner warten. Die wiedergewonnene Stärke in der Offensive sollte diese vor ähnlich große Probleme stellen wie Werder. Wichtig zudem, dass auch in der Defensive zuletzt ein Aufwärtstrend zu erkennen war. In den letzten beiden Partien gab es je rund 30 wacklige Minuten. Bis zum März, wenn die schwierigen Spiele gegen Wolfsburg, Schalke und Berlin und damit gegen drei Konkurrenten um die internationalen Plätze anstehen, sollte die Mannschaft diese Schwächephasen auf ein Minimum reduziert haben.

Mut macht dabei die Rückkehr der 6er, deren Abwesenheit zuletzt verdeutlichte, welch elementare Bedeutung sie für Borussias Spiel haben. Die Etablierung des Stammduos Dahoud/Xhaka war schon in der Vorrunde ein ganz wesentlicher Faktor für den Aufschwung gewesen. Genauso war es andersherum in den letzten Wochen des alten Jahres, als der Youngster kräftemäßig auf dem Zahnfleisch ging und in seinen Leistungen spürbar nachließ. Umso wichtiger, dass Dahoud mit der Top-Leistung vom vergangenen Freitag ein erstes Ausrufezeichen im Jahr 2016 gesetzt hat, dass mit ihm jetzt wieder zu rechnen ist. Seine Schwächephase zuvor ist ein Beleg dafür, dass ein baldiger Wechsel zu einem internationalen Topklubs für seine Entwicklung zu früh käme. Man kann für ihn, wie selbstverständlich auch für Borussia, nur hoffen, dass er gut genug beraten wird, um sich auf solch ein finanziell verlockendes Angebot nicht einzulassen. Bei seinem Talent ist absehbar, dass er in einigen Jahren als gestandener Führungsspieler den nächsten großen Schritt immer noch wird gehen können - dann allerdings mit deutlich besseren Erfolgsaussichten.

Ähnliches trifft auf Andreas Christensen zu, wenngleich auch dieser Spieler für sein Alter bereits sehr weit ist. Es spricht aktuell wenig dafür, dass Chelsea ihn an Borussia vorzeitig transferieren wird. In der Offensive ist die Konkurrenz bei englischen Topklubs stärker, so dass der Vergleich zu Thorgan Hazard hinkt. Die Londoner planen den Dänen mittelfristig als potentiellen Nachfolger von Klublegende John Terry ein und wenngleich dafür noch einige Entwicklungsschritte nötig sein werden, so ist ihm diese Rolle irgendwann durchaus zuzutrauen. Christensen war u. a. deshalb nach Gladbach gewechselt, weil Talente in England meist erst später eine faire Chance erhalten.

Der kicker spekulierte in die jüngsten Aussagen von Max Eberl hinein, dass die vielfach kolportierte Rückkaufklausel schon zu Ende dieser Saison nicht existiert. Dies wäre umso wichtiger, da der Vertrag mit Terry nicht verlängert wird und mit Zouma zudem ein weiterer Stamm-Innenverteidiger lange ausfällt, so dass sich Chelsea im Sommer auf dieser Position nach hochkarätigem Ersatz umschauen wird. Es ist dem Oligarchenklub dann ausnahmsweise einmal ein richtig guter Griff zu gönnen, solange dieser eben nicht Andreas Christensen heißt. Es wäre nämlich für die Stimmung sowie für die Perspektiven rund um Mönchengladbach sehr förderlich, wenn es Max Eberl tatsächlich gelänge, den Dänen dauerhaft nach Mönchengladbach zu lotsen und zudem noch Dahoud - und im leider nicht ganz so wahrscheinlichen Idealfall Granit Xhaka - ein paar Jahre zu halten.