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Das Derby ist immer wichtig. Das gehört zur Folklore in Mönchengladbach wie in Köln. Was für Folgen es hat, diese Partie nicht mit dem gebührenden Ernst anzugehen, wird einst womöglich in den Biografien der Trainer Marco Rose und Adi Hütter nachzulesen sein. Abgesehen vom Folklore-Faktor ist das Spiel 1.FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach aber an diesem Sonntag auch sportlich wegweisend. Wie der Saisonstart der beiden Teams beurteilt werden wird, wird vom Ergebnis des Derbys mitentschieden werden.

Dabei sind die Voraussetzungen bei Borussia deutlich besser. Immerhin fünf Punkte vor dem FC steht man nach sieben Spieltagen da. Außerdem ist die Stimmung im Umfeld gemessen an der bisherigen Punktebilanz ausgesprochen gut. Dass die Mannschaft erst einmal gewinnen konnte, wird ihr bis dato großzügig verziehen, stimmte doch in vielen nicht gewonnenen Spielen die Einstellung, kam man nach Rückstand gelegentlich zurück oder lieferte Spitzenteams einen großen Kampf. Dass Umbruch ist und die Erwartungen deswegen zurückgeschraubt gehören, ist aus dem Verein im Vorfeld der Saison und zu deren Auftakt mantraartig wiederholt worden und es ist augenscheinlich angekommen. Erfreulich entspannt präsentiert sich Borussia Mönchengladbach in diesen Tagen. Doch auch im Verein wird man wissen: Ein verlorenes Derby kann das alles recht schnell ändern. Borussia ist am Ende des Tages immer noch Borussia.

Gerardo Seoane kann nach der Länderspielpause personell fast aus dem Vollen schöpfen. Die Nationalspieler kamen gesund zurück, die bisher angeschlagenen Cvancara, Kramer, Weigl und Neuhaus scheinen rechtzeitig wieder einsatzfähig zu sein. Im Mittelfeld führt das fast schon zur Qual der Wahl, ist doch auch Manu Koné wieder fit. Dass der Franzose noch nicht bei 100 Prozent ist, wurde im Vorfeld des Spiels mehrfach betont, womöglich kann aber auch ein 90-Prozent-Koné beim Gewinnen des Derbys helfen.

Der Saisonstart beim 1.FC Köln ist deutlicher misslungen als bei Borussia. Aber hier wie da gehörte das Tiefstapeln schon vor der Saison völlig zurecht zum Programm. Wie Borussia so hat es auch der FC mit dem Abgang prägender Spieler zu tun: Jonas Hector und Ellyes Skhiri sind weg und konnten von der Qualität her nicht 1:1 ersetzt werden. Die finanzielle Schieflage des Teams mit dem zwischenzeitlich drohenden Transferstopp gab den Verantwortlichen nur wenig Beinfreiheit beim Umbau des Kaders. Dazu kommt, dass sich im Gegensatz zu Borussia noch keine neue Hierarchie im Team herauszubilden scheint. Der neue Kapitän Florian Kainz hatte zuletzt wegen Formschwäche mehr mit sich selbst zu tun. Die Analyse im Umfeld des Klubs fällt recht simpel aus: Wir kassieren hinten zu viele Tore und machen vorne zu wenige. Ob das wirklich hilfreich ist, sei dahingestellt. Tatsächlich ist das Team bisher nicht wirklich torgefährlich, wenngleich es sein Heil eher in der Offensive sucht. Sollte Trainer Steffen Baumgart das Spiel gegen Gladbach mit einem ähnlichen Plan angehen, liegen hier durchaus Chancen für Borussia, denn Köln ist hinten in der Tat oft eindrucksvoll offen.

Ähnlich wie bei Borussia führt man beim 1.FC Köln den Start – ein Punkt aus sieben Spielen – auch auf den ungünstigen Spielplan zurück. Sportchef Christian Keller sagt denn auch: Beginnend mit Gladbach kämen Gegner, gegen die man punkten werde, wenn die Leistung stimmt. Wie im Borussia-Park ist der Trainer in Müngersdorf bisher sakrosankt. Steffen Baumgart hat einen großen Vertrauensvorschuss bei den Anhängern, laut Vereinsführung steht das Team geschlossen hinter dem volksnahen Kappenträger. Allerdings zeigt das Beispiel Peter Stöger, dass auch der beliebteste Trainer in Köln nie allzufest im Sattel sitzt. Der FC ist am Ende des Tages immer noch der FC.

Personell hat sich die Lage bei den Kölnern etwas entspannt. Die zuletzt angeschlagenen Maina und Schmitz sind wohl rechtzeitig wieder fit. Publikumsliebling Mark Uth soll nach langer Verletzungspause wieder eine Option sein, wenngleich er inzwischen beim FC eher den Patrick-Herrmann-Status hat, also emotional wichtiger als sportlich zu sein scheint.

Mögliche Aufstellung

1.FC Köln: Schwäbe – Schmitz, Hübers, Chabot, Paqarada – Martel, Ljubicic – Waldschmidt, Kainz, Maina – Selke

Borussia: Nicolas – Elvedi, Itakura, Wöber – Weigl – Honorat, Reitz, Neuhaus, Netz – Plea – Cvancara

SEITENWAHL-Prognose

Christian Spoo: Derby wichtig, sehr wichtig. So wichtig. Borussia wie blockiert. Köln gewinnt 2:0.

Claus-Dieter Mayer: Der Derby-Fluch in Müngersdorf hält an. Die Borussia spielt gefällig, kreiert auch Chancen, verliert aber am Ende mit 3:1

Michael Heinen: Derbys sind zum Gewinnen da: 2:1 für Borussia.

Thomas Häcki: Auf jeder Seite klingelt es einmal, doch mit dem 1:1 treten beide auf der Stelle...

Michael Oehm: Ich mache es kurz: 1-3 für Borussia. Overath and out.