hoffenheim neuUnd die neue Saison beginnt mit dem Duell, das die alte Saison beendete: Zum Auftakt der 60. Bundesligasaison trifft Borussia Mönchengladbach auf den sympathischen Traditionsverein aus dem Kraichgau, die TSG „1899“ Hoffenheim.

Bei beiden Vereinen ist nicht wirklich klar, wo sie zu Saisonbeginn stehen. Hoffenheim ist - wie Borussia Mönchengladbach – in den Testspielen ungeschlagen, tat sich dort aber immer dann schwer, wenn es gegen ernsthafte Gegner ging. Hoffenheim ist souverän in die nächste Pokalrunde eingezogen, wenn auch nicht so torreich wie Gladbach. Hoffenheim hat wie Gladbach einen neuen Trainer: Andre Breitenreiter, der in der Bundesliga zuvor mit durchschnittlichem Erfolg Paderborn, Schalke und Hannover trainiert hat, wurde zuletzt mit dem FC Zürich Schweizer Meister. Hoffenheim hat wie Gladbach seine Transferaktivitäten noch nicht abgeschlossen: Der spektakuläre Abgang von David Raum nach Fuschl am See überdeckt, dass mit dem Leihende von Chris Richards und dem ablösefreien Abgang des immer noch vereinslosen Florian Grillitsch zwei weitere wichtige Spieler den Verein verließen. Anders als Borussia Mönchengladbach kann Hoffenheim aber bereits mehrere Zugänge vermelden. Grischa Prömel kam von Union Berlin, mit Finn Ole Becker holte man von St. Pauli ein hoffnungsvolles Talent, das am Auschwung der Hamburger in der letzten Saison großen Anteil hatte. Mit Kabak, Nsoki und Quaresma kamen zuletzt noch drei Innenverteidiger neu in den Kader – wahrscheinlich bitter nötig, da sich bei Ermin Bikakcic ein verletzungsbedingtes Karriereende abzeichnet und auch die in der Vergangenheit wichtigen Abwehrspieler Kevin Voigt, Benjamin Hübner und Pavel Kaderabek nicht unbedingt jünger werden. Unklar ist noch, ob und wie Raum ersetzt wird – das sollte aber für das Auftaktspiel noch nicht relevant sein. Fehlen werden bei Hoffenheim aus der erweiterten Stammelf lediglich Bebou, Bikakcic und Hübner. In der Vorbereitung agierten die Kraichgauer in einem 3-5-2, im Pokal mit Hübner, Vogt und Posch in der Abwehrkette. Da Hübner verletzt ist, könnte Kabak nachrücken oder einer der anderen Neuzugänge zu seinem Debüt kommen. Im Mittelfeld agiert Samassekou zentral defensiv, auf den Außenbahnen kann man links Skov und rechts Kaderabek erwarten, davor eher offensiv orientiert Prömel und Baumgartner. Im Sturm gibt es viele Variationsmöglichkeiten, zuletzt begannen Kramaric und Bruun Larsen, vorstellbar ist aber auch ein Startelfeinsatz für Rutter.

Bei Borussia fällt Stindl aus, wohingegen nach den Angaben von Daniel Farke in der Pressekonferenz sowohl Sommer als auch Sippel wieder fit sein sollten. Beyer, Friedrich, Koné und Wolf seien im Mannschaftstraining, wobei sich Farke nur vage dazu äußerte, ob die genannten im Kader sein werden – in der Startelf sollte man sie wohl eher nicht erwarten. Demgegenüber ist der Einsatz von Luca Netz fraglich, der aus gesundheitlichen Gründen mit dem Training ausgesetzt habe. Keine Aussage ließ sich Farke im Hinblick auf einen möglichen Stindl-Ersatz entlocken, die aus der Runde der Pressevertreter geäußerten Ideen (Herrmann, Borges-Sanchez oder ein Vorrücken von Florian Neuhaus) bezeichnete er allesamt als „gute Ideen“, ohne sich aber festzulegen.

Befragt zu seinen Erwartungen an das Spiel betonte Farke, dass er offensives Spiel und offensive Gegner wie Hoffenheim mag, mit einem 6:5 jedoch nicht zufrieden wäre, weil dies schlechtes Abwehrverhalten beweisen würde. Betont wurde, wie wenig das bevorstehende Spiel mit dem letzten Saisonspieltag 21/22 vergleichbar sei, es gäbe neue Trainer, personell veränderte Mannschaften und natürlich eine andere Ausgangssituation, weil es am letzten Spieltag für beide um nichts mehr ging.

Farke äußerte sich zufrieden mit der Vorbereitung, betonte Ballbesitz als Basismerkmal, deutete aber auch an, dass man in der Arbeit gegen den Ball erhebliche Fortschritte gemacht und sich auf ein körperlich sehr hohes Niveau gebracht habe. Farke wirkte entspannt, fokussiert, konzentriert und zuversichtlich, im Grunde voller Vorfreude auf das erste Spiel, auch wenn es sich für ihn nach 6 Wochen Vorbereitung in Mönchengladbach schon ziemlich vertraut anfühle.

Kann die Mannschaft die Zufriedenheit mit der Vorbereitung in Leistung und Resultate umsetzen? Am Samstag kommt die erste Nagelprobe, auch wenn sowohl Farke als auch Roland Virkus recht zu geben ist, die beide betonten, dass man das erste Saisonspiel auch nicht überhöhen darf. Dennoch – ein guter Start wäre schön.

 

Der SEITENWAHL-Tipp:

Uwe Pirl: Man merkt dem Team auch gegen einen Bundesligisten die Spielfreude an. Gladbach macht klar, dass mit den Fohlen wieder zu rechnen ist. 3:1 für Borussia.

Thomas Häcki: Eine Gala wie zum Saisonende wird es nicht geben. Da aber auch die Kraichgauer noch nach ihrer Bestform suchen, fährt die Borussia einen unterhaltsamen 3:2 Erfolg ein.

Christian Spoo: Das Farkefeuer hat bei vielen Borussenfans den Optimismus neu entflammen lassen. Diese Fans mögen enttäuscht sein, dass es zum Saisonauftakt nur ein 2:2 gegen Hoffenheim gibt.

Michael Heinen: In der Vorbereitung hat Borussia kein Spiel verloren, gegen Gegner der Kategorie Hoffenheim aber ausnahmslos Unentschieden gespielt. Dies setzt sich am Samstag mit einem 1:1 fort.

Volkhard Patten: Vor über 50.000 Zuschauern startet Borussia mit einer nicht optimal besetzten Mannschaft mit einem torlosen Unentschieden in die neue Spielzeit.

Michael Oehm: Über so ein 1-1 freut sich keiner so richtig, zumal der Gegner aus der Kategorie „schlagbar“ stammt und man zuhause spielt. Aber es knirscht halt noch hier und da, auch wenn die Borussia näher am Sieg ist.

Mike Lukanz: Alles andere als ein 5:0 zum Auftakt wäre eine herbe Enttäuschung.