Eine Fahrt in den Breisgau ist jedem Naturliebhaber grundsätzlich zu empfehlen. Am westlichen Fuße des Schwarzwalds liegt dort das schöne Städtchen Freiburg, das mit seinem Münster, der ansehnlichen Altstadt und dem Schlossberg stets eine Reise wert ist. Außer man ist Fan der Mönchengladbacher Borussia, denn für diese verlaufen Fahrten in den tiefsten Südwesten der Republik fast immer enttäuschend: Seit 16 Jahren konnte im Stadion an der Dreisam kein einziger Auswärtssieg mehr erzielt werden.
Immerhin: Seit inzwischen drei Jahren ist Borussia in Freiburg ungeschlagen, da seitdem die Punkte stets geteilt wurden. Ein Ergebnis, das am kommenden Samstag als Erfolg gewertet werden müsste, weil sich der SC Freiburg in den letzten Jahren in den oberen Tabellenregionen etabliert hat, während Borussia durch den Umbruch im Sommer bemüht ist, sich von der Abstiegsregion fernzuhalten.
Die beiden jüngsten Erfolge gegen den 1. FC Heidenheim waren enorm wichtig, nachdem die Stimmung vor zwei Wochen durch die Derbyniederlage auf dem Tiefpunkt angelangt war. Der überzeugende 3:1-Pokalerfolg war erst die zweite rundum überzeugende Partie dieser Saison nach dem ähnlich verlaufenen Spiel im Bochumer Ruhrstadion. Begünstigt wurde er aber durch einen erschreckend schwachen Aufsteiger, der nach Rotation des kompletten Mittelfelds kaum Gegenwehr lieferte. In den kommenden Wochen wird die Fohlenelf diese Leistung gegen stärkere Vereine wie z. B. den SC Freiburg behaupten müssen. Grund zur Euphorie gibt es noch lange nicht, denn die bisherige Saisonbilanz ist mit 9 Punkten aus 9 Spielen sehr mäßig – zumal bereits fünf der sechs schwächsten Teams der Liga auf dem Programm standen.
Personell gibt es für Gerardo Seoane nur einen Grund zum Wechseln. Manu Kone ist in der Liga nicht spielberechtigt und muss daher z. B. durch Alassane Plea oder Florian Neuhaus ersetzt werden. Für den Franzosen spricht, dass er zuletzt in der Liga wesentlichen Anteil am Sieg über Heidenheim hatte. Neuhaus wäre dagegen die etwas defensivere Variante.
Ansonsten hat es die Pokalelf sehr gut gemacht und sich somit weitere Bewährungschancen verdient. Dies gilt insbesondere für die neuformierte Offensive. Ngoumou, Hack und Jordan galten noch vor wenigen Wochen als Edelreservisten, die jetzt aber zunächst einmal den bisher etwas launischen Cvancara und Honorat den Rang abgelaufen haben. Um sich einen dauerhaften Stammplatz zu verdienen, werden sie ihre starke Pokalleistung konstant und gegen stärkere Gegner abrufen müssen.
Ein wesentliches Augenmerk wird Seoane weiterhin auf die defensive Stabilität legen müssen, die in so vielen Spielen dieser Saison fehlte. Gerade die Viererkette, die der Trainer zuletzt durch den Ausfall von Itakura reaktivierte, funktionierte zu Saisonbeginn überhaupt nicht, weil die beiden Außenverteidiger mit ihrer defensiven Rolle heillos überfordert waren. Voraussichtlich schon am Samstag werden sie Gelegenheit haben zu beweisen, dass ihr solider Auftritt gegen rotationsgeschwächte Heidenheimer keine Eintagsfliege war.
Der SC Freiburg, dessen bester Torschütze Vincenzo Grifo in Mönchengladbach kein Unbekannter ist, wird es der Fohlendefensive nicht so leicht machen. Nach dem peinlichen Pokalhaus zuhause gegen Paderborn ist erstmals seit längerer Zeit so etwas wie Krisenstimmung im sonst so harmonischen Breisgau eingezogen. Christian Streich ist bekannt dafür, solche Phasen in seiner bewährten Ruhe und Autorität zu moderieren und relativ schnell zu beenden. Er wird sehr darum bemüht sein, dies bereits an diesem Samstag mit einem Heimsieg zu erledigen. Dabei muss er aber weiterhin auf einige Stammspieler, wie Günter, Sallai, Philipp und Kyereh verzichten. Außerdem deutete er nach dem Pokalaus an, seine Mannschaft könnte durch die kräftezehrenden letzten Wochen etwas ausgelaugt sein. Trotz aller Statistik gibt es also durchaus so etwas wie Hoffnung, dass Borussia nach 2007 erstmals wieder Freiburg im eigenen Stadion zerhackt und über den Jordan, respektive die Dreisam schickt.
Mögliche Aufstellungen
Freiburg: Atubolu – Sildillia, Ginter, Lienhart, Kübler – Höfler – Doan, Eggestein, Höler, Grifo - Gregoritsch
Borussia: Nicolas – Scally, Elvedi, Wöber, Netz – Reitz, Weigl – Ngoumou, Plea, Hack – Jordan
SEITENWAHL-TIPPS
Michael Heinen: Borussia kann schon wieder nicht in Freiburg gewinnen. Wie in den letzten Jahren reicht es aber immerhin zu einem Punkt: 2:2
Thomas Häcki: Zwei Ligasiege in Folge gelangen zuletzt…? Borussia baut nach dem 1:2 diese Serie aus.
Christian Spoo: Die Bundesliga hat ihre eigenen Gesetze und eins davon besagt Borussia gewinnt nicht in Freiburg. Wer bin ich, dass ich Gesetze in Frage stellen würde? 3:1 für die Streicher.
Michael Oehm: Weniger gesetzestreu als Kollege Spoo sage ich ein 1:1 voraus.
