koneKlammert man den Sieg von Dynamo Dresden gegen Werder Bremen aus, ist damit wohl der Verlauf des Wochenendes recht zutreffend beschrieben. Armin Laschet, Christian Lindner und Aki Watzke bekommen nicht die herbeigesehnte „bürgerliche“ Koalition unter Ausschluss des linken Lagers. Borussia Mönchengladbach II gewinnt bei Alemannia Aachen. Und Borussia Mönchengladbach gewinnt – ein wenig überraschend – das Heimspiel gegen Borussia Dortmund mit 1:0.   

Fragt sich: Bedeuten schwere Zeiten für Schwarz-Gelb zugleich auch gute Zeiten für Grün? Politisch wird sich das erst in den nächsten Monaten zeigen. Fußballerisch ist der Sieg gegen Dortmund zunächst einmal nur eine Momentaufnahme.

Zumal nicht verhehlt werden kann, dass es sich um einen durchaus glücklichen Sieg gehandelt hat. Das beginnt damit, dass sich Haaland und Reus nach dem Abschlusstraining verletzt abgemeldet haben.  Angesichts der Abhängigkeit der falschen Borussia von der Tagesform dieser beiden Unterschiedsspieler bewirkte das eine klar sichtbare Kräfteverschiebung. Stehen Reus und Haaland auf dem Platz, gelingt es kaum einer Mannschaft (und schon gar nicht Borussia Mönchengladbach mit den derzeitigen Defensivqualitäten), den Dortmundern nahezu keine Torchance zu gestatten. Ohne Reus und Haaland ist das möglich, wie man am Samstagabend sehen konnte. Glücklich auch der Führungstreffer durch Zakaria. Auch wenn dieser zunehmend mehr andeutet, wieder die Verfassung vor seiner Verletzung erreichen zu können – herausgespielt war der Treffer nicht, sondern ein Produkt aus Dortmunder Passivität, Willen und Reaktionsschnelligkeit, als Zakaria der Ball wieder vor die Füße fiel.

Schließlich – darüber lässt sich wohl kaum diskutieren – spielte den Gladbachern natürlich auch der Platzverweis gegen Mo Dahoud kurz vor der Pause in die Karten. Über die Berechtigung der gelbroten Karte lässt sich sicher streiten. Einerseits erschien die Entscheidung isoliert betrachtet schon ziemlich hart (unter der Prämisse, dass natürlich keiner weiß, was Dahoud über das Abwinken hinaus noch gesagt hat). Andererseits bekommt wahrscheinlich jeder Bundesligaprofi nicht nur einmal eingetrichtert, dass er sich nach einer erfolgten Verwarnung solcher Aktionen strikt zu enthalten hat. Dass das geht, beweist z.B. Lars Stindl des Öfteren. Zudem müsste jeder halbwegs erfahrene Bundesligaspieler, der schon einmal von Aytekin gepfiffen wurde, wissen, dass dieser Schiedsrichter insbesondere auf Versuche, seine Autorität zu untergraben, allergisch reagiert. Vor dem Hintergrund bleibt es bei einer harten, im Kern aber berechtigten Maßnahme, wegen der sich kein Gladbacher ein schlechtes Gewissen einreden lassen sollte.

So konnte Borussia Mönchengladbach die zweite Halbzeit mehr oder weniger damit zubringen, das Ergebnis zu verwalten, was – glücklicherweise – gutging. In dieser Phase vermisste der der richtigen Borussia zugeneigte Beobachter ein wenig den zielstrebigen Versuch, das zweite Tor zu erzielen und damit für klarere Verhältnisse zu sorgen. Gewiss – Dortmund brannte kein Offensivfeuerwerk ab und berannte nicht unaufhörlich das Gladbacher Tor und hatte mit Ausnahme des von Witsel geblockten Hazard-Freistoßes keine klaren Torchanchen. Dennoch: Ein 1:0 ist ein knappes Ergebnis, das immer das Risiko eines späten Gegentreffers beinhaltet.

Weitere Erkenntnisse aus dem Spiel? Die gewählte Aufstellung deutet einerseits darauf hin, dass sich Adi Hütter mit seiner Mannschaft noch in der Findungsphase befindet und vielen Spielern Chancen auf Spielzeit geben will. Andererseits liegt natürlich in den Bankplätzen für Kramer, Neuhaus und Plea auch ein deutliches Signal der Unzufriedenheit an vermeintlich Gesetzte, die deutlich mehr können als sie bisher gezeigt haben. Das Debüt von Koné war sehr gelungen, vereinzelte Naivitäten im Zweikampfverhalten und Passspiel wurden mit zunehmender Spieldauer weniger. Netz und Scally akklimatisieren sich zunehmend in der Bundesliga und zeigen, warum man sie geholt hat. Jantschke zeigte einmal mehr, dass man ihn eigentlich immer bringen kann, allerdings auch, dass er gegen sehr schnelle Spieler – ich denke an ein Sprintduell mit Bellingham – deutliche Nachteile hat. Offensiv setzte sich die nicht vorhandene Besetzung des gegnerischen Strafraums leider fort – hier wäre insbesondere von Breel Embolo (der allerdings sein erstes Spiel in dieser Saison machte) mehr zu erwarten, das bleibt eine Aufgabe, an der Trainer und Mannschaft weiterarbeiten müssen.

Alles in Allem bleibt das Wochenende ein erfreuliches – aber eben eine Momentaufnahme. Von einer nachhaltigen Entwicklung wird man erst dann sprechen können, wenn diese Momentaufnahme in der kommenden Woche bei Grün gegen Diesel-Grün ihre Fortsetzung findet.