FC Auswärts

Es ist immer unfair, Niederlagen an einzelnen Spielern festzumachen, und so natürlich auch hier. Die gesamte Mannschaft zeigte sich in Köln völlig indisponiert und ohne Zugriff, fand von Anfang an keine Einstellung zum Spiel, und überhaupt könnten wir hier mit Copy & Paste aus diversen Spielen der jüngeren Vergangenheit viel Zeit und unnötigen Ärger sparen. Nur weil wir uns der Chronistenpflicht beugen, auch neu hinzugekommenen jungen Hüpfern das Problem erläutern und außerdem die therapeutische Heilkraft des Schreibens nutzen wollen, werden wie hier mehr als das Allernotwendigste zum Auftritt bei unseren Freunden aus Köln schreiben. Und dazu gehört natürlich, dass man in der Beschreibung des gestrigen Auftritts am Namen eines Spielers nicht vorbeikommt: Manu Koné. 

Allerdings machen wir das kurz: Ja, er verursachte einen Handelfmeter, den man wohl pfeifen kann, angesichts der Wucht und der Entfernung des Schützen ist Koné aber sicher keine Absicht zu unterstellen und man kann das wohl noch unglücklich nennen. Weniger unglücklich als richtig ärgerlich war aber sein völlig unterspanntes (die Armhaltung bei der Elfmetersituation ist da völlig sinnbildlich) Spiel in der ersten Halbzeit. Da das mit maximal kleinen Abstrichen für die gesamte Mannschaft galt, war die Entscheidung, Reitz hineinzunehmen, um endlich mal ein wenig Grundaggressivität ins Spiel zu bekommen, natürlich nachvollziehbar; es überraschte allerdings, dass nicht Koné, sondern Neuhaus den Platz verlassen musste. Dennoch schien es kurzfristig, als würde der Erfolg Seoanes Maßnahme im Nachhinein rechtfertigen, bis dann eben Koné mit seinem Platzverweis die Weichen endgültig auf Heimsieg stellte.

Über vieles konnte man sich an diesem Nachmittag aufregen. Wieder eine darmstadteske erste Hälfte, dieses Mal war nur der Gegner zu harmlos, um ein die Kräfteverhältnisse widerspiegelndes Ergebnis zu Stande zu bringen. Dann wieder ein verbesserter Start in die zweite Hälfte, wenn auch ohne jeden Glanz und nur dank eines Standards mit dem Ausgleich belohnt. Und ebenfalls wie dort sorgte eine rote Karte für die entscheidende Wende, aber diesmal eben auf der anderen Seite. Ein zweiter Unglücksrabe war der bedauernswerte Nicolas, der nicht nur den entscheidenen Elfmeter verschuldete sonden dessen Parade des folgenden Elfmeters auch noch annuliert wurde. Es kam einiges zusammen.

Die Abers und Wenns in diesem Spiel sind also mannigfaltig, wichtig ist aber die Essenz festzuhalten, und sich davon nicht blenden zu lassen, was auch ohne alle Einwände stehenbleibt und was eben weit über einzelne schwache Leistung in einem Spiel hinausgeht: Gegen einen spielerisch limitierten aber eben energisch agierenden Gegner ist es zum wiederholten Male nicht gelungen, irgendeine Art von Sicherheit oder Zugriff zu finden. Zwei Torchancen im gesamten Spiel gegen einen derart schwachen Widersacher sind ein Armutszeugnis für die gewählte Spielanlage und die Spieleinstellung. “Heute gibt es nur einen Sieger – elf weiß-rote Krieger” holperreimte die Poesie-Arbeitsgemeinschaft der Heimkurve vor Spielbeginn, und auch wenn sich das nahtlos in die gesammelten Peinlichkeiten vor Spielbeginn, die man dort ertragen muss, einreihte, so schmerzt doch am meisten die Einsicht, dass es eben stimmte. Verlierer gab es hingegen jede Menge. Die Akteure auf dem Platz, die Fans, die wieder mal einen ordentlichen und dem Spiel überhaupt nicht angemessenen Support hinlegten und dafür nichts zurückerhielten. Und auch den Trainer, der vor und auch im Spiel die falschen Entscheidungen getroffen hat. Das Schlimmste aber war, dass sich wieder niemand fand, der voranging, indem er sich wirklich wehrte. Weigl, Neuhaus, Honorat, Plea und auch Wöber, alles gestandene Profis, die Führungsrollen in einer Mannschaft beanspruchen oder das zumindest sollten: Sie alle ließen wieder einmal Borussia im Stich. Man möchte Netz oder eben auch einem immer noch sehr jungen Koné gerne ihre Fehler verzeihen, aber sie haben eben auch niemanden, der für sie in die Bresche springt.   

So langsam taugt das schwere Auftaktprogramm auch nicht mehr als Entschuldigung. Borussia steht also vor dem Heidenheim-Doppelpack richtig unter Druck. Weniger wegen des Ergebnisses gestern, als wegen der Art und Weise, wie es zustande kam. Und das lag bei weitem nicht nur an Koné.