Copyright: Ulrich Hufnagel/Hufnagel PR

Ein Brustlöser? Ein Pflichtsieg? Ein Arbeitssieg? Ein glücklicher Sieg? Ein verdienter Sieg? All das ist im Nachgang des 3:1 vom Sonntagabend zu hören und zu lesen gewesen. Und alles stimmt oder ist zumindest eine zulässige Einschätzung. Unbestritten sollte sein, dass der Erfolg über Arminia Bielefeld letzten Endes verdient war. Borussia war, bei aller berechtigten Kritik, die bessere Mannschaft, die reifere Mannschaft – und wie soll es auch anders sein, angesichts des doch deutlich stärker besetzten Kaders? Der zeigte sich zumindest gegen einen Gegner wie Bielefeld auch in der Breite belastbar. Mit Beyer, Netz und Scally standen drei Spieler in der Startformation, die man vor der Saison eher in der Kategorie „Ergänzungsspieler“ eingeordnet hätte. Alle drei machten ihre Sache gut. Mit Herrmann kam ein Spieler von der Bank, der sich durchaus als Matchwinner feiern lassen darf und mit Benes ein weiterer, dessen Einsatz einen Qualitätsschub mit sich brachte.

War es ein glücklicher Sieg? Mit viel bösem Willen und der Spekulation, was geschehen wäre, wäre Borussia zu Beginn der zweiten Halbzeit, als man doch sehr zögerlich zu Werk ging, in Rückstand geraten. Geriet sie aber nicht. In den entscheidenden Momenten stand die Defensive.

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Ein Pflichtsieg war es selbstredend. Wenn nicht gegen Bielefeld zuhause, gegen wen sonst, möchte man meinen, zumindest wenn man das Bielefeld als Maßstab nimmt, das in der vergangenen und der laufenden Saison gegen Borussia angetreten ist. Die Qualitäten, die die Arminia zum Klassenerhalt verholfen haben, traten in den Partien gegen Gladbach nie deutlich genug zu Tage, als dass man den Gegner dergestalt das Fürchten hätte lehren können wie das Union Berlin oder der SC Freiburg regelmäßig schaffen. Hätte Borussia gegen Bielefeld nicht dreifach gepunktet, es wäre ausgesprochen ungemütlich geworden rund um den Borussia-Park. Die Herren Hütter und Eberl dürften darüber nicht weniger froh sein, als die Anhänger des Unternehmens, in dem sie tätig sind.

Ein Arbeitssieg war es dennoch, denn zum Erfüllen der Pflicht war einiger Aufwand nötig. Was geschieht, wenn man die Arbeit zum falschen Zeitpunkt einstellt, war in der letzten Minute des ersten Durchgangs schmerzhaft zu spüren. Wobei Florian Neuhaus in diesem Moment im Grunde nicht die Arbeit einstellte sondern seine Arbeitseinstellung demonstrierte. Lustlos und uninspiriert wirkte der Nationalmannschafts-Bankdrücker nach dem Ende der Länderspielpause. Neuhaus versuchte recht wenig und das, was er versuchte, misslang meist. Damit war er der einzige Spieler, den man ausdrücklich als Schwachpunkt ausmachen kann. Ansonsten war es auch in den schwächeren Phasen des Spiels wie zuletzt so oft: Man weiß nicht so recht, auf welche Wunde man den Finger legen soll, weil keine offensichtliche vorhanden ist – mehr so ein diffuses Wundgefühl. Fast alle Spieler machen ihre Sache okay, dennoch wirkt das Spiel selten wie aus einem Guss. Positiv hervorheben kann man neben dem eingewechselten Doppel-Assist-Geber Herrmann und natürlich dem Doppeltorschützen Lars Stindl den jungen Luca Netz. Der machte, bis er offenbar mit Krämpfen das Feld verlassen musste, einen ausgesprochen belebenden Eindruck. Dank der von Adi Hütter gewählten Formation mit Dreierkette spielte Netz - wie sein Gegenpart Scally auf rechts – vor allem offensiv auf. Das sah schon so gut aus, dass man sich überlegen sollte, ob man Wege findet, auch mal Ramy Bensebaini und Netz gemeinsam aufzubieten. Als reiner Backup für den Algerier ist ein Luca Netz in der Verfassung vom Sonntag eigentlich zu schade.

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So steht am Ende also ein nicht müheloses, aber verdientes 3:1, das das Geraune vom Fehlstart erst einmal verstummen lassen wird. Ob dieser Sieg aber souverän genug war, um tatsächlich als Brustlöser zu fungieren, müssen die nächsten Spiele zeigen. Am Samstag wartet mit dem FC Augsburg erneut ein nominell schwächerer Gegner, der Borussia aber in der Vergangenheit gerade auf seinem eigenen Platz häufig geärgert hat. Um dort souverän zu bestehen, wäre eine nachhaltig gelöste Brust nicht die schlechteste Voraussetzung.