AJ7X8349Seitenwahl 03Aug19Borussia Mönchengladbach gewinnt 3:2 in Mainz und sortiert sich in der Tabelle vorläufig (in Abhängigkeit von den Ergebnissen aus Bremen heute und Augsburg morgen) auf Platz 5 ein. Anschluss zur Spitze ist damit nicht hergestellt, die besten drei Teams sind schon ein bisschen enteilt. Aber irgendwie hat man das gute Gefühl, sich wieder an die Spitze des vorderen Mittelfeldes setzen zu können.

Mitte des Spiels in Mainz sah das aber anders aus. Mainz führte 2:1 und drückte auf das dritte Tor. Niemand hätte sich zu diesem Zeitpunkt gewundert, wenn Borussia einmal mehr borussisch agiert und einen punktlosen Tabellenletzten aufgebaut hätte.

Wie es so weit kam? Marco Rose hatte im Bestreben nach Belastungssteuerung ein wenig übertrieben und der Mannschaft sowohl eine Rotation auf 5 Positionen als auch einen Systemwechsel auf ein 3-5-2 verordnet. Die Rotation war sicherlich richtig, wenn man am Dienstag gegen Real Madrid eine halbwegs ausgeruhte Mannschaft an den Start bringen will. Rotation plus Systemwechsel war aber offensichtlich zu viel für das Team in seiner derzeitigen – von Bestform weit entfernten – Verfassung. Das wurde vor allem in der Defensive deutlich, wo die Abstimmung innerhalb der Dreierkette und mit den beiden Außenspielern überhaupt nicht passte. Symptomatisch dafür war der erste Gegentreffer, als zuerst Elvedi (so stark er am Mittwoch war – gestern stand er neben den Schuhen) ziemlich unmotiviert rausrückte, dann überspielt wurde und dann Jantschke ziemlich schlief, als Quaison sich um ihn herum in den Strafraum drehte. Offensiv war es dagegen besser – Borussia hatte zu jeder Zeit Chancen, die schönste wohl Herrmann nach einen grandiosen Pass von Reitz (Starkes Debüt, den Pass muss man erstmal so spielen beim allerersten Bundesligaspiel!), der aber leider nur die Latte traf.

Deutlich anders wurde das Spiel dann mit zwei Doppelwechseln, als nacheinander zuerst Plea und Thuram, dann auch noch Neuhaus und Hofmann in die Partie kamen und das System wieder auf Viererkette umgestellt und damit das ganze Gebilde deutlich stabiler wurde. Insbesondere Hofmann und Thuram sind momentan sowas wie die Gladbacher Lebensversicherung.  Thuram holt in jedem Spiel einen Elfmeter raus (Weiter so!) und Hofmann bereitet momentan nicht nur Tore vor, sondern schießt sie auch selbst.   

Am Ende kam die Entscheidung also von der Bank – Qualität setzt sich durch, lautet die Plattitüde, und dass in einigen Wochen von diesem Spiel wahrscheinlich einzig das Debüt von Rocco Reitz in Erinnerung bleiben wird.

Das SEITENWAHL-Fazit:

Mike Lukanz: Ein Experiment, das nur deshalb gut gegangen ist, weil der Unterschied heute zu groß war zwischen beiden Teams. Ein bisschen mehr Abgebrühtheit vor dem Tor, Herr Herrmann, dann wäre das heute etwas früher entschieden gewesen.

Thomas Häcki: Am Ende gewinnt die Borussia, weil sich ein verunsicherter Tabellenletzte selbst schlägt. Derzeit fehlt es den Rheinländern an allem. Es ist zu hoffen, daß man die derzeitige spielerischen Mängel bald in den Griff bekommt. Ansonsten droht eine mehr als unbefriedigende Saison.

Christian Spoo: Eine Spitzenmannschaft gewinnt halt auch solche Spiele. Eine durcheinandegewürfelte und merkwürdig arrangierte Borussia gewinnt solche Spiele nur mit Korrekturen und wenn der Gegner ganz ganz schlecht ist.

Claus-Dieter Mayer: Auswärtsspiel in Mainz ist inzwischen zum Synonym für Sieg nach durchwachsener Leistung geworden. Zum dritten Mal in Folge konnte man beim FSV gewinnen, ohne so Recht zu wissen, warum eigentlich. Immerhin konnte man so den kompletten Fehlstart abwenden und den nächsten beiden schweren Partien gelassener entgegensehen.