Lieber Daniel Farke,

wir haben Sie durchschaut. Sie kleiner Schlingel. Was Sie und was wir beim zweiten Derby der Saison gesehen haben, war natürlich kein leistungsgerechtes Unentschieden. Dazu gehören per Definition zwei Mannschaften, die eine Leistung bringen. Und dann noch zwei Leistungen, die ungefähr gleich sind. Beim Spiel Ihrer Borussia in Köln gab es aber nur eine Mannschaft, die Leistung gebracht hat. Keine überragende, weil diese Mannschaft von ihren individuellen Fähigkeiten her stark limitiert ist. Davon hat die andere Mannschaft, also die, die keine – oder sagen wir freundlich – fast keine Leistung gebracht hat, profitiert. Und so steht am Ende in der Tat ein Unentschieden. Aber ein für die fast-keine-Leistung-gebracht-habende Mannschaft verdammt glückliches. Aber, lieber Daniel Farke, das wissen Sie natürlich selbst.

Wie Sie da stehen und voller Ernst ins DAZN-Mikro Ihre Geschichte vom leistungsgerechten Untentschieden erzählen, nötigt uns den äußersten Respekt ab. Sie werden nicht rot, sie können das Lachen unterdrücken. Soweit wir sehen konnten, haben sie auch nicht die Finger hinter dem Rücken gekreuzt. Ob Sie ein guter Trainer sind, wissen wir noch nicht. Aber Sie sind ein verdammt guter Schauspieler. Mit freundlichem Pokerface verkaufen Sie der Nation fünf Minuten Nonsens. Chapeau, lieber Daniel Farke.

Und wie Sie uns vorher die andere Geschichte, die von „Wir oder die“ verkauft haben. Köstlich. Wir haben echt für einen Moment gedacht, Sie meinen das. Wir haben wirklich kurz geglaubt, Sie haben es irgendwie geschafft, Ihrer Truppe junger Männer, deren individuelle Qualität sich im Moment daran bemisst, wie sehr sie sich mental mit ihrer individuellen Zukunft beschäftigten, beizubiegen, mal 90 Minuten Verträge Verträge sein zu lassen und den zu erwartenden Kampf gegen den 1.FC Köln anzunehmen. Wir haben es sogar für möglich gehalten, dass Sie einen Kniff gefunden haben, mit dem die Mannschaft dem Phänomen trotzen kann, das wir seit mehr als anderthalb Jahren beobachten. Dem Phänomen, dass ein Gegner, egal wie schwach er besetzt ist, Ihrer Mannschaft nur mit Willenskraft und einer gewissen Härte begegnen muss, und schon sind die Männer mit der Raute mit ihrem Latein am Ende. Verrückt, ne? Wir haben das echt irgendwie geglaubt. Sie sehen, wir Borussenfans lassen uns nur allzugern etwas vormachen. Wir glauben relativ stoisch an das Gute im Team. 

Lieber Felix Zwayer, lieber Kölner Keller. Mal im Ernst. What The Fuck? Wozu ist dieses Ding mit dem Video eigentlich da?

Lieber Jonas Omlin, Sie sind ein Guter. Und Sie machen keine blöden Witze. Das finden wir irgendwie cool. 

Aber wir schweifen ab. Lieber Daniel Farke, Dinge, die nur durch stete Wiederholung lustig werden, nennt man Running Gag. Dieses Werkzeug aus der Komödiantenkiste haben Sie gekonnt entstaubt. Der erfundene verzweifelte Abstiegskampf im Jahr 2022, den Sie uns zuverlässig in jedem Interview neu erleben lassen - toll. Zum ersten Mal erlebt haben wir den natürlich nicht in der Saison 2021/22, sondern erst als Sie die Bühne im Borussia-Park betreten haben. Aber Sie erzählen das so plastisch, wir können fast spüren, wie es damals hätte sein können. Wenn wir vor einem Jahr schon um den Klassenerhalt gezittert hätten. Vielleicht meinen Sie es aber auch gut. Wenn wir dann gemeinsam mit Ihnen in der kommenden Saison wirklich vor dem Abgrund stehen, dann könnte Ihre Autosuggestion dazu führen, dass wir glauben, wir hätten das ja alles schon mal erlebt und es werde schon gutgehen. Wie damals unter Hütter. Sie sind nicht nur witzig, Sie sind am Ende auch ein richtiger Fuchs!

Lieber Daniel Farke, was erzählen Sie eigentlich Ihrer Mannschaft wirklich vor, während und nach so einem Spiel? Da würden wir doch gerne mal Mäuschen spielen in der Kabine. Es kann ja nicht dasselbe sein, wie das Zeug, das Sie der Öffentlichkeit andrehen. Da würde Sie doch nach wenigen Wochen kein Mensch im Verein mehr ernst nehmen. Außer vielleicht der Busfahrer. Aber so jemand hat ja in einem Bundesligaverein in der Regel nicht wirklich viel zu sagen.

Von daher, lieber Daniel Farke, sagen wir danke für ein dank Ihrer wortreichen Einlassungen dann doch irgendwie unterhaltsames Wochenende. Schade, dass wir uns zwischendurch von diesem grauenvollen Fußballspiel die Laune fast hätten verhageln lassen. Aber dann kamen ja wieder Sie. Und Sie wissen halt, wie man die Leute zum Lachen bringt.

Mit amüsierten Grüßen

SEITENWAHL